Das (heute ungewöhnliche) wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags
Erotische Geschichten gab es im Web schon lange, bevor es Blogs gab. Nun, es waren Geschichten, meist mit der heißen Nadel gestrickt, oft anatomisch oder technisch nicht möglich und auch sonst ganz und gar unglaubwürdig.
Wenn eine erotische Geschichte wirklich jenes süße Schaudern in den Bauch bringen soll, dass sie wohl immer beabsichtigt, muss sie den Leser teilhaben lassen – er muss gewissermaßen als Voyeur dabei sitzen, wenn die Gestalten des Buches auf seiner inneren Bühne auftreten, muss sich mit einer von ihnen identifizieren können. Ein Mann muss verlockt werden, wenn die Heldin des Abenteuers langsam die Bluse aufknöpft, sein Atem muss schneller werden, er muss auf den Genuss der nackten Brüste hoffen, die langsam vor seinen inneren Augen hervorquellen.
Wenn eine Haut gestreichelt wird, dann muss man die Hand der Heldin auf seiner Haut spüren, muss ahnen, was diese sanften Hände noch tun könnten – ach, und sie könnten so viele tun. Ihr Finger bahnt sich langsam den Weg zwischen seine Lippen, die er nur zögerlich öffnet.
Nein, nein, dies soll keine erotische Geschichte werden. Nur ein Beispiel dafür, wie man den Leser dazu bringen könnte, sich so zu fühlen, als habe er die Geschichte selbst miterlebt. Sehen Sie, liebe Leserinnen und Leser, das wäre eine wirklich gute Idee für ein Blog. Kommen sie mir jetzt bitte nicht mit „authentisch“. Welches Erotiklog ist schon authentisch? Und warum eigentlich sollte ein literarisches Blog authentisch sein?
Ich las gerade einmal wieder die Memoiren der Hure Tina von S. Diese Frau ist authentisch, und dennoch würden Sie das, was sie schreibt, nicht lesen wollen: Es stakst in der Sprache so vor sich hin, dass man es fast nicht lesen mag. Aber etwas beeindruckte mich schon immer: ihre Einführung.
„Es mag ungewöhnlich sein, in der heutigen Zeit ein ehrliches Buch zu schreiben. In einer Zeit, in der viele prominente Menschen ... ihre Lebensbeichten von sich geben – und natürlich nicht erzählen, was ihrer Karriere Schaden zufügen könnte“.
Viellicht wollen sie, dass erotische Blogs wahr sind. Dann müssen Sie aber auch in Kauf nehmen, dass die Damen und Herren, die darin vorkommen, nicht immer schöne Körper haben, manchmal schlecht riechen und gelegentlich unsaubere Slips tragen. Ich erspare mir mal, darauf hinzuweisen, wie oft sie ihren Arzt aufsuchen mussten, weil von der Dame oder dem Herrn etwas zurückblieb oder wie teuer die Nacht im nachhinein gesehen kam – die geklaute Brieftasche mit eingerechnet – den Hunderter, den ihnen die Dame schon beim gemeinsamen Essen abluchste, verschweigen sie ja ohnehin.
Blogs und Wahrheit – die Welt da draußen ist genau, wie die Welt da draußen ist: Nämlich gemischt. In Blogs wird die Wahrheit hingegen sorgfältig gefiltert: Wer sich in einer Situation nicht gut machte, der schönt sie eben nach – oder verschweigt sie.
Ich wünsche Ihnen allen einen schönen, erfüllten Sonntag – möglichst mit demjenigen im Bett, denn sie gerade sehr lieb haben. Und wenn sie ihn lieb haben – bloggen sie lieber nicht zu viel über diesen Tag.
Erotische Geschichten gab es im Web schon lange, bevor es Blogs gab. Nun, es waren Geschichten, meist mit der heißen Nadel gestrickt, oft anatomisch oder technisch nicht möglich und auch sonst ganz und gar unglaubwürdig.
Wenn eine erotische Geschichte wirklich jenes süße Schaudern in den Bauch bringen soll, dass sie wohl immer beabsichtigt, muss sie den Leser teilhaben lassen – er muss gewissermaßen als Voyeur dabei sitzen, wenn die Gestalten des Buches auf seiner inneren Bühne auftreten, muss sich mit einer von ihnen identifizieren können. Ein Mann muss verlockt werden, wenn die Heldin des Abenteuers langsam die Bluse aufknöpft, sein Atem muss schneller werden, er muss auf den Genuss der nackten Brüste hoffen, die langsam vor seinen inneren Augen hervorquellen.
Wenn eine Haut gestreichelt wird, dann muss man die Hand der Heldin auf seiner Haut spüren, muss ahnen, was diese sanften Hände noch tun könnten – ach, und sie könnten so viele tun. Ihr Finger bahnt sich langsam den Weg zwischen seine Lippen, die er nur zögerlich öffnet.
Nein, nein, dies soll keine erotische Geschichte werden. Nur ein Beispiel dafür, wie man den Leser dazu bringen könnte, sich so zu fühlen, als habe er die Geschichte selbst miterlebt. Sehen Sie, liebe Leserinnen und Leser, das wäre eine wirklich gute Idee für ein Blog. Kommen sie mir jetzt bitte nicht mit „authentisch“. Welches Erotiklog ist schon authentisch? Und warum eigentlich sollte ein literarisches Blog authentisch sein?
Ich las gerade einmal wieder die Memoiren der Hure Tina von S. Diese Frau ist authentisch, und dennoch würden Sie das, was sie schreibt, nicht lesen wollen: Es stakst in der Sprache so vor sich hin, dass man es fast nicht lesen mag. Aber etwas beeindruckte mich schon immer: ihre Einführung.
„Es mag ungewöhnlich sein, in der heutigen Zeit ein ehrliches Buch zu schreiben. In einer Zeit, in der viele prominente Menschen ... ihre Lebensbeichten von sich geben – und natürlich nicht erzählen, was ihrer Karriere Schaden zufügen könnte“.
Viellicht wollen sie, dass erotische Blogs wahr sind. Dann müssen Sie aber auch in Kauf nehmen, dass die Damen und Herren, die darin vorkommen, nicht immer schöne Körper haben, manchmal schlecht riechen und gelegentlich unsaubere Slips tragen. Ich erspare mir mal, darauf hinzuweisen, wie oft sie ihren Arzt aufsuchen mussten, weil von der Dame oder dem Herrn etwas zurückblieb oder wie teuer die Nacht im nachhinein gesehen kam – die geklaute Brieftasche mit eingerechnet – den Hunderter, den ihnen die Dame schon beim gemeinsamen Essen abluchste, verschweigen sie ja ohnehin.
Blogs und Wahrheit – die Welt da draußen ist genau, wie die Welt da draußen ist: Nämlich gemischt. In Blogs wird die Wahrheit hingegen sorgfältig gefiltert: Wer sich in einer Situation nicht gut machte, der schönt sie eben nach – oder verschweigt sie.
Ich wünsche Ihnen allen einen schönen, erfüllten Sonntag – möglichst mit demjenigen im Bett, denn sie gerade sehr lieb haben. Und wenn sie ihn lieb haben – bloggen sie lieber nicht zu viel über diesen Tag.
sehpferd - am Sonntag, 23. Oktober 2005, 15:00 - Rubrik: wochenschau