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Was nicht falsch ist, muss nicht unbedingt richtig sein – nach dieser Maxime und mit dem Seitenblick auf neugierige Leser titelte gerade die Wochenzeitung DIE ZEIT etwas reißerisch „Nur die Reichen werden reicher“. Im Text freilich – dies muss man der ZEIT zugute halten, wird dieser Hohlspruch wieder relativiert. „Reicher“ sind nämlich vor allem die wohlhabenden Haushalte im Osten geworden, wo das Vermögen des „reichsten Viertels“ sich seit 1993 fast verdoppelt hat. So wächst denn auch die „Kluft“ zwischen Arm und „Reich“ nur im Vergleich – die Anzahl der so genannten „reichen Haushalte“ mit mehr als 150 Prozent des Durchschnittseinkommens wuchs mal gerade von 12,3 auf 12,4 Prozent – kein Grund also, in Deutschland eine Neiddiskussion anzufangen –das tut die ZEIT auch nicht, denn bis auf die Überschrift stimmt alles.

Mich wundert, dass Bezieher von mehr als 150 Prozent des Durchschnittseinkommens in Deutschland bereits als „reich“ gelten, während die Armutsgrenze bereits bei 50 Prozent beginnt. Das sind immerhin noch 1177 Euro – kein fürstliches Einkommen, aber immer noch mehr als das Dreifache dessen, was einem durchschnittlichen ungarischen Bürger übrig bleibt.

Korrektur nach Neuberechnung.

Letztes ermiiteltes Durchscnittseinkommen in Ungarn: 84.000 HUF (etwa 340 Euro) entspricht weniger als einem Drittel des deutschen "Armeneinkommens".
Randolph Carter meinte am 12. Aug, 12:40:
Na, wenn wir hier ungarische Preise für Wohnen und Essen und ungarische Steuern hätten, dann wäre es ja auch wieder ok. Ist es nicht noch verwegener als das was DIE ZEIT tut, derartige Vergleiche zu ziehen?
Ausserdem, genau darum geht es ja: dass sich das Vermögen der "Reichen" verdoppelt hat, "die Reichen" aber nur nur 0,1% zugenommen haben. Ergo, werden die Reichen immer reicher, und in der Anzahl nicht mehr.
Die Arm- und Reichdefinition ist übrigens absolut ok, der Abstand von "Arm" zu "Normal" ist ebenso groß wie der Abstand von "Normal" zu "Reich". 
creature antwortete am 12. Aug, 13:22:
dieses faktum muß man miteinbeziehen, viele menschen aus dem östlichen teil österreichs fahren nach ungarn zum friseur, zahnarzt, mechaniker, und einige haben sich dort häuser gekauft oder ferienwohnungen gemietet weil die preise im vergleich zu hier lächerlich niedrig sind !
1177€ netto ist bei uns ein gutes einkommen..! 
sehpferd antwortete am 12. Aug, 14:42:
Die Preise ...
Manche Preise sind zwar außerhalb Budapests teilweise erheblich niedriger als in der Bundesrepublik, aber dies gilt weitgehend nur für Landesprodukte und Dienstleistungen.

Was nun aber Wohnung und Auto angeht, kann ich keine erheblichen Unterschiede feststellen. Auch die Kosten für Kleidung, die westlichen Standards entspricht, sowie für fast alle technischen Geräte entspricht dem Niveau in Österreich oder Deutschland - von den Sollzinsen einmal ganz zu schweigen: Sie würde kein Mensch in Deutschland oder Österreich akzeptieren.

Und falls ihr noch mal nachrechnen wollt:

Das monatliche Durchschnittseinkommen eines Ungarn liegt bei 84.000 HUF, etwa 340 Euro. Wenn wir richtig rechnen wollen, müssen wir nicht bis zur Armutsgrenze, sondern bis zum deutschen Durchschnittseinkommen rechnen - und dann kommen wir sehr, sehr schnell darauf, dass ein Ungar etwa ein Sechstel dessen an Geld zur Verfügung hat, was ein statistischer Durchschnitts-Deutscher hat und nur etwa ein Drittel dessen, was ein "armer" Deutscher nach Hause trägt.

Ach ja, und die Steuern: Sie betragen beim Durchschnittseinkommen ca. 30 Prozent, plus Sozialversicherungsbeiträge. Noch Fragen? 
Randolph Carter antwortete am 12. Aug, 16:15:
Ja, noch Fragen.
Wieso verhungern dann nicht die Leute in Lettland, die nochmal weniger haben (nämlich € 270 im Schnitt/pro Monat). Im Vergleich zu Menschen in Kamerun (für die es bei Auto oder Bosch-Kühlschrank auch keinen Unterschied zu Ungarn gibt....), die nur ca. € 21/Monat verdienen sind Ungarn stinkreich. (Und dann ist der Vergleich ja auch zulässig, wenn man Ungarn mit D vergleichen darf, oder ;> )
Im Übrigen sieht der "Ungarische Warenkorb" so aus:
1 kg Bananen ca. 70 Cent
1 Brötchen ca. 5 Cent
1 Paar Jeans zwischen 10 und
15 Euro
Ein normales Essen im Restaurant: 3 bis 5 Euro
Friseurbesuch 4 bis 8 Euro
Miete für eine Wohnung im öffentlichen Wohnungsbau von etwa 60 qm kostet im Monat 40 Euro. Durchschnittseinkommen ungefähr 350 Euro im Monat.

Wenn ich von € 350 nur ca. 15% für die Miete abdrücken muss, und mir für ein "Armengehalt" ca. 40 Friseurbesuche kaufen kann, dann geht es mir gut. In D bekommt man dafür "nur" 10 Friseurbesuche und für ´ne Wohnung gehen 50% des Einkommens von ca. € 1100 locker drauf, wenn man nicht gerade in Hoyerswerda wohnt.
Ach, übrigens.... ich führe solche bekloppten Vergleichsdiskussionen mit Verwandten in Ungarn -die nur sehen, dass ich x Euro verdiene, aber nicht, dass sie nur ein zwangzigstel von meiner Miete und ein fünfzigstel von meinen Nebenkosten zahlen und deswegen glauben, in Deutschland ist jeder reich- seit Jahrzehnten. Na, und bei 30% Steuern würde ich vor Freude Luftsprünge machen. 
sehpferd antwortete am 12. Aug, 17:51:
Hatte ich vergessen ...
... zu sagen, dass ich mich sehr häufig in Ungarn aufhalte? Dort auf Märkten einkaufe und die Mietpreise (außerhalb des sozialen Wohnungsbaus) recht gut kenne? Nein? Dann hole ich es hiermit höflicherweise nach.

Ich entschuldige mich bei jenen, die ich löschen musste, um die Kommentare des Isenberg hier im Sinnzusammenhang zu löschen. Er ist in meinem Blog als Kommentator unerwünscht.

Ich schrieb bereits vor einiger Zeit:

"Meine Beiträge werden auch ohne Kommentare gelesen. Wer Fehler findet oder anderer Meinung ist, darf gerne dennoch kommentieren. Alle anderen mögen aber bitte die Maus vom Kommentarfeld nehmen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, gelöscht zu werden."

Bitte merken. 
Randolph Carter antwortete am 12. Aug, 19:19:
Keine Einwände
was mich betrifft. Der Kommentar hatte auch keinen Sachbezug.
Naja, und ich habe Sippschaft in Ungarn, und -wie erwähnt- die haben schon immer nur -früher- DM in Ft. umgerechnet und dann ihre Preise veranschlagt und dann so getan, als wäre die BRD das Land der Reichen, wo sogar der Müll mit ´nem Daimler abgeholt wird. (Was in meiner Region auch stimmt, denn auf den Mercedes-Nutzfahrzeugen ist der Stern eben auch drauf....)
Wenn man es sich aber genau betrachtet, dann kann man "Armut" doch wirklich nur im Bezug auf den Gesamtkontext definieren. In Venezuela ist jemand mit 300 Euro/Monat ein gemachter Mann, in Litauen gut verdienend und in Deutschland Obdachlos. 
sehpferd antwortete am 12. Aug, 19:49:
Ist ja in Ordnung ...
.. . dennoch bleibe ich dabei, dass ich für mein tägliches Leben in Budapest bei gleicher Lebensqualität mindestens 70 Prozent dessen brauche, was ich in einer bundesrepublikanischen Großstadt ausgeben würde. 
 

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