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Die Presse widmet heute verständlicherweise dem Aufmarsch der Rechtextremisten in Dresden viel Aufmerksamkeit. Doch man kann eine Lehre daraus ziehen: Auf 5000 bundesweit angereiste Neonazis kamen 50.000 Dresdener Bürger, den ein Zeichen setzten, und zwar dies: „die Stadt hat Nazis satt“ – es war deutlich sichtbar, und bestand aus hunderten von Kerzen. Die Deutschen verstanden den Jahrestag der Zerstörung Dresdens durchaus richtig: sie riefen zur Versöhnung auf, und als Symbol dafür wird die Frauenkirche genannt, die auch mit dem Geld der ehemaligen Feinde wiederaufgebaut wurde.

Zum Pressethema wurden auch Leichen: Dabei geht es auch einmal wieder um Gunther von Hagens, dessen Leichenjahrmarktsschau schon lange die Gemüter erregt. Mit Recht, denn die Leichen werden für eine pseudointellektuelle Schickeria präpariert, die mit ekelhafter Sensationslust ansieht, was auf den Friedhof gehört und nicht in die Kunstgalerie. Zitat: „Die Angestellten seiner Firma im chinesischen Dalian zerlegen Leichen im Akkord, um den Bedarf der 'Körperwelten' zu decken". Freilich erschien das Stichwort „Leichen“ auch noch in Verbindung mit dem Irak und der Flutkatastrophe.

Erfolgsmeldungen machen selten Schlagzeilen, diese aber schon: Die Ariane 5 hat zwei neue Satelliten ins All gebracht und stärkt damit Europas Wettbewerbskraft gegenüber den konkurrierenden Amerikanern. Nicht ganz so toll sieht es mit dem Smart aus, der heute ebenfalls falls häufig erwähnt wurde: er macht Verlust, doch das macht nichts, denn angeblich hat er eine „starke Substanz“. Nun ja, wenn schon Straßenhüpfer eine „starke Substanz“ haben, was mag dann erst mit Werther sein? Um den kümmert sich, klar der Kulturteil der Zeitungen: „Werther hat sich umgebracht, Goethe nicht.“ Ach,, wie sinnig.

Auch ziemlich überflüssig: Die "Globale Sex-Studie 2004“. Sie stellt unter anderem fest, dass immer mehr Menschen ihr Glück darin finden, gar keinen Sex zu haben. – wie schade. Da auch die Berlinale unter dem Motto „Sex“ steht und Kinseys Forschungsergebnisse auch gerade mal wieder diskutiert werden, schaffte es der Sex also heute in die Schlagzeilen.

Rechtzeitig zum Valentinstag entdeckte die Presse das Stichwort Schokolade und die ihr innewohnenden Aufmunterungskräfte. Fazit: Je mehr Kakao, umso besser. Der Artikel ist freilich noch wichtiger als das ganze Brimborium um einen so genannten „Song Contest“, Was immer das sein mag – ab in die Tonne.

Vergaß ich etwas? Oh ja, den Sport: durch ihn wurde das Schlagwort „Beste“ zum Renner. Aber das ist wahrscheinlich jeden Montag so.

Die Quelle, wie jeden Tag: Wortschatz.
 

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