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Nutten machen sich immer gut bei der Hexenjagd auf Politiker, und bei dem gegenwärtigen Kesseltreibgen auf Bundesaußenminister Fischer ist sich die WELT am Sonntag nicht zu schade, zu titeln: „Mit diplomatischer Hilfe ins Berliner Bordell“. Selbst die Badische Zeitung schlug in dieselbe Kerbe und titelte „Über das Visum direkt ins Bordell?“, wobei man ihr zugute halten muss, im Text darüber aufzuklären, dass dem nicht so ist: Die Visa-Vergabe habe nicht zur Zwangsprostitution geführt, ja, nicht einmal zu mehr Schwarzarbeit.

Mag sein, dass der Bundesaußenminister gegenwärtig nicht gut aussieht in der so genannten Visa-Affäre, mag sein, dass er jetzt nur der zweitbeliebteste Politiker der Bundesrepublik ist: er hat die Hexenjagd, die von der rechten Parlamentsseite dickbackig herausposaunt wird, nicht verdient, und Meinungsmache wie "Beihilfe von Rot-Grün zu Menschenhandel, Zwangsprostitution, Schwarzarbeit“ kommt aus jener Schublade, die Politiker gemeinhin nur öffnen, wenn Wahlkampf ist.

Das ganze Visa-Gedöns ist in Wahrheit nichts wert – und zudem schon Schnee von gestern: Die Ausgabe von Visa ist 2004 unter das Niveau von 1998 gesunken. Die Union spekuliert auf die niedrigen Instinkte der Bürger und eine Presse, die sich nur allzu bereitwillig an dem Halali auf Fischer beteiligt.

Zudem bewirkt die Union mit ihrem Gerede nicht nur eine Destabilisierung der Regierung, sondern auch eine der deutschen Interessen. In der Situation, in der wir sind, gilt es, alle Kräfte darauf zu verwenden, unsere Wirtschaft wieder in Fahrt zu bringen – und jede Ablenkung davon schadet uns allen. Dazu allerdings braucht man kein Gezeter und Geseire, sondern Geist und Tatkraft. Die trauen die Deutschen Herrn Fischer allerdings immer noch zu, wenngleich er nicht mehr auf Platz 1 steht. Dort steht allerdings auch nicht Frau Merkel, die für viele Deutsche der Inbegriff der Unwählbarkeit ist, sondern der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff. Frau Merkel wird sich einmal fragen dürfen, warum.
 

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