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Nachdem ich endlich einmal Zeit gefunden habe, den Klingelton-Artikel im „Spreeblick“ in Gänze zu lesen, kann ich nicht anders als dies zu sagen: zwar gibt es in dem Artikel einige Passagen, die zum Nachdenken anregen, aber der gesamte Artikel ist im Grunde unerträglich: Die Bimmel-Kids werden aus der Verantwortung entlassen, die Bimmel-Verkäufer verantwortlich gemacht.

Zunächst muss man sich wohl fragen, was wir von einer Jugend halten sollen, die bereits für Klingeltöne Geld bezahlt, nur, um anderen jungen Leuten zu imponieren. Natürlich trägt die Werbung einen Anteil daran bei, aber es ist Aufgabe der Eltern und Erzieher, junge Leute gegen solche Einflüsse zu immunisieren und mit dem eigenen Geld sorgfältig umzugehen. Wer nicht sorgsam mit einer Handykarte umzugehen lernt, lernt auch nicht, später sorgsam mit einem Kontokorrentkonto umzugehen.

Der im „Spreeblick“ erschienen Artikel sagt darüber kein Wort. Eigenverantwortung scheint ein Fremdwort für Jugendliche geworden zu sein – die Schuld an allem tragen immer die anderen, und die Blogger-Szenerie bestärkt unsere Jugend darin auch noch.

Stattdessen erweist sich der Autor als ausgesprochener Feind von Unternehmensgründungen, was sich in dem angeblich humorigen „Maussendungs-Text“ dann so liest:

Ihr wundert euch vielleicht, warum die das dürfen. Und bestimmt seid ihr euch sicher, dass die guten Politiker, die wir haben, das nicht so toll finden, was der Marc, der Oliver und der Alexander mit eurem Geld machen. Aber das stimmt nicht. Die Politiker finden das ganz toll, weil das nämlich schick ist, wenn schlaue Jungs ganz viel Geld verdienen. Und weil die Politiker damit zeigen können, dass es ganz toll ist, wenn man eine eigene Firma gründet, statt einfach nur für andere zu arbeiten“.

Was, um alles in der Welt, ist falsch daran, eine eigene Firma zu gründen und mit ihr Erfolg zu haben? Im Nachhinein, so scheint mir, ist die Kritik am Spreeblick berechtigter als die Kritik des Spreeblicks.

Derjenige Teil der "Spreeblick"-Kritik, der berechtigt war, ist inzwischen bei der Regierung angekommen. Eine Änderung der „ telekommunikationsrechtlicher Vorschriften“ wurde in Aussicht gestellt. Der Text aus Heise Online lautet: „dem Abschluss eines Abos etwa für Handy-Logos sollen die Anbieter ihren Kunden per SMS die Vertragsbedingungen mitteilen müssen. Diese muss der Verbraucher bestätigen, bevor der Vertrag in Kraft tritt“. Eine weitere Quelle findet sich hier.

Dem ist uneingeschränkt zuzustimmen. Verträge per SMS müssen genau behandelt werden wie andere Verträge auch, die Bedingungen müssen klar beschreiben sein und von beiden Parteien verstanden werden. Inzwischen sind auch ein Urteil in einem Verfahren um die Bezahlung von Premium-SMS-Inhalte gesprochen worden, das ebenfalls bedeutsam sein könnte.

Nur: Ob es solche Gesetze nun gibt oder nicht, befreit den Verbraucher nicht davor, verantwortlich zu handeln: bei den Klingelton-Kids ist davon nichts zu bemerken. Wenn sich etwas ändern muss, dann die Erziehung.
 

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