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Wer 10 Mal am Tag Sex hat, hat entweder viel Freizeit oder er konsumiert Geschlechtspartner wie andere Leute Zigaretten. Nun, Schlagzeilen über Nymphomaninnen machen sich immer gut, dachte sich der Mirror vielleicht und schrieb einen Artikel über eine 25-jährige Sexsüchtige, die angeblich 10 Mal am Tag Sex hat – so weit, so gut: Aber sie hat dafür nur 100 Männer zur Verfügung. Ergibt folgende Rechenaufgabe: Wenn eine Frau hundert Männer kennt, und in 5 Jahren an 365 Tagen je 10 Mal Sex hatte, wie oft hatte sie dann Sex mit jedem der Männer? (Anmerkung einer vorlauten Schülerin: Müsste man nicht ein paar Tage abziehen?).

Sie meinen, das Thema sei zu ernst? Das meinen die „Anonymen Sexsüchtigen“ auch. Zu ihren Gunsten sollte denn auch wohl der Artikel des Mirror ausfallen. Schuld an allem ist, wie immer das Internet. Geiferende Männer, die nach Pornografie suchten ... sprach der Mirror nicht über Frauen?

Natürlich. Voyeure werden sich freuen – „Ivonne Valentinos“ Schicksal wird im Mirror recht breit aufgefächert

Ist eine Brustvergrößerung nun ein medizinisches, ein erotisches oder eine Lifestyle-Thema? Ich weiß es nicht. Ich lasse mir meine Brust nicht vergrößern. Bei Männern meines Alters macht sich das einfach nicht gut. Oder habe ich schon wieder alles, aber auch alles falsch verstanden?

Vielleicht bin ich einfach zu oft in Ungarn – dort stellen die jungen Mädchen ihre Brüste ohnehin ungefragt in den Vordergrund – ob Natur, Ultrabra oder Medizinmann – Brust muss sein, wenn man dort als Frau Männerangeln auswerfen will.

Dass medizinische Brustvergrößerungen in Ungarn recht preiswert sind, wissen sie alle ja wahrscheinlich schon. Wenn die Brust nicht passt, spottet später sowieso alles, gleich, ob sie in Deutschland, Österreich oder Ungarn umgemodelt wurde.

Nun hat sie also den Nobelpreis für Literatur bekommen, die Frau Jelinek, die stets in Deutschland ein bisschen beliebter war als in ihrer Heimat Österreich.

Verdient sie ihn? Ein bisschen. Was sie produziert, ist im Grunde genommen eine Nischenliteratur: In Wahrheit interessieren ihre Themen nur diejenigen, die sich immer hart am Zeitgeist (oder an der Kritik desselben, was letztlich keinen Unterschied bedeutet) entlangschleichen. Frau Jelinek ist, wenn man so will, die Dokumentatorin einer schicken feministischen Linkselite, aber sie will es nicht sein. Was sie wirklich will, wird nur sie selbst wissen.

Und dafür gleich einen Nobelpreis? Jemand, der sie lobte, sagte einmal sie sei eine „Erzählerin von höchstem Raffinement und Können“. Er hat sicher recht. Wir brauchen Erzähler(innen) mit Raffinement -Können setzte ich voraus. Es ist nur neu, dass es dafür bereits Nobelpreise gibt.

Vielleicht, so sollte man argumentieren, verdient sie den Preis ja einfach, weil die Österreicher sie so schlecht gemacht haben in all den Jahren. Der Vatikan, der neuerdings wie es scheint auch etwas zur Literatur zu sagen weiß, hat gleich behauptet, die Frau Jelinek betreibe einen „absoluten Nihilismus“. Das tut sie natürlich nicht. Sie ist eine fanatische Moralistin. Was mich an ihr stört? Ihre einseitige, scheuklappenbehaftete Getriebenheit. Ich mag keine Fans. Auch keine Moralfans.

Jeder Jazzliebhaber kennt die Geschichten um Storyville – jenen Bezirk der Hafenstadt New Orleans, in dem die Lust regierte, und neben der Lust die berühmten Klavierspieler, unter ihnen der geniale Jelly Roll Morton.

Die Erotik Storyvilles ist eng verbunden mit einem Namen: dem Fotografen Ernest J. Bellocq, der zahlreiche Zeitzeugnisse der damaligen Zeit lieferte: Er portraitierte die New-Orleans-Huren. Freilich wurden Huren schon immer gerne porträtiert, aber wie man weiß, sind sie weltweit ausgesprochen kamerascheu und lassen nur Menschen mit fotografischem Gerät an sich heran, denen sie vertrauen. Daher kommt es, dass wir so wenige Aufnahmen der Damen an ihren Arbeitsplätzen, den Bordellen, besitzen.

Nun hat der Fotograf Michael Berkowitz versucht, die Aufnahmen der damaligen Zeit nachzuempfinden: Er stellte, setzte und legte dazu Damen (offenbar sind es Fotomodelle) in das nachempfundene Interieur der damaligen Bordelle.

Heraus kam – fotografischer Kitsch. Denn eine Hure ist eine Hure ist eine Hure. Nur sie hat das Auftreten einer Hure, den Blick einer Hure und – den Charme einer Hure. Die Bilder der Frauen, die Herr Berkowitz fabrizierte, sind nichts mehr als „nachempfundene“ historische Fotos: Die Hintergründe sind ebenso gewillkürt wie die Blicke, die Schminktechnik stimmt ebenso wenig wie der fotografische Eindruck – kurz: Es ist eine reine Spielerei mit den Namen des berühmten Ernest J. Bellocq, um selber zu fotografischen Ruhm und Ansehen zu kommen – nur möglich in einem Zeitalter, in dem „alles geht“.

Gefunden bei Nerve.

 

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