Die Schweizer Bahnen haben gegenüber den Deutschen einen großen Vorteil: Es gibt „stille“ Abteile, in denen keinerlei Telefon klingelt, piept, pfeift oder gar diese schrecklichen Melodien absingt, die entfernt an große Kompositionen erinnern.
Doch in Deutschland hat der Bahneisende beständig Unterhaltung, und sind es nicht die Melodien, die an sein Ohr dringen, so sind es denn die Worte: Manchmal still und bedächtig vorgetragen, sodass man nicht in Versuchung kommt, hineinzuhören: Dann ist es wichtig. Oder laut und aufgeregt, in jedem Fall aber noch drei Sitzreihen entfernt deutlich vernehmbar: Dann ist es jemand, der glaubt, wichtig zu sein.
Ab und zu nur hört man eine Frauenstimme: Die tingelnde Sägerin, die stundenlang mit ihrer Freundin darüber spricht, wo sie im nächsten Quartal gebucht ist. Oder die Leise, die offenbar das Wochenende mit ihrem Freund plant und dabei drauf erpicht ist, das öffentliche Wort doch noch privat zu halten. Letztens war da noch die durchgestylte, etwas zu stark geschminkte Schönheit, die den Mund bewegen konnte, ohne sichtbar irgendwelche Gesichtsmuskeln zu beanspruchen. Sie redete, natürlich per „du", noch schnell mit der Besitzerin einer Edelboutique: Diese möge ihr doch die Korsage schicken "jene in Pink, du weißt schon, die ich letzte Woche bei dir probiert habe". Es fiel mir nicht schwer, sie mir in der Korsage vorzustellen, denn die Schilderung war noch etwas blumiger, als ich sie hier wiedergebe - und so laut, dass ich sie nicht überhören konnte.
Geschäftsfrauen habe ich selten telefonieren hören. Vermutlich meinen sie, dass ihre Gespräche nicht an die Öffentlichkeit gerichtet sind. Ich denke sie haben Recht.
Some English:
Mobil phones sing and twitter all day - and of course that happens in trains as well. If somebody is really important, he will speak in a moderate voice, but if someone thinks that he is important, he will scream so loud that everybody can hear how important he is. Ladies use their phones in a different way: they seem to keep their secrets, private or business. Of course there are a few exceptions: last time I heard a girl ordering some underwear - the corselette in pink I tried in your shop, you remember? Well, I could really imagine how she would look like in fancy underwear.
Doch in Deutschland hat der Bahneisende beständig Unterhaltung, und sind es nicht die Melodien, die an sein Ohr dringen, so sind es denn die Worte: Manchmal still und bedächtig vorgetragen, sodass man nicht in Versuchung kommt, hineinzuhören: Dann ist es wichtig. Oder laut und aufgeregt, in jedem Fall aber noch drei Sitzreihen entfernt deutlich vernehmbar: Dann ist es jemand, der glaubt, wichtig zu sein.
Ab und zu nur hört man eine Frauenstimme: Die tingelnde Sägerin, die stundenlang mit ihrer Freundin darüber spricht, wo sie im nächsten Quartal gebucht ist. Oder die Leise, die offenbar das Wochenende mit ihrem Freund plant und dabei drauf erpicht ist, das öffentliche Wort doch noch privat zu halten. Letztens war da noch die durchgestylte, etwas zu stark geschminkte Schönheit, die den Mund bewegen konnte, ohne sichtbar irgendwelche Gesichtsmuskeln zu beanspruchen. Sie redete, natürlich per „du", noch schnell mit der Besitzerin einer Edelboutique: Diese möge ihr doch die Korsage schicken "jene in Pink, du weißt schon, die ich letzte Woche bei dir probiert habe". Es fiel mir nicht schwer, sie mir in der Korsage vorzustellen, denn die Schilderung war noch etwas blumiger, als ich sie hier wiedergebe - und so laut, dass ich sie nicht überhören konnte.
Geschäftsfrauen habe ich selten telefonieren hören. Vermutlich meinen sie, dass ihre Gespräche nicht an die Öffentlichkeit gerichtet sind. Ich denke sie haben Recht.
Some English:
Mobil phones sing and twitter all day - and of course that happens in trains as well. If somebody is really important, he will speak in a moderate voice, but if someone thinks that he is important, he will scream so loud that everybody can hear how important he is. Ladies use their phones in a different way: they seem to keep their secrets, private or business. Of course there are a few exceptions: last time I heard a girl ordering some underwear - the corselette in pink I tried in your shop, you remember? Well, I could really imagine how she would look like in fancy underwear.
sehpferd - am Samstag, 29. November 2003, 21:43 - Rubrik: zeit geschehen