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Einst war es ein Treffpunkt der Jugend, all jener, die über wenig Geld verfügten aber dennoch einmal nett spanisch essen gehen wollten, das „Andalucia" in Stuttgart, den Eingeweihten immer noch besser als „Casa Mu" bekannt, dann kamen auch die „besseren Leute" und am Samstag bildeten sich Schlangen bis auf die Straße, um einen der engen, aber überaus begehrten Plätze zu erhalten - und niemand störte sich daran, dass der Inhaber eigentlich Grieche war - man kochte ja ohnehin Mittelmeerküche.

Heute sieht das Lokal noch fast genau so aus wie damals, der Inhaber ist immer noch Grieche, wie es heißt ein Verwandter des ehemaligen Wirts und auch die Serviererin betont, eine Nichte des alten, mir bekannten Wirtes zu sein. Das Beste daran aber ist - man kocht noch wie damals, der Wein schmeckt noch wie damals, und auch die „Patatas Bravas", mittlerweile etwas teurer geworden, schmecken noch so wie vor Jahren - und bei einer Portion sind für zwei Personen immer gleich zwei Bestecke dabei, wie früher. Und auch das ist wie früher: Knoblauchsoße gibt es selbstverständlich dazu, aber eine „extra Portion" steht ebenfalls auf der Karte.

Die Inhaber der Webseiten, auf der das inzwischen zurückgezogene Video zu sehen war, in dem die Hotelerbin Paris Hilton und Rick Solomon bei Aktivitäten zu sehen waren, die man besser nicht veröffentlicht, tun alles, um die Flammen klein zu halten, aber es nützt nichts - und auch der Kampf der Anwälte des Hauses Hilton scheint vergeblich zu sein.

Inzwischen hat nämlich die „New York Post" aus der Schule geplaudert: Das Video, so ein Insider, zeige eine in die Kamera starrende Hilton, die versuche, sich von der „besten Seite" zu zeigen. Beide Beteiligte hätten gewusst, dass sie gefilmt würden und Salomon habe sich dabei in Sex-Positionen gebracht, die ... nun ja, den Rest sollte sich der Leser denken.

Auch im Internet kursieren die Videos weiterhin - ob es sich dabei um das Original handelt oder einen Dreiminutenextrakt daraus, der auch an Medien verkauft wurde, ist nicht genau bekannt. Selbstverständlich werden auch nirgendwo die Quellen genannt, aus denen das Video bezogen wurde.

Wie inzwischen aus US-amerikanischen Medien verlautete, soll Paris Hiltons Sexpartner inzwischen Klage gegen die Familie Hilton wegen Rufschädigung eingereicht haben. Wie er sagte, habe Paris Hilton bei dem Video „aktiv mitgewirkt". Der Hilton-Familie warf er vor, eine „berechnende Kampagne" gegen ihn zu führen.

Die ehemaligen Playboy-Playmates „Barbi Twins" wollen nach Pressberichten das Herrenmagazin „Hustler" wegen der dort veröffentlichten erotischen Fotos verklagen. Es soll sich dabei um die Darstellung intimer erotischer Kontakte zwischen den Schwestern handeln, die angeblich von Shan Barbis Ehemann, Ken Wahl, aufgenommen sein sollen, berichtet "The Advocate".

Die Zwillinge behaupten, die Veröffentlichung dieser Fotos würde ihre Karriere zerstören. Zwar gab der Rechtsanwalt der Klägerin zu, beide hätten zuvor „einige“ Aktfotos von sich herstellen lassen, dies sei jedoch nicht mehr die Art von Tätigkeit, die sie jetzt ausüben.

Die Schwestern haben nämlich inzwischen eine neue Karriere im Gesundheitsgeschäft begonnen: Neben einer Fernsehshow gehört euch ein Gesundheitsmagazin dazu. Außerdem werden zahlreiche Gesundheitsprodukte verkauft.

Kommentatoren sagten allerdings, dass „einige“ Aktfotos wohl stark untertrieben sei – in Wahrheit gäbe es eine Menge davon – noch 2003 war der „Barbi Twin Calendar“ ein Renner auf dem Pin-up-Kalender-Markt.

Ich habe mich in den letzten Tagen sehr intensiv mit zwei Reden beschäftigt: der des Fuldaer Bundestagsabgeordneten Hohmann, der diese Rede noch als CDU-Abgeordneter gehalten hat und der der Kölner Erzbischofs Meisner, die in Budapest gehalten wurde. Beide wurden in der Presse heftig diskutierte, wobei die meisten Leser die Inhalte niemals kennen gelernt haben: Wer kein Internet hat, kann beide nicht lesen, wer es hat, macht sich offenbar kaum die Mühe.

Soweit zu den Menschen, die niemals Originalreden lesen. Denjenigen aber, die es behaupten, fehlt offenbar die Fähigkeit zu lesen. Sie können vielleicht noch einzelne Wörter lesen und zusammenhängende Sätze erkennen, doch kann man diesen Prozess schwerlich als „Lesen“ bezeichnen. Dann wäre „Hören“ auch teilnahmslos dasitzen, einige Wörter erkennen und noch einen Satz wahrnehmen.

Lesen bedeutet, soweit ich mich erinnere, einen Sinnzusammenhang in dem zu erkennen, was geschrieben wird – doch genau das ist es, woran es den heutigen Menschen mangelt. Da schreiben zum Beispiel „Anseher“ der Meisner-Rede, sie haben nicht erkennen können, wo sich der Bischoff in verletzender Weise gegen Homosexuelle geäußert habe – und ich selbst kann nicht umhin, zuzugeben, dass ich es beim ersten „Querlesen“ auch nicht verstanden habe. Man muss aber lesen, um verstehen zu wollen, was der Autor meint, sonst braucht man gar nicht erst anzufangen. So musste denn auch ich ein zweites Mal kritsicher lesen: Sätze stehen ja nicht in einer zufälligen Reihenfolge, sondern sollen genau so, wie sie geschrieben werden, eine bestimmte Wirkung im Zuhörer oder Leser erzeugen. Doch da zeigt sich ein zweiter Mangel: Deutsche können offenbar weder in Sinnzusammenhängen lesen, sie verstehen auch nichts von Kommunikation oder Rhetorik. Das ist zwar ein Bildungsmangel, aber einer, den deutsche Schulen sehr gerne in kauf nehmen.

Der Deutsche hat aber einen Sündebock, um seine Mängel zu kaschieren: die Presse. Ohne eigentlich zu wissen, was die Presse ist und wie sie arbeitet, werden dumme und dreiste Behauptungen aufgestellt, sie sei „einseitig" oder „linkslastig" oder, wie jetzt in einem Forumsbeitrag gefunden, eine „linksgesteuerte Lizenzpresse"
Nun, dass Deutsche also nicht lesen können, fällt es den Rednern und Schreibern unsäglicher Reden tatsächlich leicht, diese zu veröffentlichen, und sich dann mit Biedermanngesicht hinzustellen und zu sagen: „Seht, doch alles ganz harmlos, nicht?" Ja, sie können den besonders Dummen unter den Lesern sogar noch erklären, „die Presse" habe sie falsch zitiert oder alle Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen oder das, was sie in die Rede bewusst hineingelegt haben, sei am Ende falsch verstanden worden.

Bleiben drei Fragen:

Erstens, warum lernen Deutsche nicht lesen – sie gehen doch zur Schule?
Zweitens, warum lernen Deutsche so wenig über Rhetorik und Kommunikation?
Drittens: Warum schreibe ich dann eigentlich noch?

 

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