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Was mich – und neben mir sehr viel andere Deutsche auch - wirklich stört, ist nicht die Diskussion über die Kultur, der wir uns zugehörig fühlen, sondern zweierlei: Erstens, dassl der Begriff "Leitkultur" im symbolischen Bereich mit „Leithammel“ besetzt ist. Demnach hätten wir dann eine Kultur, die von "oben herab" definiert würde, und der eine Herde blökender Schafe folgen würde.

Aber die eigentliche Unverschämtheit beim Begriff der „Leitkultur“ beginnt dort, wo sie von den Kampfchristen bereits vorbelegt ist: Entweder man vereinnahmt die Kultur gleich für sich selbst, wie es im von der CDU geprägten Begriff „Christliche Leitkultur“ zum Ausdruck kommt, oder man gibt wenigstens noch der Religion, aus der das Christentum entstanden ist, eine Chance: Dann sagen die aufgeklärten CDU-Mitglieder: „Jüdisch-Christliche Leitkultur“. Ich sagte es schon öfter: Wir haben noch germanische, indogermanische, arabische, griechische, römische und französische Kulturwurzeln.

Nun darf man allerdings Norbert Lammer, dem neuen Bundestagspräsidenten, nicht unterstellen, er gehöre zu denen, die es sich leicht machen würden: Jüngst hat er der Wochenzeitschrift „Die ZEIT“ gesagt, er meine mit dem umstrittenen Begriff eine „allgemein akzeptierten Orientierungen und Überzeugungen“, zu der man auch „Große Erzählung“ sagen könne.

Nun, ich denke, auch das müsste noch modifiziert werden: Überzeugungen haben wir in Deutschland wirklich genug – schließlich ist fast jeder Deutsche von irgendeinem Blödsinn von Astrologie bis Verschwörungstheorien überzeugt. Nein, nein, was wir brauchen sind Orientierungen, und zwar solche mit klaren, eindeutigen Zielen.
 

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