anstoss

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Ich muss mich leider korrigieren. Hatte ich meinen Leserinnen und Lesern vor einiger Zeit angekündigt, dass ich von nun an hier mit einer täglichen Presseschau vertreten sein werde, so muss ich jetzt einen Rückzieher machen: Die „Presse Zusammenfassung“ wird es nicht mehr geben. Das liegt einerseits an mir, weil ich nicht jeden Tag ein paar Wörter in immer wieder ähnlichen Sätzen ändern will, andererseits aber auch an meiner Quelle, die sich oftmals als fragwürdig erwies.

Ich werde deshalb ab sofort nicht mehr so weit gefächert über die Nachrichten aus Deutschland berichten, sondern mir lieber mehr Zeit für die herausragenden Tagesereignisse nehmen. Die neuen Kategorien werden ab 1. März 2005 etwa so aussehen:

religion im blick
blog nachrichten
deutschland im blick
erotik nachrichten
kult(ur) im blick
europa im blick
fotografie im blick
papierkorb nachrichten
rück blick
wirtschaft im blick

Meine bisherigen Kategorien werden nach und nach umbenannt, die beiden Sparten „blog nachrichten“ und „erotik nachrichten“ können schon jetzt per RSS abonniert werden.

Wenn sie meinen, dass eine Kategorie fehlt, scheuen sie sich bitte nicht, mir dies per Email mitzuteilen.

Zwei geschasste Tierpflegerinnen, 47 und 48 Jahre alt, versuchen nach Presseberichten in mehreren Lokalzeitungen, eine Entschädigung dafür zu bekommen, dass sie gezwungen wurden, im Rahmen ihres Beschäftigungsverhältnisses ihre nackten Brüste vorzuzeigen. Freilich war der Lüstling, dem sie dergleichen angeblich zeigen sollten, weder männlich noch menschlich: Es handelte sich um eine Gorilla-Dame, die berühmte Koko, die über 1000 Wörter in menschlicher Zeichensprache verstehen und anwenden kann.

Von der Gorilla Foundation, bei der die beiden Damen angestellt waren, war lediglich zu hören, die Damen würden die Behauptungen nur aufstellen, um mehr Publicity für ihren Arbeitsgerichtsprozess zu bekommen. Der Streitwert liegt insgesamt bei ca. einer Million US-Dollar.

Gelesen bei News24.

Ausgerechnet eine Nixe wird das neue Markenzeichen von Beate Uhse werden - dies konnte man heute bei InfoSat lesen. Die feuchte Dame soll für „sendereigene Markenwerte wie Natürlichkeit, Körperbewusstsein, Freizügigkeit und Spaß“ stehen. Merkwürdig – ganz früher sagte man den Nixen nach, sie würden Seeleute durch falsche Liebesversprechungen an den Grund des Meeres zerren und dort jämmerlich ersaufen lassen – und außerdem fragen wir uns natürlich alle, wie denn eigentlich das Sexualverhalten von Meerjungfrauen wirklich ist. Vielleicht leistet Beat Uhse ja noch Namhaftes zur Aufklärung.

Ein russischer Wissenschaftler will nach Presseberichten ein musikalisches Kondom entwickelt haben. In Wirklichkeit soll es sich um ein mit Sensoren ausgestattetes Kondom handeln, das die Heftigkeit des Geschlechtsverkehrs an ein Nachtschränkchengerät sendet, mit dem wieder die Musik reguliert wird. Stand in der SUN, und ich las es in der Krone.

Die Christenunion sieht in ihrem potenziellen Koalitionspartner, der FDP, offenbar keine selbstständige politische Kraft, sondern einen dummen kleinen Jungen, den es zu erziehen gilt: Was FDP-Wähler wollen, entscheidet der Papi, und der heißt wundersamerweise Edmund Stoiber, und er: „Jedes Wackeln und Zwischengeräusche verunsichern potenzielle FDP-Wähler“.

Hoffentlich verunsichern die ständigen ungebeteten Zwischenrufe aus Bayern nicht auch die CDU-Wähler.

Hatte man gestern noch Sympathien für den Unglücksraben Peter Harry Carstensen, der sich schon als Ministerpräsident sah, so verscherzt er sich dies heute damit, ein schlechter Verlierer zu sein. Dass seine Partei zwar an Stimmen gewonnen hat, an der Macht aber vorbeischrammte, will er noch nicht wahrhaben, und so tönt er vollmundig, dass eine Rot-Grüne Regierung eine „Katastrophe für mein Land" wäre.

Für mein Land? Haben wir das richtig gehört, Herr Peter Harry Carstensen? Fall sie, lieber Herr Möchtergern-Ministerpräsident, noch ein Land suchen, das ihr Land ist: Es sind noch ein paar Südseeinseln zu verkaufen. Für den Rest der Schleswig-Holsteiner dürfte es noch immer heißen: Unser Land.

Neben den vielen Kommentatoren anderer Medien erweist sich auch der Heise-Kommentator des Zeitgeschehens als ziemlich naiv. Dort heißt es: „Derzeit wird das Bloggen als neueste Killeranwendung im Internet über den grünen Klee gelobt und mit Business-Modellen aller Art beworfen, wobei der Dummheit keine Grenzen gesetzt sind“. Richtig daran ist lediglich, dass die Blogs neuerdings von Leuten über den grünen Klee gelobt werden, die nichts davon verstehen.

Doch die Business-Modelle werden wahrscheinlich eine bessere Zukunft haben, als es manchem Blogger lieb ist: Das Werbe-Blog hat durchaus eine Chance, und das PR-Blog auch: Gute Geschichten zu schreiben, in denen bestimmte Produkte gut wegkommen könnte eine der Verwendungsmöglichkeiten sein – wahrscheinlich würden es die Liebhaber der Umarmungsblogs gar nicht einmal merken. CDs werden ohnehin schon reichlich über Weblogs empfohlen, ohne dass auch nur der kleinste Verdacht aufkommt, Promotion betreiben zu wollen.

Fazit: Zwar mögen der Dummheit keine Grenzen gesetzt sein, aber der Klugheit eben auch nicht.

Nach Informationen der Wochenzeitschrift DER SPIEGEL hat die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ anlässlich des UNO-Informationsgipfels vier Blogger zu einer Informationsveranstaltung in einem Cafe des Genfer Bahnhofsviertels eingeladen. Bei den Blogger handelt es sich um Bürger, die in ihren Heimatländern verfolgt werden, weil sie darauf beharren, von ihrem Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung im Internet Gebrauch zu machen.

Der Münchener Merkur macht sich Gedanken über Blogs. Dort schreibt Dominique Salcher unter der Überschrift „zweifelhafte Nabelschau“ über das Für und Wieder der Blog. Als „Pro“ wird dabei die Authentizität und Unabhängigkeit der Blogger gewürdigt, als Kontra den Zweifel am Wahrheitsgehalt. Außerdem heißt es, dass es sich bei vielen Blogs um eine „zweifelhafte Nabelschau“ handle.

Die Zeitung geht dann der Frage nach, ob Weblogs ihre Unschuld (gemeint ist die wirtschaftliche Unabhängigkeit) verlieren würde. Indessen wären hier gründlichere Recherchen gefordert, denn selbstverständlich gibt es bereits PR-Blogs: dagegen spräche auch nichts, wenn von vornherein klar wäre, wer hinter den Blogs stünde: Im erwähnten GM-Blog geht dies nach meiner Meinung klar aus den Beiträgen hervor.

Wesentlich unklarer ist dies bei politischen Blogs, bei denen immerhin die Möglichkeit besteht, dass sie von Sponsoren „ferngesteuert“ werden, ohne dass gleich der Parteiname erwähnt wird. Auch im kulturellen Bereich scheint sich eine Art „Kooperation“ zwischen Produzenten und Vertreibern von Kulturgütern und anzubieten: „43 Things“ lässt grüßen – aber auch hier haben wir es nur mit dem Beginn einer Entwicklung zu tun, deren Ende noch gar nicht abzusehen ist.

Mein privates Fazit: der „Merkur“ kratzt gerade mal an der Oberfläche. Die wahren Informationen über Blogs werden wir demnächst ohnehin weder unter den Rubriken „Computer“ noch unter „Vermischtes“ wieder finden – ja nicht einmal im Kulturteil. Sie werden im Wirtschaftsteil der Zeitungen stehen..

Manchmal kann man schon lächeln über die Berichterstattung der deutschen Presse, dann nämlich, wenn sie die Meldungen für entscheidend hält, die sie besonders häufig verbreitet.

So lesen wir heute vielfach, dass die Grünen „trotz der Visa-Affäre“ hinzugewonnen hätten. Trotz der Visa-Affäre? Glauben die deutschen Zeitungen wirklich, dieses aufgebauschte Gedöns könnte die Wähler wirklich beeinflussen? So blöd ist der Wähler nun auch wieder nicht, um sich von dem CDU-Getöse in seiner Meinungsbildung umblasen zu lassen.

Wie gut, wen man schreibt „wenn alles so bleibt“. Es blieb nicht so, und gegen Mitternacht war der Regierungswechsel in Schleswig-Holstein vorerst einmal wieder vom Tisch. Heide Simonis sei es gegönnt, denn sie hat gute Politik gemacht, doch heißt der Wahlverlierer einmal mehr FDP – und vor allem sie wird sich grämen, während die CDU erst einmal abwarten kann – so groß wäre ihre Mehrheit nun auch nicht gewesen, dass man mit Freude hätte regieren können.

 

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