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Derzeit vergeht kein Tag, an dem nicht an dem Gegensatzpaar „Deutsche-Ausländer“ gefeilt wird, und die Journalisten schreiben offenbar jede Dummheit artig ab: Da werden die Eltern der Kinder „ausländischer“ Eltern in die Pflicht genommen, die Kinder der Ausländer müssten „, wie Deutsche leben“. Gemeint ist natürlich immer etwas ganz Anderes. Gemeint sind Kinder von Migranten, deren Ursprung nicht in der EU ist, und sie sollen nicht „wie Deutsche leben“ sondern sich in der Öffentlichkeit den Gepflogenheiten des Landes anpassen.

Und damit die Lektion einmal klar wird: Schweden bilden in Finnland eine kleine, aber starke Minderheit – und natürlich gibt es Finnen, die das nicht gerne sehen. Das bedeutet aber nun nicht, dass die Finnen von den Schweden erwarten, wie Finnen zu leben – man erkennt einander natürlich an.

Sehen Sie, darum geht es: Den anderen in seiner Andersartigkeit anzuerkennen. Wer aus einem anderen Land kommt, muss vielmehr seine Eigenarten behalten und neue Gewohnheiten annehmen – das machen ja inzwischen alle hier lebenden Engländer, Franzosen, Griechen, Spanier und Italiener so – und denken Sie mal: Einige Türken machen es inzwischen auch so. Wobei ich mich noch erinnere, wie Leute auf Italiener und Griechen geschimpft haben, als die ersten Gastarbeiter kamen.

So, und bevor die Politiker sich nun ganz auf die „Ausländer“ konzentrieren, sollten sie vielleicht einmal dafür sorgen, dass sich Deutsche als Europäer fühlen – dass ist auch ein Beitrag zur Integration.

Als Nachtrag mag ich noch erwähnen, dass es ausgerechnet die WELT richtig macht (außer bei den „Ausländischen Arbeitgebern“), während die NETZZEITUNG die Ausländer sogar in der Überschrift bringt. Kuriosität am Rande: In der WELT werden in Deutschland ansässige Arbeitgeber mit Ursprung aus EU-Ländern gemeinsam mit solchen aus der Türkei als „ausländische Arbeitgeber“ bezeichnet.

Nachdem ich bisher eine vierte, unveränderte Auflage eines Buches besaß, das mit der Zeit so zerlesen war, dass es dringend erneuert werden musste, stellte ich nun fest, dass es bereits in die zehnte Auflage gegangen ist – und dass es sich dabei nach wie vor um eine unveränderte Auflage handelt.

Es ist „Menschliche Kommunikation“ von Paul Watzlawick, Janet H. Beavin und Don D. Jackson, geschrieben ca. 1967, erste deutsche Auflage von Hans Huber ca. 1969 – und es ist kein bisschen veraltet – nur aus heutiger Sicht etwas leichter zu kritisieren als damals.

Plötzlich bin ich den Blogger-Mainstream hineingeraten. Grund war ein an sich recht belangloser Artikel, indem ich recht deutlich darauf hinwies, dass Blogger, wenn sie denn in Massen auftreten, auch nicht besser sind als gewisse Presseorgane, die täglich lauthals absonderliche Parolen in die Welt hinausschreien.

Aufmerksam wurde daraufhin Herr Sixtus, der diese Seiten in der Frankfurter Rundschau zitierte, und von dort ist die Karawane eben auf meine Seite gekommen und hat hier allerlei hinterlassen – ganz interessant für den Moment, und so habe ich fleißig darauf geantwortet. Allerdings hat die Sache auch Grenzen: Schließlich muss ich nicht nochmals über Dinge diskutieren, die schon das halbe Bloggersdorf bewegten und dort schon zitronenartig ausgequetscht wurden.

Zudem: Ich wohne gar nicht in Bloggersdorf. Ich betreibe hier mein kleines Journal, das manchen Zeitgenossen gefällt und anderen nicht – und über Blogs schreibe ich nur dann, wenn sie mir entweder zufällig auffallen oder wenn das Pressegetöse so groß ist, dass ich nicht umhin kann, auch einmal heftig in die Tasten zu greifen.

Blogs sind – wie so vieles auf der Welt – für den einen ein Werkzeug, für den anderen eine Ideologie – und hier ist mein Knackpunkt: Wo sich viele Ideologen auf einem Haufen versammeln, da wittere ich Gefahr. Ich weiß, dass ich die reinen Werkzeugbenutzer und fröhlichen Hobbyschreiber dabei manchmal in einen Topf mit den Ideologen werfe – doch ist es ein Unterschied, ob ich Autor, Kapellmeister oder Lehrer bin und deswegen ein Blog führe oder ob ich ein selbstherrlicher Besserwisser bin und deswegen ein Blog führe. Oh, ich kann mich in beide Gruppen hineinversetzen – keine Frage. Aber ich wohne eben nicht in Bloggersdorf.

Sehen Sie, ich wollte dort gar nicht wohnen. Immer, wenn ich in der richtigen Welt bin, fragen die Leute dort erstaunt: „Was, das hast du in einem Blog gelesen? Äh ... sag mal, was ist ein Blog?“ Und wenn ich es dann sehr zurückhaltend erkläre, dann sagen sie meist „um Himmels willen, und aus so was informierst du dich?“ Ich gestehe ein: Ich informiere mich sehr selten aus Blogs, sondern versuche immer, möglichst zuverlässigere Quellen zu finden. Immerhin – und nun breche ich einen Stab für die Blogger – zitieren wenigstens einige zuverlässige Quellen.

Falls Sie es darauf anlegen, auch mal in die FR zu kommen: Es lohnt sich nur bedingt. Der Zähler geht vielleicht ein oder zwei Hunderter hoch, mitsamt der Wiederkäuer, aber selbst ein Eintrag in so genannte "deutsche Spitzenblogs" entlockt ihrem Zähler nur ein müdes Lächeln – und wenn Sie dann noch wirklich antworten wollen, haben sie sehr, sehr viel zu tun.

 

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