anstoss

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Glaubt man der Kulturwissenschaftlerin Ingelore Ebberfeld, so ist der Zungenkuss ein „symbolischer Geschlechtsverkehr“. Das sinnliche Lippensaugen soll aber noch einen anderen Grund haben, der etwas schockierend wirkt: „Das Küssen“, so die Forscherin, sei nämlich aus dem ehemaligen Beschnüffeln und Belecken unserer Vorfahren am Hinterteil hervorgegangen.

Nun, ich denke, für die meisten von uns ist zwischen dem Einen und dem Anderen doch noch ein kleiner Unterschied – und lesenswert ist der Artikel von CHRISTOPHER WURMDOBLER im „Falter“ allemal.

Am 1. Mai treten zahlreiche osteuropäische Länder der EU bei, unter anderem auch Tschechien. Das interessiert die Deutschen so gut wie überhaupt nicht, und wenn, dann wird es bestenfalls im Wirtschaftsteil diskutiert. Oder natürlich dort, wo die FAZ über „Hintergründe“ schreibt: „Grenzverkehr Im Hinterhof der Lust“, geschrieben von Cornelia von Wrangel. Thema: Bordelle in Tschechien und deutsche Männer.

Wer sagt eigentlich, dass nur die BILD-Zeitung von Sex and Crime lebt?

Der Cirque du Soleil gastiert zurzeit in New York – mit dem ersten durchgehend erotischen Zirkusprogramm der Welt. Es ist so lustvoll, dass man 18 Jahre alt sein muss, um es sehen zu dürfen. Die Eintrittspreise beginne ab 65 USD.

Eine Kritik der Vorstellung kann man in der Suntimes lesen, die Webseite des Zirkus verrät mehr, weil sie auch Bilder zeigt. Besonders amüsant: Der virtuelle Aufzug für Voyeure.

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(c) zumanity.com

Sexwitze sind ja selten zum Lachen, aber wenn sie animiert sind und von einem Koala handeln, der sich irgendwie in den Rotlicht-Distrikt verirrt hat, dann lächelt sogar ein Sehpferd darüber. Was das Lexikon damit zu tun hat? Selbst sehen, bitte.

Gleich zwei Blogs aus Twoday wurden heute im ZEIT-Blog populär. Einmal tierenhelfen und dann eben auch Sehpferds sinnliche Seiten. Woran es liegt? Keine Ahnung, ehrlich. Aber herzlichen Glückwunsch an den (die?) Tierenhelfen-Blogger(in). Gute Idee.

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Was tun eigentlich die Damen, die in Peepshows arbeiten und die dort angeblich ihre Menschenwürde verlieren? Nun, sie wälzen sich natürlich nicht nur auf der Drehscheibe, sondern haben auch noch nähere Kontakte – innerhalb und außerhalb des Betriebes, in dem sie für ihr Auskommen sorgen. Mindestens eine dieser Damen ist eine Kollegin von uns, nämlich eine Bloggerin.

Ob man es mag oder nicht mag, es als pornografisch empfindet oder eben nur als das, „was vom Tage übrig blieb“, es ist lesenswert. Die Seite hat zwar keine Alterskontrolle, aber ich denke, mal sollte mindestens 18 Jahre alt sein, um dort zu lesen.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen

Diese Woche wurde heftig gestritten: Der Prozess um einen Herrn Dutroux und einige Mitangeklagte riss in Belgien bei den Betroffenen alte Wunden wieder auf – Wunden, die wohl niemals verheilen werden. Doch was nützt uns in dieser Situation, wenn es eine Fernsehanstalt gibt, deren Moderator nun bereits die gesamte Gesellschaft als „pervers“ bezeichnet? Da werden unter dem Vorwand ernster Fragen Einschaltquoten in Nischen gesucht.

Alte Wunden auch in Wien: Doch die Dinge, um die es dabei geht, liegen noch länger zurück als die Taten von Herrn Dutroux, sie sind viel weniger zu beweisen und sie stehen in einem ganz anderen Sinnzusammenhang: Es ging um den Aktionskünstler Mühl und seine Lebensweise, die von vielen seiner ehemaligen Mitstreiter als nicht tragbar empfunden wird. Vorwürfe werden laut, man bewirft sich öffentlich mit Dreck. Da verwundert freilich, warum man damals nicht laut geschrien hat, als alles noch näher an der Zeit war und man noch hätte etwas retten können.

In Zeiten wie diesen treten dann auch allerlei Moralisten auf den Plan – Menschen, die schon immer wussten, dass die neue Zeit alle Normen zerstören würde. Wir kennen sie ja aus Schankwirtschaften, Kantinengesprächen und Internet-Foren. Doch wenn die Damen und Herren auch nur ihre eigene moralische Haltung erläutern sollen, werden sie stiller, und sie schweigen vollends, wenn man sie nach vorbeugenden Lösungen fragt.

Überhaupt schweigen so gut wie alle dort, wo sanft, ernst und an der Sache diskutiert wird. Je mehr man den Gegenstand einer Diskussion aus dem Allgemeinen heraushebt, je präziser man wird und je differenzierter man schreibt oder auch nur Stellung bezieht, um so weniger Menschen sind bereit, noch mitzuziehen – das finde ich sehr, sehr schade.

Meine „Sinnlichen Seiten“ blühen – teils wegen der vielen Buhrufe aus dem Publikum, teils trotz dieser Krakeeler. Ein Oberschlaumeier schrieb gerade etwas über einen „Kommentarboykott“ gegen mich – da muss ich freilich lächeln: Während an guten Tagen etwa 100 Twoday-Co-Blogger auf mich zugreifen, sind es jedem beliebigen Tag mindestens doppelt so viele andere Interessenten.

Qualität bewirkt dabei gar nichts: Überschriften und Google-Rankings zählen. Mein bei weitem schlechtester Artikel hat die 5000-Zugriffe-Marke überschritten, und neu hinzugekommen unter den Top-25 sind immerhin zwei Artikel aus diesem Jahr, auf die bereits jetzt über 500 mal zugegriffen wurde: Ein humorvoller über ein japanisches Sexspielzeug und meine Linksammlung zu Artikeln über die junge Engländerin, die behauptete, ihre Jungfräulichkeit zu verauktionieren: Bislang ist immer noch nicht klar, ob es nicht eine bewusst inszenierte Presseaktion war, die ein bisschen heißen Sex-Wind ins kalte Bristol bringen sollte.

David Ewards hat es mit Sharon versucht. Nein, nicht wirklich. David ist Reporter für den „Mirror“, und Sharon ist seine Fotografin. Beide wollten einen Bericht über Parkplatzsex schreiben – „Dogging“, wie die Engländer sagen. Man fährt auf einen Parkplatz, lässt die Lichtlein blitzen, schaltet die Innebeleuchtung ein und hat Sex. Das lockt andere an und die haben dann auch Sex – man hat auch schon von schlimmeren Dingen gehört.

Doch nicht in jener Nacht. Nichts geschah. Gar nichts. Und worüber schreibt man dann, um Himmels willen? Darüber, dass nichts passierte, natürlich. Im Mirror.

Ich glaube ja, manchmal etwas Sinnvolles über zeitgenössische Fotografie zu schreiben – aber mit dem, was die ZEIT - Fotogalerien bieten, kann ich nicht konkurrieren. Also: Unbedingt einen Blick darauf werfen. Dies gilt, wie immer, natürlich für alle Fotoenthusiasten und nicht nur für Freunde ihrer erotischen Varianten.

Plakat, die an Autobahnen aufgestellt werden, sollten selbstverständlich nicht dazu dienen, männliche Autofahrer vom Weg abzubringen, doch der US-Staat Missouri will nun alles von der Autobahn verbannen, was „nackt“ ist, und da so etwas natürlich zunächst definiert werden muss, hier die Formulierung:

„Jede Darstellung der nackten Haut eines menschlichen Körpers unterhalb der Achselhöhlen und oberhalb der Knie“.

„Any bare exposure of the skin located on a person's body below the armpits and above the knees”

Da fragten Leute schon mal nach, ob überhaupt noch für Bademoden geworben werden dürfe, oder auch nur für Abendkleider. Das Ziel war freilich, auf der Autobahn für „Sitte und Anstand“ zu sorgen: Ein neues Gesetz sollte eigentlich verhindern, dass all diese „unanständigen“ Leute aus Pornoshops und Stripklubs die Männer von der Autobahn weglocken.

via Dazereader

Die meisten Männer geben wenig Einblicke in ihr tatsächliches Liebesleben, das auch ab und an nicht ganz so positiv verläuft, wie sie es sich wünschen. Inzwischen soll sich männliche Offenheit allerdings auch positiv auf die Eigenwerbung auswirken: Der „Schmuddelblogger“ nämlich hat einen weiblichen Fan, der sich jetzt geoutet hat (Zitat):

Nachdem (meine Freundin) sie sich HIER mal in Ruhe alles durchgelesen hat meinte sie eben:" ach übrigens, das HIER ist ja übrigens genial. Wenn der Typ so f***t wie er schreibt, dann will ich den f****en.

Gelesen habe ich es in der Schreibblogkade, nachdem es dem Schmuddelblogger auffiel.

In den letzten Monaten habe ich sehr oft gehört und gelesen, dass unsere Werte nach und nach verfallen würden. Dies hätte eine erhebliche Auswirkung auf die Moral, und davon betroffen sei auch die Sexualmoral. Ein Redakteur von „3Sat“ verstieg sich sogar in die Behauptung, die ganze Gesellschaft sei pervers und titelte einen Beitrag des Senders entsprechend – nun die Sendung „delta“ ist noch neu und muss ins Gespräch gebracht werden.

Tatsächlich verfallen innerhalb der Kulturen tägliche „Werte“ – das ist im Grunde genommen nichts Besonderes und darf auch nicht verwundern – schließlich wurden sie ja auch einmal von diesen Kulturen definiert. Viel wesentlicher ist die Frage, ob es in bestimmten Bereichen überhaupt Werte gab, und wenn ja, ob sie auch eingehalten wurden. Was oft vergessen wird: Die Gesellschaftsordnungen der Vergangenheit liebten es, über viele Übertretungen sittlicher Grenzen das „Mäntelchen der Liebe“ zu hängen: Erst, wenn die gesellschaftliche Gruppe, in der die Übertretungen stattfanden, selber im Kreuzfeuer der Kritik stand, wurden Verfehlungen zugegeben – und erst dann wurden die Täter auch vorgezeigt.

Wer Werte verfallen lassen kann, muss freilich zunächst welche haben. Das Christentum, auf den man sich gerne in Sonntagsreden beruft, beinhaltet zwar eine umfassende Sozialmoral, die sich sogar noch auf Moses zurückführen lässt, enthält aber kaum Leitlinien für den alltäglichen Umgang mit der Sexualität – es scheint fast so, als seien diese bewusst ausgespart worden. Ein winziger Hinweis in den 10 Geboten ist nun einmal keine Sexualmoral: „Du sollst nicht unkeusch sein“ (später interpretiert als „Du sollst nicht Ehebrechen“). Freilich kann eine so genannte „implizite“ Sexualmoral sowohl aus dem alten wie auch aus dem neuen Testament herausgelesen werden: doch wo interpretiert wird, beginnt bereits die Beliebigkeit.

Nun wird schnell klar, dass die eigentlichen „Werte“, die angeblich verloren gingen, gar keine sind: Sie entstammen auch nicht dem Christentum, sondern sind Bestandteile einer Mogelpackung, auf der „Bürgerliche Wohlanständigkeit“ steht: Mit dem Verfall des Bürgertums steht sie zur Disposition. Wichtig wäre nun, den Teil zu retten, den man als „Schutz der Schwachen und Unmündigen“ bezeichnen könnte, doch dies wird selten versucht: Es ist den meisten Menschen schlicht zu kompliziert. Doch über Sexualmoral kann jeder reden: Stammtische und Fernsehdiskussionen unterscheiden sich ja heute kaum noch voneinander.

Fragt sich, woher wir „neue Werte“ beziehen könnten, wenn wir sie denn wollten: Viel Auswahl scheinen wir nicht zu haben, und so bleibt wohl nur die Grundforderung: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Damit fange ich etwas an: mit dem „Verfall der Werte“, wie er jetzt oft in der Diskussion ist, nicht: Das wurde schon um die vorletzte Jahrhundertwende geschrieben.

Im freien Bereich (Mitgliedschaft erforderlich, aber kostenlos) von NERVE ist diesmal ein Fotograf zu sehen, der im Stil des vorvergangenen Jahrhunderts fotografiert. Dabei ist es weniger die fotografische Platte, die den Effekt der Bilder erzeugt, sondern die lange Belichtungszeit: Wie zu Zeiten des Ur-Ur-Urgroßvaters müssen die Modelle die einmal eingenommene Stellung bis zu zwei Minuten halten – und die Anstrengung darf natürlich nicht zu sehen sein.

charlie schreiner

(c) 2004 by Charlie Schreiner

Katrina war ein Aktmodell, bevor sie selbst zur Künstlerin wurde, und sie verkauft heute Schenkel in Schachteln. Nein, nein, sie ist keine Kannibalin – aber ihre sehr naturalistischen erotischen Skulpturen werden alle in Schachtelform ausgeliefert. Sie sollen sich sehr gut als Bücherstützen eignen – falls man geeignete Bücher hat.

„Die Klage wurde abgewiesen“ war die lakonische Auskunft des Pressesprechers am Verwaltungsgericht Ansbach. Dort hatte nämlich ein 35-jähriger Sozialhilfeempfänger daruf bestanden, dass es ein bisschen Extra-Stütze für den Puff geben müsste: 16 Besuche zu je 100 Euro wollte der blauäugige Mann vom Sozialamt haben - und als er sie nicht bekam, zog er vor den Kadi.

Das will er auch weiterhin tun: Die nächste Instanz ist schon anvisiert, schrieb die Mainpost.

Selten hat es um eine Kunstausstellung so viele Kontroversen gegeben wie um die des Aktionskünstlers Otto Mühl. Ausgestellt wird in Wien, in der Ausstellungshalle im Obergeschoss des MAK in der Wiener Weißkirchnerstraße, und wer hingehen will, der kann es. Eine Zensur findet (noch) nicht statt.

Indessen flammt unter den Wienerinnen und Wienern eine heftige Diskussion auf: Weniger um die Kunst des Otto Mühl, als um seine Person. Kunstkritik, dezent, ganz wie es sich für zivilisierte Gesellschaft gehört, schreibt Markus Mittringer im Standard, den ich zunächst zu lesen empfehle. Auch noch Moderat, aber nachdenklich und betrioffen, fordert der Ex-Kommunarde Michael Pfister, alles aus der Ausstellung zu entfernen, was mit dem Kommunenleben in Verbindung steht. Heftigst und ziemlich reißerisch hingegen gehen alte Freunde mit ihm um, die jetzt keine Freude mehr sein wollen – sie haben dazu eine eigene Webseite aufgemacht. Auch in der „Kommune“, innerhalb derer ich schreibe, hat es Isenberg zum Thema gemacht. Otto Mühl selbst ließ eine Pressemitteilung zu den Vorwürfen, die gegen ihn erhoben wurden, verbreiten.

Was ich dazu sage? Gar nichts. Ich beobachte. Das Ganze ist ein Zeitzeugnis der besonderen Art: Es sagt viel über Herrn Mühl – aber auch viel über Wien und den Kunstbetrieb generell. Nur über eines sagt es gar nichts aus: über den Verfall der Sitten.

Immer, wenn ein spektakuläres Verbrechen verhandelt wird, werden die Emotionen der Menschen bewegt. Das war so, als in Deutschland der „Kannibale“ angeklagt wurde und es ist nun ebenso, wenn jetzt in Belgien dem mutmaßlichen Kindermörder Marc Dutroux der Prozess gemacht wird.

Die Ereignisse eigenen sich für ehrliche Mahner – und das ist auch gut so. Ob man gleich vom „Missbrauch als Wohlstandsphänomen“ reden muss, wie dies „3Sat“ etwas vorschnell tat, ist zu bezweifeln. Es ist vielmehr der Mythos der bürgerlichen Wohlanständigkeit, dem das Feigenblatt genommen wurde: Bisher galten „Direktoren, Staatsbedienstete, Pädagogen und Kirchenvertreter“ eben als unverdächtig, weil sie das Mäntelchen bürgerlicher Tugenden schützte. Der Beweis, dass sie früher edlere Gedanken gehabt haben, kann hingegen überhaupt nicht erbracht werden: es ist eine Medienerfindung. Vermutlich hat eher der Abbau der „Respektschranken“ dazu geführt, dass wir ihre Taten heute erkennen.

Was wir wissen, ist nur so viel: Die Medien, über die Verbrechen vorbereitet werden, haben sich verändert. Kontakte können über alle Grenzen (auch über die Grenzen der eigenen Scham) schnell hergestellt werden, und so hat auch das Verbrechen ein neues Forum bekommen.

Es ist Erntezeit für Mahner. Hoffen wir, dass sie ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren: Es müsste heißen, Verbrechen zu verhindern und nicht, das Elend anderer in der Öffentlichkeit zu vermarkten: Betroffenheitskostüme sind schnell ausgeliehen und ebenso schnell wieder abgelegt.

Ein Beispiel, gefunden bei 3Sat

Hatten wir nicht schon von japanischen Höschenhändlerinnen gehört, die ihre Unterwäsche direkt ab Körper verkaufen? Und was war mit deutschen Höschenhändlerinnen, die sogar ein eigenes Forum besitzen?

Schluss mit derlei zweifelhaften Geschäften, und zurück zur Realität! Der „kleine Kolonialwarenladen“ macht es möglich (keine Angst, es handelt sich nicht um Kolonialwaren). Aber sinnlich sind sie laut Eigenangaben in jedem Fall:

"Alte Schlüpfer aus dem kleinen Kolonialwarenladen sprechen alle Sinne an. Wählen Sie aus den Farben "weiß", "bunt" und "gestreift" Ihren Favoriten aus! Alle Unterhosen sind frisch gewaschen und wurden mit Kuschelweich weichgespült (Frühlingsduft)"

Sagte da jemand gerade gedehnt: ach so?

Kaum ein Monat vergeht, indem die Moralapostel der britischen ASA nicht irgendwelche Anzeigen wegen ihrer Unsittlichkeit bemängeln. Diesmal hat es die Vogue getroffen: Die Anzeige der Wäschemarke „Elle Macpherson's“ wurde mit dem Moralbann belegt, weil der „Eindruck entstünde, das Modell würde masturbieren“.

Im Vereinigten Königreich erschienen zwar einige Artikel über den erneuten Werbebann, aber keine der Zeitschriften veröffentlichte die Anzeige selbst: Nur der australische Sidney Morning Herald tat es und die meisten, die diese Anzeige gesehen haben, werden wohl sagen: ach so.

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(c) 2004 vogue.uk / bendon.uk

„The Girl Watcher“, eine Anleitung zum Beobachten von jungen Frauen, erschien 1959 und auch noch später bei der Bonanza Publishing Co. Verbrämt und meist sehr angezogen streifte das Magazin alle Themen rund um die erotischen Fantasien – und ein „Ceterfold“ fehlte auch nicht: Lasziv musste die Pose sein, oder verrucht, jedenfalls so, wie sich eine anständige Frau nicht verhielt.

Danke, vintagegirlwatchers.

vintage girly magazines
(c) 1959 by Bonanza Publishing (bearbeitet von sehpferd)

Ob die österreichische Journalistin und Kulturkritikerin MAGDALENA BRUCKMÜLLER Horst Janssens Werk nicht kennt? „Sex“, so schreibt sie, habe bei Janssen nichts Liebevolles, und zeigefingerstreckend hebt sie hervor, dass auch der Herr Kurator einer gerade laufenden Ausstellung ja gesagt habe, dass er, Janssen, Frauen schon mal als „Bumskommoden“ bezeichnet habe, und sie folgert, dass das grafische Werk solchen Entgleisungen in nichts nachstehe.

Frauen würden „sadomasochistisch“ bearbeitet und „überlebensgroße Genitalien“ tummelten sich da herum – nein, wie schrecklich. Fragt sich nur, wer der Übeltäter war: Der Kurator? Die Journalistin? Wenigstens letztere hätte sich ja einmal informieren dürfen, bevor sie diesen Schund zu Papier brachte.

Aber eigentlich auch klar: Der Mann war ja kein Wiener, nicht einmal ein Österreicher, sondern ein schnöder Hamburger, ein Trinker gar. Was kann von solch einem schon kommen? Pornografie, ist es, bittschön, was sonst?

Was die Dame sonst noch zu schreiben wusste, muss man in „Der Presse" ertragen.

Die Sache begann so: Irgendein amerikanischer Provinzreporter wittere eine Sensation, als er von Mädchen (kaum älter als 12) hörte, dass es an ihrer Schule einen „geheimen Sex-Code“ gäbe – Plastikarmreifen. Alle Farben hätten eine bestimmte Bedeutung, aber Schwarz stünde für „echten“ Geschlechtsverkehr. Der Artikel wurde in Windeseile abgeschrieben und verbreitetet sich wie ein Lauffeuer. In Norwegen kam er dank des dazwischen liegenden Ozeans erst spät an, und da norwegische Eltern oft ziemlich bestürzt über ihre Töchter und Söhne sind, gab es natürlich auch dort erhebliche Reaktionen.

Zu meinem Artikel über die Farben der Liebe habe ich noch eine kleine Recherche angestellt, die ich meinen Leserinnen und Leser nicht vorenthalten will: Google liefert für den Suchbegriff („Jelly Bracelets“) etwa 18.000 Treffer. Gleich der Zweite führt uns auf die Spur: Da gibt es also Gerüchte, das an den Armreifen etwas mehr dran sein soll als nur der Werkstoff, aus dem sie sind: Extrem billiges Plastikmaterial. Wer dann weiter stöbert, erfährt auch bald den „geheimen“ Namen des Schmucks: Sexarmbänder („Sex Bracelets“) etwa 20.000 Treffer, und natürlich auch eine Webseite, die den Namen führt: Sex-Bracelets.com Diese bezeichnet dann auch die Mär von der Verlockung zum Sex durch diese Armreifen bei ganz jungen Leuten als eine Zeitungsente, und der gleichen Meinung ist auch die seriöse Presse.

Doch für die Boulevardpresse ist die Sache natürlich ein gefundenes Fressen gewesen: Das Medium ist immer noch die Botschaft, und was in der Zeitung steht, muss wohl wahr sein – und so glauben eben Millionen von Zeitungslesern, dass auf den Schulhöfen in sexueller Hinsicht Sodom und Gomorrha herrsche.

Was die „Spiele der Erwachsenen“ angeht, ist man sich indessen nicht ganz so sicher: Dort könne es durchaus sein, dass die Farbe der sexuellen „Geschenke“ an Armbändern erkannt werden könnten – auf der Webseite sind sie zu lesen: Demnach bestehe die Bereitschaft zu einem kompletten Geschlechtsverkehr bei Schwarz, transparent und goldglänzend, wobei sich das „Angebot“ etwas unterscheide.

So ganz einig, was die Farben bedeuten, ist man sich freilich auch auf der Webseite nicht: So kann Lila beispielsweise sowohl für Händchenhalten als auch für Analsex stehen – nicht eben dasselbe.

sex armreifen sexarmreifen jelly bracelets

Die Armbänder des Anstoßes

Wer heiratet eigentlich wen? Gute Frage, nicht wahr? Soziologen wollen nun herausgefunden haben, dass Bildungseinrichtungen die wichtigsten Plätze sind, um das begehrte Wild „Ehepartner“ zu jagen – und dies gar in 13 Ländern. Fazit: Erstens lernt man sich heute oft an der Uni kennen, zweitens heiraten „gleich und gleich“ und drittens sind gebildete Frauen heute begehrter als früher. Vor Rutschpartien freilich wird gewarnt: „Abwärts heiratende“ Frauen verstößen auch heute noch gegen eine Norm und seien erklärungspflichtig, heißt es in der Studie, über die mehr im SPIEGEL steht.

Alison Louise Kennedy ist eine Autorin aus Schottland. Dieser Tage erscheint ihr Roman "Also bin ich froh" auf Deutsch. Jeannette Villachica von der „Stuttgarter Zeitung“ sprach mit der Autorin, die unter anderem dies dazu sagte: „Ich denke, die Menschen unterschätzen die Wirkung von Worten. Sprache ist sehr erotisch“.

Was sie noch gesagt hat, kann man in der StZ nachlesen.

Die „Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau“ geht in die Schulen und bietet dort Aufklärung für junge Mädchen aus ärztlichem Munde an. Dies ist offenbar immer noch nötig, denn die deutschen Mädchen gehen mit Sex zwar leichtfüßig, aber kaum verantwortlich um.

„Sex“, so sagte jetzt eine der Ärztinnen, die für den gemeinnützigen Verein arbeiten, sei „zum Konsumartikel“ geworden. Verhindern wollen die Ärztinnen vor allem die Teenagerschwangerschaften, die nun auch in Deutschland mehr und mehr zum Problem werden.

Gelesen in der Fuldaer Zeitung mit Hinweisen auf die Webseite der (deutschen) Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Loveline sowie der genannten Ärztevereinigung.

Als Kind mal mit Anziehpuppen gespielt? Ja, diese aus Papier, denen man Kleidchen umhängen konnte? Mit dieser hier geht es auch. Man kann aus einer großen Modekollektion wählen und die Dame dann von allen Seiten betrachten. Dreh dich, Püppchen, dreh dich.

Damen, die meinen, eine zu große Nase zu haben, sollte sie einmal hier hineinstecken – denn auf dieser Webseite dreht sich alles nur um das Eine – um weibliche, große Nasen. Die meisten stammen aus der freien Wildbahn, einige aus Filmen und andere sind von Künstlern und solchen, die sich dafür halten, extra aufgenast worden.

große nase grosse nase

(C) 2003 bmezine.com, published by bnguy

via ticklefight

 

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