Bin ich ein „alter Sack“? Möglich. Dann will ich auch eine Geschichte erzählen, die nur „alte Säcke“ erzählen können.
Ich erinnere mich zum Beispiel noch sehr deutlich an eine Zeit, in der man in Deutschland wirklich arm war. Frisches Obst war teuer, und so fuhr mein Vater im Herbst regelmäßig mit dem Fahrrad auf die Apfelchaussee. Nicht, um Äpfel zu pflücken, denn das war verboten – und der Feldschütz wachte eisern darüber. Nein, es ging um Brombeeren, um den Winter über Säfte und Konfitüre zu haben. Meist brachte er doch noch ein paar Äpfel mit – sorgsam unter den Brombeeren versteckt. Häufig brachte er auch noch die begehrten Holunderbeeren, aus denen man einen Saft gegen Fieber kochen konnte.
Ich bin gerade durch eine Gegend, nicht weit von meiner Wohnung gegangen. Die Brombeeren hängen noch an ihren Sträuchern, vertrocknet. Es gab sie dieses Jahr in Massen, doch niemand hat sie gepflückt. Die Apfelbäume hängen prall voll, und die Zwetschgenbäume auch. Noch könnte man sie pflücken, doch wird es niemand tun - das geht nun schon seit Jahren so.
Was ich damit sagen will? Dass es sich die Armen heute offensichtlich leisten können, die Früchte an den Wegesrändern stehen zu lassen.
Ach ja: Fall sie, liebe Leserin oder sie, lieber Leser, meinen, damals sei „alles viel billiger“ gewesen: Ein Pfund Bohnenkaffee, ungemahlen, kostete etwa 12 D-Mark – den Lohn von etwa 10 Stunden Arbeit.
Ich erinnere mich zum Beispiel noch sehr deutlich an eine Zeit, in der man in Deutschland wirklich arm war. Frisches Obst war teuer, und so fuhr mein Vater im Herbst regelmäßig mit dem Fahrrad auf die Apfelchaussee. Nicht, um Äpfel zu pflücken, denn das war verboten – und der Feldschütz wachte eisern darüber. Nein, es ging um Brombeeren, um den Winter über Säfte und Konfitüre zu haben. Meist brachte er doch noch ein paar Äpfel mit – sorgsam unter den Brombeeren versteckt. Häufig brachte er auch noch die begehrten Holunderbeeren, aus denen man einen Saft gegen Fieber kochen konnte.
Ich bin gerade durch eine Gegend, nicht weit von meiner Wohnung gegangen. Die Brombeeren hängen noch an ihren Sträuchern, vertrocknet. Es gab sie dieses Jahr in Massen, doch niemand hat sie gepflückt. Die Apfelbäume hängen prall voll, und die Zwetschgenbäume auch. Noch könnte man sie pflücken, doch wird es niemand tun - das geht nun schon seit Jahren so.
Was ich damit sagen will? Dass es sich die Armen heute offensichtlich leisten können, die Früchte an den Wegesrändern stehen zu lassen.
Ach ja: Fall sie, liebe Leserin oder sie, lieber Leser, meinen, damals sei „alles viel billiger“ gewesen: Ein Pfund Bohnenkaffee, ungemahlen, kostete etwa 12 D-Mark – den Lohn von etwa 10 Stunden Arbeit.
sehpferd - am Samstag, 2. Oktober 2004, 17:37 - Rubrik: erzaehlt und wahr
charlie123 meinte am 6. Mär, 22:11:
brombeeren
es gibt, je nach perspektive, viele aspekte ein und der selben beobachteten begebenheit. zur damaligen zeit waren die masse der menschen in der gleichen situation, nämlich nichts zu haben. heute ist es für viele leute ein problem, sich als "arm" zu outen. mittels vieler kleiner zeichen zeigt man, dass es einem gut geht, und wenns über kredit läuft. aber der ist ja leicht zu haben.
unsere wirtschaft "braucht" nach offensichtlich allgemeinem konsens den konsumierenden, kaufenden bürger. und der ist den mittels effektivster werbung bereits soweit "gehirngewaschen", dass er in dieser hinsicht bestens funktioniert. das laute aufatmen, dass geiz ist geil wieder out ist, ist unüberhörbar.
heute besteht im fall der bedürftigkeit anspruch auf sozialhilfe. wenn man diese bekommt steht einem sogar eine gratisglotze zu, bei gleichzeitiger GEZ-gebührenfreiheit, damit man informiert wird, dass kühe lila, welche zwerge die besten früchte eintüten, und dass kartoffeln eigentlich nur in gewissen industriell aufbereiteten formen von geschmack sind....
vor vielen jahren, bestimmt schon vor zwanzig, wurden im englischen garten in münchen (für unwissende: das ist eine riesige grüne Lunge mitten in der Stadt, vor 200 jahren vom berühmten gartenarchitekten freiherrn von skell im englischen stil entworfen) die türkischen großfamilien mit belustigtem befremden angeschaut, wenn sie sich im zuge eins pickniks an die ernte der reifen kornelkirschen machten, die massenweise an gewissen bäumen hingen (und von denen unsereins noch nicht mal wusste, dass sie essbar sind.)
jedenfalls: richtig hunger leiden muss bei uns in deutschland heute anscheinend niemand.
und das selbstgefundene früchte auch die aus nachbars garten super schmecken wissen schon noch einige leute. der pendel wird auch wieder anders schwingen. momentan ist ja der bärlauch in. der wächst im frühjahr auch im englischen garten, ganze wälder voll.