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Früher waren die Dinge einfach: Weibliche Personen konnte man in den ländlichen Gegenden und Vorstädten noch generell als „Deerns“ bezeichnen, und „die Deern“ konnte noch die Tochter oder die Bürohilfe sein – und wenn man unter sich war, dann waren „Deerns“ eben alle Fruenslüd* überhaupt, die noch diesseits der Vierzig waren. Das galt sogar noch in den 60er Jahren, wenigstens dort, wo man noch Mischings* sprach.

Nach und nach, vor allem im Stadtteil Schwachhausen* und bei den besseren Bürgersfrauen anderwärts kam sowohl die Bezeichnung „Deerns“ wie auch „die Deern“ und „Min Deern“ in Verruf, und auch der statt dessen gebrauchte hochdeutschen Monsterbegriff „Mädchen“ wurde nicht mehr gerne gehört: Statt „Sach mal dem Mädchen in der Zentrale“ musste man nun sagen: „Sagen Sie bitte der Dame in der Zentrale“, auch, wenn die gar keine Dame war sondern bestenfalls eine Frau vom Buntentor*.

Na gut, dann eben keine Deerns mehr und keine Mädchen. Vor allem aber keine Weiber, wie die Jugend im Unterschichtjargon sagte. Frauen? Ja, das könne man sagen, aber manche Frauen seien eben Damen, darauf müsse man achten. Also Damen? Irgendwie auch nicht, denn manche von ihnen sind einfach Frauen. Außerdem, so wusste man, kam es sehr darauf an, ob man „Damen“ mit hellem „a“ oder mit dunklem „a“ aussprach. Die mit dem hellen „a“ waren die Damen der Gesellschaft, die mit dem dunklen die „Damen des Gewerbes“, wie man noch zurückhaltend sagte.

Na schön. Und wie verallgemeinere und wie differenziere ich nun? Mit „weiblichen Personen“? Ach du lieber Schreck. Dann schon lieber mit Frauen. Sage ich „junge Frauen“, dann denken die Leute an Frauen zwischen 20 und 30 – da stimmt die Sache vielleicht noch. Wenn ich aber ganz junge Frauen meine? Ich darf nicht wagen, die „Fräuleins“ zu schreiben oder gar „Jungfern“, also schreibe ich „junge Mädchen“? Das sind dann die 13– bis 21-Jährigen. Eigentlich sind es dann ziemlich alte Mädchen, nicht wahr? Ich staune – die noch jüngeren heißen „kleine Mädchen“ – „das ist noch nichts für kleine Mädchen“ sagt dann die Mutter. „Alte Mädchen“ sind als Begriff auch schon besetzt und „große Mädchen“ waren einst solche, die vom Schulmeister oder den Eltern gelobt wurden, inzwischen etwas gescheiter geworden zu sein. Schulmädchen? Um des Himmels willen – nur nicht, da komme ich in Konflikt mit alle jenen, die bei „Schulmädchen“ gleich Hintergedanken haben – schließlich können „Schulmädchen“ auch jünger als 13 sein. Überhaupt – Mädchen. Sächlich, Singular und Plural. „Die kleine Magd“, das Mägdelein – der Begriff zeugt nicht gerade von Respekt und ist am besten noch beim „Hausmädchen“ aufgehoben.

Ach, sie dachten gerade, dafür gäbe es doch Begriffe? Früher ja. Da sagte man noch „Backfische“ – symbolisch für Frauen also, die man besser ins Wasser zurückwarf, als sie zu fangen. Das sind heute eben die „Teenager“ – ein selten blödes Wort, weil es keine Beziehung zur deutschen Sprache hat. „Zehntalte“ wäre etwa die korrekte Übersetzung, also Frauen, deren Alter auf „zehn“ endet.

Wissen sie was? Am liebsten würde ich wieder „Deerns“ sagen – für alle unter 50. In angelsächsischen Ländern ist es zwar flapsig, aber populär, „Girls“ zu sagen – Mädchen eben. Verflixt – und ich, ich habe immer noch kein Wort gefunden.

Wie soll ich euch denn nun nennen, Deerns?

Begriffe:

Deern – Niederdeutsch für Mädchen, auch generell für junge Frauen
Fruenslüd – Frauen, Niederdeutsch
Mischings – Sprache aus Hoch- und Niederdeutsch, mit englischen Wörtern vermischt
Schwachhausen – vornehmes Wohnviertel in Bremen
Buntentor – Arbeiterviertel in der Bremer Neustadt
julian_kay meinte am 18. Okt, 21:07:
Und ich dachte, "Mädchen" sei eine Verniedlichung von "Made"... tststs, wieder was gelernt bei Herrn Sehpferd! 
somlu meinte am 19. Okt, 19:42:
Im Allgemeinen schlage ich den Begriff "Frauen" vor, im beruflichen Kontext tut es auch die "Kollegin in der Zentrale" schließlich sagen wir ja auch nicht "der Herr in der Zentrale". Und wenn Sie weiterhin Deerns/Mädchen verwenden wollen, schon gar für alle Frauen unter 50, können sie hoffentlich mit der Bezeichnung "Knabe" gut leben. 
sehpferd antwortete am 19. Okt, 21:04:
Welch schöne Ideen doch meine Kommentatoren haben ...
... da wäre ich nun wirklich nicht drauf gekommen.

Aber: Wann ich die Deerns nun Frauen nenne, wie nenne ich dann die Deerns? Weibliche Jugendliche? Oder doch wieder "Frolleins"? Und die Frauen, die Damen sind oder wenigstens gerne welche wären?

Sie sehen, mir fällt doch noch etwas ein ... aber ernsthaft: Wie schreiben sie eigentlich über Wesen, weiblich, 13 -18, wenn Sie den Begriff "Teenager" nicht verwenden wollen? Doch wohl nicht "junge Frauen"? 
somlu meinte am 19. Okt, 21:45:
Da ich keine Probleme mit dem inzwischen gebräuchlichen "Teenager" oder "Teenie" habe, stellt sich mir diese Frage nicht. 
 

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