Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags
Die schlechten Nachrichten zuerst: Die Welt der Blogger wird sich dramatisch verändern. Nun die Gute: Die Welt der Blogger wird sich dramatisch verändern.
Ach, sie denken vielleicht, ich hätte mein Geblubber in volltrunkenem Zustand verfasst – weit gefehlt. Aber die Zeiten ändern sich, und wenn wir dies nicht wahrnehmen, werden viele Blogs das werden, was heute schon die meisten privaten Homepages sind: Webmüll.
Wer sich an eine veränderte Welt anpassen kann, wird auch mit den neuen Zeiten für die Blogs leben können: Wurden Blogs bisher vielleicht hin und wieder einmal gelesen, wenn sich jemand ganz zufällig auf unsere Seiten verirrt hatte, werden wir in Zukunft gezielt für uns werben müssen. Wir müssen interessante Themen bieten, die einen möglichst großen Personenkreis interessieren und allen erzählen, dass die Informationen, nach denen sie suchen, eben bei uns stehen – und nicht bei der Konkurrenz.
Womit das Wort gefallen wäre: Die Blogger, die sich alle so lieb in den Armen liegen, Konkurrieren alle um Leser. Natürlich kann ich die „Zeit“ und die „Vogue“ abonnieren und vielleicht gar noch lesen, aber ich kann nicht die Zeit, die Süddeutsche, die FAZ und die Welt abonnieren und tatsächlich lesen. Also muss ich mich entscheiden – und genau so entscheidet sich der Blogleser.
Mag sein, dass heute noch gut geschrieben Webseiten gelesen werden, nur, weil sie gut geschrieben sind. Aber auch die Macherinnen und Macher der ersten Stunde müssen mittlerweile erkennen: Blogs verlangen Inhalte, sonst werden sie fad. Man kann die zickige Schülerin mit Allüren erfinden oder die allein erziehende Mutter mit Großstandcharme und Beziehungsproblemen, den Möchtegernphilosphen von der Gutmenschenfakultät oder das bloggende Ungeheuer, das alles ratzfatz um sich herum verbal erschlägt – ja, das kann man. Doch wie lange hält man es durch, dies zu sein? Menschen entwickeln sich. Eines Tages haben sie Gefühle, die sie ihrem Weblog nicht mehr anvertrauen mögen. Irgendwann entwickeln sie sich beruflich oder sehen ein, dass eine Erwerbstätigkeit keine Schande ist. Irgendwann werden sie erwachsen.
Wenn wir auf Dauer gelesen werden wollen, müssen wir irgendeine Kompetenz beweisen. Das wird zählen, und das wird uns Leser bringen. Alles andere wird langfristig untergehen – mir scheint manchmal, dass es auch gut so ist.
Da es schon Montag ist, wünsche ich einen schönen Sonntag gehabt zu haben.
Die schlechten Nachrichten zuerst: Die Welt der Blogger wird sich dramatisch verändern. Nun die Gute: Die Welt der Blogger wird sich dramatisch verändern.
Ach, sie denken vielleicht, ich hätte mein Geblubber in volltrunkenem Zustand verfasst – weit gefehlt. Aber die Zeiten ändern sich, und wenn wir dies nicht wahrnehmen, werden viele Blogs das werden, was heute schon die meisten privaten Homepages sind: Webmüll.
Wer sich an eine veränderte Welt anpassen kann, wird auch mit den neuen Zeiten für die Blogs leben können: Wurden Blogs bisher vielleicht hin und wieder einmal gelesen, wenn sich jemand ganz zufällig auf unsere Seiten verirrt hatte, werden wir in Zukunft gezielt für uns werben müssen. Wir müssen interessante Themen bieten, die einen möglichst großen Personenkreis interessieren und allen erzählen, dass die Informationen, nach denen sie suchen, eben bei uns stehen – und nicht bei der Konkurrenz.
Womit das Wort gefallen wäre: Die Blogger, die sich alle so lieb in den Armen liegen, Konkurrieren alle um Leser. Natürlich kann ich die „Zeit“ und die „Vogue“ abonnieren und vielleicht gar noch lesen, aber ich kann nicht die Zeit, die Süddeutsche, die FAZ und die Welt abonnieren und tatsächlich lesen. Also muss ich mich entscheiden – und genau so entscheidet sich der Blogleser.
Mag sein, dass heute noch gut geschrieben Webseiten gelesen werden, nur, weil sie gut geschrieben sind. Aber auch die Macherinnen und Macher der ersten Stunde müssen mittlerweile erkennen: Blogs verlangen Inhalte, sonst werden sie fad. Man kann die zickige Schülerin mit Allüren erfinden oder die allein erziehende Mutter mit Großstandcharme und Beziehungsproblemen, den Möchtegernphilosphen von der Gutmenschenfakultät oder das bloggende Ungeheuer, das alles ratzfatz um sich herum verbal erschlägt – ja, das kann man. Doch wie lange hält man es durch, dies zu sein? Menschen entwickeln sich. Eines Tages haben sie Gefühle, die sie ihrem Weblog nicht mehr anvertrauen mögen. Irgendwann entwickeln sie sich beruflich oder sehen ein, dass eine Erwerbstätigkeit keine Schande ist. Irgendwann werden sie erwachsen.
Wenn wir auf Dauer gelesen werden wollen, müssen wir irgendeine Kompetenz beweisen. Das wird zählen, und das wird uns Leser bringen. Alles andere wird langfristig untergehen – mir scheint manchmal, dass es auch gut so ist.
Da es schon Montag ist, wünsche ich einen schönen Sonntag gehabt zu haben.
andibo meinte am 14. Feb, 00:19:
müssen?
also ich MUSS nicht werben.. wozu auch?
andibo antwortete am 14. Feb, 00:41:
jaja
Qualitätsoffensive ich weiss :)
luise meinte am 14. Feb, 09:05:
Ich stimme allen Punkten zu, wenn das Ende erreicht ist, ist es vorbei, alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei und der Markt reguliert sich selbst, ob mit oder ohne Werbung und eines Tages werde sogar ich erwachsen und dann werde ich mit hochrotem Kopf mein Blog offline nehmen und versuchen, nie wieder daran zu denken. Hossa.
luise antwortete am 15. Feb, 08:30:
Wenn man nicht hellseherisch begabt ist und obendrein die ganze Angelegenheit nicht nur ernst, sondern als unerlässlich ansieht, sollte man sich mit seinen Werbeangelegenheiten an Fachleute wenden, sich ein Konzept ausarbeiten lassen und mit RTL oder SAT1 verhandeln, vielleicht ist ein 3-Sekunden-Spot zum Sonderpreis drin.
TheJinx meinte am 16. Feb, 13:29:
Äh, ich muß gar nichts. Ich habe eine private HP, die gut besucht ist, die ich jedoch ausschließlich zu meinem eigenen Vergnügen betreibe. Es freut mich natürlich, dass sie auch anderen Leuten Spaß macht, jedoch stellt das nicht ihre Existenzberechtigung dar. Ebenso ist es mit den Weblogs: ich denke mal, die meisten schreiben sie, weil sie Spaß daran haben. Wieso also Werbung? Qualität, egal ob bei fachlichen Informationen oder bei täglichem Geplauder im Kolumnenstil wird sich bei den Lesern durchsetzen, keine Frage. Aber auch Weblogs (und Homepages), die solch hohen Ansprüchen nicht genügen, haben ihre Existenzberechtigung. Warum? Weil es Spaß macht.
sehpferd antwortete am 16. Feb, 19:23:
Ach Herr Jinx,
auch ein Aquarianer, der zu seinem Privatvergnügen Guppys von großer Farbenpracht züchtet, hat seine „Existenzberechtigung“. Bei der Diskussion hier geht es aber um ganz andere Dimensionen: Nämlich, über Blogs Einfluss auf Wähler, Konsumenten und andere Zielgruppen zu bekommen. Die Aussage, die meisten würden schreiben, weil sie Spaß daran hätten, ist zwar wahr, aber im Grunde belanglos – setzte doch bitte für „schreiben“ einmal „kochen“ oder "frisieren“ oder „programmieren“ ein – dann wird dies klar: Es fehlt die Ergänzung (... und damit zu Ehre, Ruhm oder am besten zu Geld zu kommen). Oder denken sie, lieber Jinx, schreiben, informieren und beeinflussen sei nur so eine Art Hobby?
Es grüßt aus den Algen das Sehpferd
david ramirer meinte am 16. Feb, 20:33:
was mir in ihrem text
auffällt, ist das "wir".ein starkes "wir"-gefühl ist unter den bloggern kaum vorhanden. "die" blogger gibt es ebensowenig wie es "die" journalisten gibt, und wenn ein blog verschwindet, verdient er es wohl genauso wie eine zeitung, die nicht mehr gelesen wird.
werbung "für die blogger" wird "man" nicht (und "wir" auch nicht) machen können: dafür ist das produkt viel zu schwammig und undefiniert (und das ist gut so).
für printmedien kann man auch kaum allgemein werben. da fällt ja sonst von der "BILD" bis zur "FAZ" und der "neuen Zürcher" alles drunter, und das wäre für vernünftige Werbung unmöglich zu promoten.
sehpferd antwortete am 17. Feb, 07:05:
Anderer Meinung
Blogger gehören, anders als Journalisten oder Zeitungen, nicht zu einer Gruppe, von der sich die Gesellschaft ein scharf umrissenes Bild macht – insoweit tauchen sie als Gruppe nicht deutlich hervor. Indessen glauben einzelne Angehörige der Blogger-Szenerie schon, dass „wir“ eine Einheit bilden, zum Beispiel eine „starke“ Gegenmacht bei der Verbreitung von Nachrichten (man lese nur bei Don Alphonso nach). Auch wird gerne behauptet, dass amerikanische Blogger eine „große Bedeutung“ im US-amerikanischen Wahlkampf hatten. Gelobt wird ferner ihre ungeschminkte, sofortige und angeblich wahrhaftige Berichterstattung im Irakkrieg und bei der asiatischen Flutkatastrophe. Dem Rest Ihres Beitrags, lieber Herr Ramirer, ist generell zu widersprechen: Zwar ist das Produkt „Blogs“ schwammig, und wie bereits gesagt, auch undefiniert, aber das bedeutet keinesfalls, dass es nicht vermehrt die Öffentlichkeit gebracht werden kann. Auch dafür gibt es Beispiele, oder muss ich an die (vielleicht ungewollte, aber das ist gleichgültig) Promotion des Spreeblicks durch SAT 1 erinnern? Journalisten können Blogs selbstverständlich populär machen, indem sie diese erwähnen. Auch im bereits erwähnten US-Wahlkampf sind die Leser nicht völlig zufällig auf die Blogs gestoßen, die für einen bestimmten Kandidaten werben.
Was nun den letzten Satz betrifft: Selbstverständlich kann man für Printmedien allgemein werben, und selbstverständlich gezielt für ganz bestimmte. Wenn es darum geht, dafür zu werben, Zeitungen zu lesen (allerdings online, aber immerhin) haben doch die Google-News einen ganz entscheidenden Beitrag geleistet. Oder zählt das bei Ihnen nicht zur Promotion?
david ramirer antwortete am 17. Feb, 18:44:
ja, ich bin anderer meinung,
aber ist das ein grund, meinem beitrag "generell zu widersprechen" ???weil bloggen sich in weit überwiegendem maße (und das macht die qualität aus) im non-profit-bereich-bewegt. daher ist promotion sicherlich - da gebe ich ihnen recht - über journalisten möglich, und passiert auch immer wieder (weil die ja auch über was aktuelles berichten müssen, und blogs sind das).
ich sehe nur den sinn hinter der werbung für blogs allgemein nicht - weil es "den" blog eben nicht gibt.
einzelne blogs können und werden natürlich beworben, durch mundpropaganda, links und neugier. ob das bewusster geschehen soll, muss wohl jeder blogger für sich entscheiden.
in meinem letzten satz sagte ich "kaum" bewerben, weil das wohl "kaum" wer machen wird. aber dass es theoretisch geht, ist mir schon klar. bezüglich "bloggs bewerben" bewegen wir uns in einem ähnlich theoretischen bereich, weil "das bloggen" keine qualität an sich ist. es ist vielmehr ein neuer aspekt des gegenwärtigen lifestyle, eine software, ein teil unser aller immer digitalerer leben.
ich finde sehr schön, dass sich das bloggen - gleich von beginn weg - dem kommerzialismus so erfolgreich verweigert. und dennoch - und deswegen - lebt. so sehe zumindestens ich das.
sehpferd antwortete am 18. Feb, 11:35:
Ein Einspruch
Ich versuche gerade, ebenso vehement wie offenbar erfolglos, meine Leser davon zu überzeugen, dass sich Blogs im Wandel befinden. Ich kann nichts daran ändern, wenn man dies als Blogger entweder nicht wahrnehmen kann oder aber nicht wahrnehmen will. Die Grasswurzelbewegung der ersten Tage ist im Begriff, sich zu einem Medium zu wandeln, das allenthalben Interesse findet: Dieses Interesse lockt aber auch Parteien, Institutionen, Wirtschaftsunternehmen und andere Interessengruppen an. Allein diese Tatsache wird den Stellenwert des Bloggens verändern, und die konservativen Blogger unserer Tage können sich darauf einstellen oder nicht. Ist das wirklich so schwer zu begreifen?Soweit zum Thema, dass sich das Bloggen "dem Kommerzialismus so erfolgreich verweigert".
david ramirer antwortete am 18. Feb, 12:46:
geben
sie doch nicht so rasch auf, liebes sehpferdchen!ebenso "vehement" wie "erfolglos" sind sie doch gar nicht... manche haben in die diskussion eingestimmt, einige haben ihnen rechtgegeben, andere ihnen widersprochen. ich glaube nicht, dass sie irgendwen (zumindest mich nicht) überzeugen müssen, dass sich webloggs im wandel befinden, denn das ist offensichtlich und braucht gar nicht weiter erörtert werden: klarerweise verändern sich webloggs genauso wie alles andere sich auch ständig verändert (und dadurch in gewisser hinsicht dauernd gleichbleibt).
aber ob die jetzt endlich das bloggen registrierenden wirtschaftszweige und parteien da so viel mitmischen werden, wage ich (auch auf die "gefahr" hin, dass sie mich als schwer von begriff einordnen) zu bezweifeln - und das muss mir zustehen.
die wirtschaft und die politik (ist da ein unterschied?) versucht alles, wo mehrere menschen damit zu tun haben, irgendwie für sich zu gewinnen, und das ist auch legitim und nachvollziehbar. aber, ehrlich gesagt: es krazt mich sehr wenig, und der mehrheit der blogger (das vermute ich) geht es genauso. die paar "edelblogger", die ihre inhalte zum stürzen von wirtschaftführungskräften einsetzen, und somit nur den journalistischen pflichten nachkommen, die die medien mangels mut nicht mehr wahrnehmen können, seien an dieser stelle herzlich gegrüßt; aber ich lese euch trotzdem nicht.
sehpferd antwortete am 18. Feb, 13:42:
Lächel ...
Lassen wir's genug sein - es gibt wohl unter den Bloggern mehrere parallele Ansprüche und ebenso viel Wirklichkeiten. Und keine Angst: ich gebe (fast) nie auf.
dus meinte am 18. Feb, 09:55:
hatten wir das nicht schonmal vor ein paar monaten?in der art...