anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Die „junge deutsche Frauenzeitschrift Lisa“, will offenbar unbedingt von sich reden machen und versucht es diesmal mit Latrinenparolen: Sie hat Frauen und Männer befragt, ob sie sich beim Pinkeln gerne stören lassen, was sich natürlich vornehmer ausdrücken ließe, zum Beispiel so: „So schieben beim Gang zur Toilette 85 Prozent der Frauen den Türriegel vor, bei den Männern sind es nur 77 Prozent“.

Also wirklich, liebe Lisa, diese grandiose Erkenntnis hatte uns gerade noch gefehlt. Der Artikel stand natürlich fast überall, das Zitat stammt aber aus den Yahoo-Nachrichten.

Nun haben wir es: Papst-Kritiker genießen viel zu viel öffentliche Auftritte, halten sich selbst für unfehlbar, und sie sind überwiegend verbittert, alt und voller Hass. Meint Manfred Lütz, seines Zeichens Psychiater mit einem Diplom in katholischer Theologie.

Wenn man so etwas hat, versteht man den Papst natürlich besser – da kann ich nicht mithalten. Aber dass dieser Papst „in Wirklichkeit ... durch und durch modern nach innen und außen war“, werden ihm nicht einmal seine katholischen Schwestern und Brüder abnehmen – die Schwestern schon gar nicht.

Wir vernehmen mit Erstaunen, dass in „keinem anderen Land der Welt ... im Zusammenhang mit dem Papst auf so niedrigem intellektuellen Niveau (dahergeredet wird). Wir lassen uns um die Ohren hauen, dass wir Deutschen wohl irgendwelche Komplexe haben, namentlich einen „"Heiligen-Vater-Komplex", und dass wir deswegen so niveaulos sind. Ja, und wir fragen uns wirklich in all unserer Dummheit und Ignoranz, warum der Papst von Rom wohl Kondome verbietet, wenn in Afrika Millionen von Menschen an Aids erkranken und Kinder damit zu Waisen werden. Vielleicht sollte dies einen Doktor der Medizin interessieren.

Natürlich können wir nicht so schön über das Zölibat reden, nur wissen wir aus einer sehr verlässlichen Quelle mit dem Namen Bibel, dass Gott es nicht gewollt hat – und das ist nun einmal kein Unterleibsthema – da wäre schon eher die Doppelmoral bei der Homosexualität zu nennen – die wäre nämlich ein Unterleibsthema.

Nein, ich habe nichts gegen schreibende Papstfans. Sie sind mir lieber als schreibende Fußballfans. Aber ob man gleich ein ganzes Volk angreifen muss, nur weil die Menschen in diesem Land ihre Gedankenfreiheit auch gegenüber dem Vatikan deutlich machen - das sollte man vielleicht vorher überlegen, bevor man in der WamS solche Kolumnen schreibt.

Der Journalist Franz Josef Wagner dürfte, wenn man Wikipedia Glauben schenkt, in diesem Jahr noch 62 Jahre alt werden. Merkwürdig erscheint mir deshalb, dass er über das heutige Hochzeitspaar schreibt:“ es ist das Jawort ohne Hirngespinste. Ein Bräutigam in Charles' Alter braucht Fürsorge, jemanden, der nach ihm sieht. Diener schauen nicht wie eine Frau. Ob er seine Pillen gegen Bluthochdruck genommen hat und was es mit seiner Schlaflosigkeit auf sich hat und dem vermehrten Urindruck.“

Nicht eben fein von ihm, dem der Spitzname „Gossen-Goethe" anhaftet – aber WAMS-Leser mögen es ja lustig gefunden haben, zumal der Titel „Methusalem- Sex“ hieß (Prinz Charles ist 56).

Ach ja, lieber Herr Franz Josef Wagner, auch ich habe mit 58 Jahren noch einmal geheiratet. Noch irgendwelche Fragen?

Manchmal kann ich wirklich nur staunen, wie weit rückwärts gewandt unsere Gesellschaft ist. Oder sollte ich sagen „die Berliner Gesellschaft“? Oder ist es vielleicht nur die Christdemokratie, die dort den Kopf nach rückwärts dreht?

Jedenfalls hat der Nicolas Zimmer (und der ist immerhin Fraktionsvorsitzender der CDU) gesagt „"die Kirchen müssen einen festen Platz in unserem Schulsystem erhalten." Ich habe gleich zweimal Wattestäbchen nehmen müssen, um mir die virtuellen Ohren auszuwaschen: die Kirchen einen Platz im Schulsystem?

Es geht um Religionsunterricht – ein Fach, über das man streiten kann, aber nicht unbedingt muss. Wenn dieser Unterricht gut gemacht wird, kann er durchaus zum Aufbau von Werten und zum Abbau von Konflikten führen. Daraus aber abzuleiten, der Kirche einen „Platz im Schulsystem“ freizuhalten, ist für mich völlig inakzeptabel, und dies selbst dann, wenn bestehende Verträge die Region noch binden sollten.

Mehr als alles andere hat mich dann aber doch dieses stutzig werden lassen, und nun ist es wieder an der Zeit, mal die Öhrchen zu spitzen: „Derzeit erhalten die acht Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, die an Berlins Schulen unterrichten, knapp 49 Millionen Euro im Jahr.“ Nach Presseberichten dürfen sie die auch in Zukunft behalten. Nun, es macht doch nachdenklich, dass ein Land wie Berlin, das finanziell in allen Fugen knirscht, 49 Millionen Euro für den nicht durch staatliche Lehrer vermittelten Religionsunterricht ausgeben kann. Oder habe ich jetzt etwas falsch verstanden?

Der Berliner CDU-Mann Stephan Tromp hat für Schlagzeilen gesorgt: Er will die Karl-Marx-Allee in Johannes-Paul-II-Allee umbenennen. Doch damit nicht genug: Die „Junge Union“ will den verstorbenen Papst von Rom sogar zum Ehrenbürger der Stadt ernennen. Die Gebetsmühlen klingen bei der Union allerdings überall gleich: „Wie kaum ein anderer“, so klingt es aus der Berliner CDU unisono, „habe dieser Papst zum friedlichen Zusammenbruch des Kommunismus beigetragen“.

Fragt sich, ob die CDU überhaupt in der Lage ist, einmal irgendetwas zu lernen, und damit dies hier mal deutlich wird: Es gibt in Deutschland eine Menge Leute, die die CDU verdächtigen, in der Politik katholische Grundsätze durchsetzen zu wollen, und dies seit good old Connys Zeiten. Wer diese Wunden wieder aufreißt, muss sich wirklich fragen lassen, ob er das richtige Gefühl für die Stimmung im Land hat.

Dieselbe Frage muss sich allerdings auch Gregor Gysi stellen lassen. Der will zwar nicht gleich die Karl-Marx-Allee umbenennen, aber er sucht nach „einer“ Straße in Berlin, die so benannt werden kann. Ach bitte, Herr Gysi – ganz weit draußen bitte, und möglichst eine Sackgasse.

Hier gelesen:

Falls sie kein Blut sehen können: Sehen sie sich die Bilder vorsichtshalber nicht an. Wovon ich berichte? Von einem Krieg, einer Katastrophe, von einem Attentat?

Nein, nichts dergleichen – von einem neuen Sport, genannt „body suspension“ (deutsch etwa: „Körperhängen“). Man bekommt mehrere ca. 7,6 cm große Stahlangelhaken für Tiefseefische ins Fleisch gesteckt und wird daran aufgehängt. Wer es erleben will, muss (nach Presseangaben) 100 USD zahlen, wer nur zusehen will, zahlt 15 USD.

Falls sie, meine Leserinnen und Leser, nun glauben, es handele sich um einen Aprilscherz: mitnichten. Es gibt bereits eine „Suspension“-Organisation, aber falls sie weiter als bis zur Startseite klicken wollen, muss ich Ihnen auch hier sagen – sie sollten Rettungssanitäter(in), Arzt oder Ärztin oder Krankenpfleger(in) sein, bevor sie sich die Bilder ansehen.

Nachdem ich gar nicht hinaus sehen mag, wenn es so trüb ist, ein Bild der letzten Woche (aus Südbaden):

magnolien

Ich lächele immer ein wenig, wenn ich meine Suchanfragen lese. Zum Beispiel diese:

"Wie heisst Jesus ist auferstanden auf englisch"?

Falls Google inzwischen schon anders aussieht: Dieser Artikel war gemeint.

Dear Mr. (aka sehpferd),

Referring to your complaint below please note that our newsletter contains the indication that 'any destination departing from Budapest' and also another notice that all details of the promotion can be read at www.malev.hu.

Although we are very sorry if it escaped your attention, we are not in a position to offer you any compensation.

Once again we apologise for the inconveniences caused to you.

Malev Plc.
Customer Relaitons

Falls die Malév ihren eigenen Newsletter nicht lesen kann:
Just in case Malév can not read their own newsletter:

malev

Die Welt hat sich gewandelt – aber dies wird von vielen Menschen nicht wahrgenommen, weil sie in eigenen Welten leben, die durch Kommunikation nicht geweitet worden sind. Ein Beispiel ist die Geschlechterrolle.

Mein Jahrgang und einige Jahrgänge danach haben noch eine Erziehung genossen, in der das Frauenbild aus Kirche, Küche und Kinder bestand, gewürzt mit einer Prise Heiligkeit: Am besten, man betet sie an. Hinzu kam, dass man uns lehrte, Frauen seien sexuell zurückhaltend, und nur nach heftiger Belagerung des Dornenreiches mittels Edelmut und Konfekt ließe sich die Schranke überwinden, die damals noch „Schlüpfer“ hieß – ein Vorgang, bei dem man sich zuerst durch Röcke, Unterröcke und andere merkwürdige Kleidungsstücke wühlen musste. Wir lernten, dass Männer eben sehr viel Lust hätten, während Frauen eigentlich eher nie Lust hätten und nur uns zu gefallen überhaupt das Höschen herunterließen.

Wir wir wissen, hat sich das Frauenbild hinsichtlich Kirche, Küche und Kindern seither gewandelt und es hat Epochen gegeben, in denen heftigste Diskussionen über einen Vorgang geführt wurden, der als „Emanzipation“ bekannt wurde. Dieser Prozess hatte ungewöhnliche Auswirkungen – und einen Ausgang, den die Protagonistinnen der Emanzipation sich so eigentlich nicht gedacht hatten: Frauen nämlich, die unter dem geschäftsmäßig-züchtigen Blazer durchaus teure erotische Wäsche tragen, weil sie sich selbst darin gefallen – und Frauen, die mehr oder weniger aggressiv eine Sexualität leben, von der man uns früher gesagt hat, dass sie bei Frauen so gar nicht existiert.

Doch was in der öffentlichen Debatte ausgetragen wurde, ist, durchaus inklusive der Auswirkungen, in den Köpfen der Männer oft nicht angekommen: nämlich, dass es solche Frauen wirklich gibt, dass möglicherweise die Nachbarin eine solche Frau ist – aber dass sie es deswegen nicht als Schild vor der Brust trägt. Bei isoliert lebenden Frauen ist es oft anders: Sie kennen natürlich sich und ihre eigene Sexualität, aber sie glauben eben nicht, dass es vielen anderen Frauen genau so geht.

Mag sein, dass uns ab und an eine öffentliche Diskussion darüber weiter bringen kann, doch wundere ich mich über dies: in so gut wie jeder Frauenzeitschrift kann man in den Zeilen oder zwischen den Zeilen den Hunger der Frauen nach gutem Sex herauslesen. Die Sache ist also nicht neu. Warum aber, soll sie nun in Blogs so neu sein? Was ist es, was Frauen und Männer so magnetisch in die einschlägigen Blogs zieht? Trifft es zu, dass Blogger in Wahrheit Kommunikationskrüppel sind, die alleine in ihren Blogs (und als Kommentatorinnen oder Kommentatoren) einen Ausdruck finden können?

Natürlich muss man nicht alles für bare Münzen nehmen, was in den Sexblogs der Frauen steht – denn alle Blogger neigen dazu, nur dass nach außen zu kehren, was sie als schick darstellen wollen – dies trifft sogar noch auf den einen oder anderen Jammerblog zu. In Wahrheit verschweigen uns die meisten ihre wirklichen Emotionen, ihre Einsamkeiten und ihre Katergefühle – oder sie werden eben wieder so dargestellt, dass man auf lechzende Voyeure und Voyeusen hoffen darf.

Ich, für meinen Teil, lese schon lange kaum noch Sexblogs, es sei denn solche von Sexarbeiterinnen: Diese sind in meinen Augen oft – trotz aller Abstriche, die auch hier zu mache sind – wesentlich ehrlicher als die Blogs gesichtsloser Durchschnittsfrauen, die uns vorgaukeln wollen, dass Geschlechtsverkehr ihr Leben bestimmt.

Wobei mir einfällt: Blogs sind nicht die Realität, sondern bestenfalls eine Realität. Wir täten alle gut daran, diesen Unterschied einmal deutlich ins Auge zu fassen. Die Wirklichkeit entsteht durch Kommunikation – aber natürlich nur dann, wenn man auch vielfältig in die Wirklichkeiten anderer Menschen abzutauchen versteht. Ansonsten entsteht Verwirrung und Manipulation.

Ich denke, wer seine Welt der weiblichen Sexualität aus Blogs bezieht, ist ein armer Mensch, so wie jeder Mensch veramt, der sein Weltbild aus einer einzigen Quelle bezieht.

Gefragt, warum hier hin und wieder Streit ausbricht, kann ich nur dies antworten: weil sich Blogger zu oft zu wichtig nehmen. Ich streite mich, wie bekannt, auch gerne, aber ich führe diese Streitereien nur fort, wenn ich erwarte, dass am Ende noch etwas für mich herauskommt.

Nein, mein Blog ist nicht das wichtigste Blog der Welt, meine Meinung ist nicht die wichtigste Meinung der Welt, und ich selbst bin bestenfalls für mich und eine Hand voll anderer Menschen der wichtigste Mensch auf der Welt.

Mein Wunsch ist seit Jahren, dass in Blogs Menschen so zusammenkommen, wie einst in den Salons: Der Künstler lernt vom Wissenschaftler und der Wissenschaftler vom Künstler – und was für diese gilt, sollte eigentlich auch für alle anderen Menschen gelten. Nur – auch das geht nur, wenn man ohne das Dogma der Unfehlbarkeit in solche Diskussionen geht.

Mag sein, dass dieser Artikel denjenigen nicht gefällt, die immer Recht haben wollen – aber ich bin weit entfernt davon, Partei zu ergreifen – was mich nicht hindern wird, hin und wieder darauf hinzuweisen, dass eine Bloggerin oder ein Blogger nach meiner Ansicht Unfug schreibt.

Marketing-Experte Richard Edelmann, Chef eines PR-Unternehmens mit 1800 Mitarbeitern, bloggt nicht nur, sondern weiß auch, welche Blogs sich für Werbung eignen – dazu hat er die Hilfe von Intelliseek in Anspruch genommen. Die Ergebnisse sind – wen wundert es – allerdings nur für Kunden zugänglich. Hier können Sie mehr darüber lesen.

Weitaus zugänglicher ist ein Papier über Blogs, das Edelmann zusammen mit Intelliseek jetzt der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt hat: Dort werden Blogs (endlich) einmal nicht aus ideologischer, sondern aus pragmatischer Sicht behandelt. Wer alles über Blogs und deren Verwendungsmöglichkeiten wissen will, muss dieses Papier (.pdf) unbedingt lesen.

Etwas eingenartig finde ich, wie dies im Wirtschaftsblog m-e-x kommentiert wurde: „Blogger sind wichtig, wenn man daran glaubt und das auch gut verkauft. Ob das so ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Und so landet man als wichtiger Blogger irgendwann in einer, zwei, drei, x Akten“. Solche Sprüche kennen wir an sich nur von einschlägigen Linksblogs.

Also, meine lieben Kollegen von M-E-X, glaubt ihr wirklich, dass eine PR-Agentur wie Edelmann so viel Zeit und Mittel aufwenden würde, wenn man dort nicht an eine Medienrevolution glauben würde? Blogs sind freilich nur ein Teil davon, und so gesehen fällt wieder einmal etwas Licht auf das Hauptmissverständnis einiger Blogger, sie seien etwas Besonderes, weil sie Blogs führen.

Das Gegenteil ist der Fall: Blogs führen kann jeder. Etwas Besonderes zu werden ist hingegen eine Leistung – gleich, ob man mit seinem Blog eine Ware, eine Meinung oder sich selbst verkaufen will.

 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma