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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Die Politik dümpelt vor sich hin, und wir tun es auch. Wahl war gestern, Staatsbürger war man gestern, Öffentlichkeit war man gestern. Heut bastelt man wieder daran, in der kleinen Welt der Blogs wieder seinen Rang einzunehmen. Bitte schön, liebe Bloggerinnen und Blogger – tun Sie, was sie nicht lassen können, aber eines sage ich Ihnen allen dazu: Ich mache da nicht mit.

Ich habe diese Seite vor kurzem wieder ein wenig umgestellt: auch, um zu demonstrieren, dass ich nicht für alle und für alles zu haben bin. Die Bloggerszenerie wird mir nach und nach immer gleichgültiger, weil ich nun so ganz und gar nicht dazugehören will: Blogs sind, von Ausnahmen abgesehen, einfach nicht ernst zu nehmen. Da mag sich jeder bespiegeln und sehen, ob er in die Nische passt, in den ich sie oder ihn jetzt stelle. Es kommt, wie immer, auf die Ansprüche an. Wer aber seine Stimme erheben will, wer wichtig werden will und nicht nur so erscheinen, wer Öffentlichkeit darstellen will und nicht nur so tun, als sei ein Blog bereits die Öffentlichkeit schlechthin, der muss umdenken.

Die politischen Bloggerinnen und Blogger? Sie sind, mit Verlaub, ein zusammengewürfelter Haufen ziel- und planloser Egoisten. Da werden nachrichten aus der Tagespresse völlig unqualifiziert herausgerissen, um zu beweisen, wie richtig die eigene Ideologie ist – und wenn gar keine seriösen Presseorgane mehr zur Verfügung stehen, dann bedient man sich eben der kommunistischen Presse. Welchen Wahrheits- oder Bedeutungsgehalt deren Meldungen haben, interessiert doch gar nicht – ein typisches Beispiel für diese Methode ist zum Beispiel der Schockwellenreiter.

Er ist allerdings nur ein Beispiel für eine ganze Gruppe von bloggenden Dinosauriern, die ihren kindischen Trotz gegen die Republik und ihre Repräsentanten hinausschleudern. Im Grunde sind es Ritter von der traurigen Gestalt, die ihr Pferd vom Schwanz her aufgezäumt haben: Die Augen nach vorne gerichtet, laufen ihr Pferde rückwärts. Fortschritt liegt bei ihnen immer hinten, es sei denn, Technik wäre betroffen: Da glänzen denn die Äuglein dieser Falschspieler wieder, gerade so, als ob die Entwicklung neuer Technologien nicht dem gleichen Kapitalismus entspringen würde, gegen den sie in ihren Blogs wettern.

Negativ sein, nicht dabei sein wollen, nicht deutsch sein wollen und nicht europäisch: die meisten der deutschen selbst ernannten „Spitzenblogger“, betreiben gemeinsam ein falsches Spiel: Sie gaukeln den Lesern des neuen Mediums „Blogs“ vor, man müsse so sein, wie sie selbst sind, wenn man „Blogs“ machen würde – links, technikversessen aber ansonsten bar jeder Bindung an die tatsächliche Welt.

Es ist zu bezweifeln, ob man tatsächlich Leserinnen und Leser erreichen will – meist reicht es, sich gegenseitig hoch zu loben, zu zitieren und sich miteinander zu verlinken: dadurch wird Popularität gewillkürt. Die tatsächliche Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger ist ihnen längst entronnen: Blogger sind in der Regel Versager an der Realität, und sie sprechen schon deswegen kaum noch einen Menschen an, der in diese Realität eingebunden ist.

Politische Bloggerinnen und Blogger schreiben sich die Demokratie immer ganz oben auf die Brust. Doch wenn es an die wirkliche Demokratie geht, die mehr ist als die Scheinwelt ihrer Blogs, versagen sie. Vor allem vergessen sie, dass man den Menschen in der Republik Mut machen muss. Redakteure tun dies, um junge Menschen an das Medium „Zeitung“ heranzuführen – sie lernen dabei ein gutes Stück Demokratie kennen. Vergleicht man, damit, was die meisten Blogger tun, so wird der Unterschied zwischen „positiver“ und „negativer“ Geisteshaltung blitzartig deutlich – und auch, wer tatsächlich für die Demokratie eintritt.

Womit ich heute beim Punkt wäre: Auf der einen Seite pulsiert das Leben – auf der anderen Seite dümpeln die Blogs. wer der Meinung ist, dass dies gut ist, mag dabei bleiben. Ich sage jedenfalls: Es ist schlecht, denn es schadet allen, die irgendein Blog führen. Denken sie doch bitte daran: Niemand ist in erster Linie Blogger. wir sind alle zunächst und vor allem etwas Anderes. Wem das nicht in den Schädel geht, dem ist vermutlich nicht mehr zu helfen.

Noch ein Wort zum Blogsterben: Des Lebens und der Liebe Wogen verschieben das Weltbild der Menschen bisweilen. Das mag hingehen. Aber es zeigt auch, dass Blogger und Bloggerinnen sich eben nicht am Leser und seinem Informations- und Unterhaltungsbedürfnis orientieren, sondern ausschließlich an ihrem Spiegelbild – und das ist zu wenig – viel zu wenig.

Sagte ich das alles nicht schon irgendwann? Natürlich. Doch ich wollte es noch einmal erwähnen, bevor für die Dinosaurier der Blogs die Dino-Götterdämmerung anbricht: Sie sollen nicht eines Tages sagen können, niemand hätte sie davor gewarnt, dass Scheinwelten ein sehr begrenztes Leben haben.

(geringfügig überarbeitet am 04.Oktober 2005)
 

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