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Dieses greife ich auf: „Ach, Herr Sehpferd, sie erinnern sich an Gespräche mit ihrem Klassenlehrer?“ - Ja, freilich. Aber nein, nicht an alle.

An das eine Gespräch freilich erinnere ich mich genau, in dem es um den Wert oder Unwert der klassischen Musik ging. Sehen Sie, liebe Leserinnen und Leser, dieses Gespräch – wie auch die heutige Diskussion - wäre eigentlich überflüssig gewesen – denn die meisten von uns haben nicht Musik studiert – sie wollen einfach nur hören: Das macht sie sinnlich und nachdenklich, macht sie fröhlich und bringt sie zum Weinen. Mag bei den weiblichen Feinöhrchen die Seele in anderer Tonlage schwingen als bei der Tänzerin, die vor allem ihre Hüften zum Klang der Trommel schwingen will – mir ist es herzlich gleichgültig – und den meisten anderen Menschen sicherlich auch.

Das Gespräch, das ich erwähnte, kam nur zustande, weil die Damen und Herren Kompositeure, aber auch Maler und Dichter, auf Podeste gehoben wurden und mit Goldbronze lackiert. Das wird leider auch noch heute getan – und es ist schade um die Goldbronze.

Aber ich will keinesfalls bei den Musikern verharren, sondern Ihnen von einem zweiten Gespräch berichten: Dabei ging es darum, ob man die Dinge, über die man spricht, beschreiben muss oder ob man grobklotzige Begriffe in den Raum werfen darf, die angeblich jeder gebildete Mensch versteht. Sie kennen meine Meinung: Man muss diese Begriffe meiden und dem Partner erklären, was man zu sagen hat – nur so kann man lernen, verstanden zu werden, aber auch zu verstehen. Lehrer begreifen dies oft nicht, was wirklich schade ist.

Es muss wohl etwa zehn Jahre später gewesen sein, als ich in Stuttgart einen Menschen kennen lernte, der mir erklärte, was „Gewalt“ ist. Es hätte jedes andere Wort sein können, doch ich war tief beeindruckt von der Vielfalt, in der ein Wort gebraucht werden kann, und überrascht, wie leicht man ein Wort so im Munde führen kann, dass es missbraucht wird.

Sehen Sie, so hat man seien Schlüsselerlebnisse: Der Klassenlehrer mit Namen Georgi, der sozusagen das Anti-Vorbild wurde, weil er mit der Masse ging und kein Profil zeigte, der Mathematiker Quante (er hieß tatsächlich so), der ein Genie im Erklären von Tatbeständen war und daher zum Vorbild taugte, und nicht zuletzt auch der Monokel tragende olle Gramse, der mir stets die schlechten Noten in Deutsch verpasste – der mich aber auch lehrte, dass Denken nicht an den Grenzen der Schulzimmer aufhört. Meine Deutschnote habe ich nie gebraucht, aber die Erkenntnis, dass diagonales Denken hilft, Probleme aufzufinden und zu beseitigen, hat mich dahin gebracht, wo ich heute bin.
 

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