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So sehr ich die Initiative „Ich bin Deutschland“ unterstütze, so wenig Freude bereitet mir die Befragung „Wie ich Blogge“.

Eine solche Befragung wäre nützlich, wenn die Blogger in Deutschland, Österreich und der Schweiz inzwischen eine Bedeutung gewonnen hätten, die tatsächlich weit in die öffentliche Medienlandschaft hineinreicht. Dies ist aber nicht der Fall, wie vermutlich jeder von uns anhand seiner Zugriffsstatistiken bestätigen wird.

Wichtiger als Befragungen sind jetzt Initiativen – und „Wie ich Blogge“ ist keine Initiative. Ich bezweifele daher den Wert der Befragung und glaube, dass sie in erster Linie dem Ruhm der Wissenschaftler nützt, die sie durchführen. Ich kann aber darauf verzichten, zu ihren Karrieren einen Beitrag zu leisten.

Die Befragung, so wage ich vorauszusagen, wird keinem der Blogger oder Blog-Leser auch nur im Ansatz einen Vorteil bringen. Erstaunlich, dass sogar die Webseite der Betreiber den Nutzen ignoriert – vermutlich ist dies reine Fahrlässigkeit – es könnte aber auch sein, dass man sich über die Ziele einfach nicht klar ist und schließlich könnte es Absicht sein, damit die Ziele im Verborgenen bleiben.

Ob es nun so oder anders ist - klipp und klar: Nein zu „Wie ich Blogge“ – Ultimativ.

Die Welt-Kolumne „Echolot“ wäre ihrer Zeit weit voraus gewesen – wenn wir den 16. August 2002 schreiben würden. Doch offenbar merken Welt-Redakteure nicht, dass sich auch Blog-Beiträge eindeutig am Datum identifizieren lassen – und das korrekte verlinken muss die WELT wohl auch noch lernen. Das einzige, was richtig ist: Selten etwas Dümmeres gelesen als dieser spätpubertäre Erguss:

Unerkannt kommen wir aus der Dunkelheit, niemand weiß, wann und wo einer oder eine von uns das nächste Mal zuschlägt. Wir posten unsere Texte und verschwinden wieder in den Tiefen des Webs. Wir sind Guerilla-Publizisten. Wir sind Blogger ... Wir fliegen unterhalb des Radars der Verlage und der Meinungsindustrie.“ Ja, ja, das wäret ihr gerne, verehrte Kolleginnen und Kollegen – aber was ihr wirklich seid, wisst ihr ja selbst am besten: Nachplapperer von Nachplapperern, die Nachplapperer nachplappern. Ja, ich weiß, Sie sind die Ausnahme – sie bieten Originalität. Fall Sie das tun, sind sie garantiert nicht unter den Top 100 der deutschen Bloggerei - denn dort landen nur die, die sich ständig gegenseitig in den Armen liegen.

Die als Antwort gedachte Satire von Titanic (auch hier erwies sich die Welt beim verlinken als denkunfähig) ist ebenfalls ein WELT-Flop: Sie datiert vom Februar 2005.

Also, liebe WELT: Wenn ihr mal witzig sein wollt, könnt ihr ruhig etwas aktueller sein.

Bevor ich es vergesse, dies zu erzählen: Die Linkspresse unterstützt gerade Linksblogs, wenn sie zufälligerweise gleicher Meinung ist. In der Frankfurter Rundschau lesen wir jedenfalls, dass Michael Ridder gerade das Blog von Johnny Häusler unterstützt. Der würde, „in Bloggerkreisen kultisch verehrt“. Offenbar weil er „die Stirn besessen (habe) , in seinem Weblog spreeblick.com drei Gegenmotive (zu „Du bist Deutschland“) zu veröffentlichen“.

Ach, wie mutig, Herr Häusler – jedenfalls, wenn sie dies auf Kuba getan hätten. Hier allerdings ist die Bundesrepublik Deutschland, wie sie inzwischen bemerkt haben dürften – und da ist es nicht mutig, ein paar Witzchen zu machen. Wobei ich ihnen diese durchaus gönne, immerhin schaffen sie es mit ihren Blödeleien sogar in die Frankfurter Rundschau, was kräftig Zugriffe einbringt - und auf die kommt es Ihnen doch alleine an - oder irre ich mich?

 

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