anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Mir wird gerade erzählt, dass es im Web mal wieder allerlei Dispute gäbe, Besondere in Blogs. doch ob es nun heißt „zieh in den Kampf mit Don Alphonso gegen den Rest der Welt“ oder „stell dich auf Don Alphonsos Seite, sonst ist die Welt gegen dich“ oder „alles auf die Pferde gegen Don Alphonso“ geht mich eigentlich wenig an, denn: Wer bitte, ist Don Alphonso und was bedeutet er für die Welt? Denn wenn ich nicht zufällig in die Randbereiche der Informationsgesellschaft sehen würde – ich würde nie von diesen Disputen erfahren.

Sehen Sie, und nun wissen sie eines: Was wir in Blogs erleben, sind Randerscheinungen. Karawanen bleiben nicht stehen, weil irgendwo ein Hund bellt. Also: Wenn ich jetzt jung wäre, ich würde ein Kamel satteln und mit der Karawane ziehen, statt ein bloggerisches Hundeleben zu führen.

Was ich persönlich in diesem Gewirr tun werde: Ich werde Karawane um Karawane vorbeziehen lassen und mich mit den Reisenden unterhalten, denn Sie wissen ja: Ce n’est pas un blog.

Sechs Zoll ist eine beachtliche Länge – wenn Sie wissen, was ich meine, mein Herr. Ja, natürlich geht es um Größe, und selbstverständlich zählt Größe – oder was dachten Sie?

Denken Sie mal um – denken sie an Absätze. Dann wird Ihnen auffallen, dass sechs Inch schon ein halbes Schullineal lang ist – und die unter einem Damenfuß? Na sehen Sie, nun läuft Ihnen das Wasser im Munde zusammen, gleich, ob Sie nun ein Fußfetischist, ein Busenliebhaber oder auch nur ein ganz gewöhnlicher Voyeur sind.

Damit sie von den Objekten der Lust genug zu sehen bekommen, sollten sie mal hier klicken – und natürlich auch (oder gar vor allem?) wenn sie eine Frau sind.

Steffi und Boris? An was erinnert uns das nur? Richtig, an ein junges Paar, das Sex zum Beruf gemacht hat und durch den ehemaligen österreichischen Sexsender „TV6“ einst in aller Munde waren. Wer sie sucht, wird unter steffiundboris.com fündig, wo sie eine „Künstler- und Modelagentur Dirk Barowsky“ anbietet.

Die Webseite der beiden enttäuscht freilich: Die Aufmachung wirkt hausbacken und angejahrt und mit fahlgrün, blassrosa und blau ziemlich retrokitschig.

Wer Innen mehr erwartet, dürfte ebenfalls enttäuscht werden: aus den Fotos entspringt nicht der kleinste Funken Erotik, eher sieht es schon aus wie eine moderne Fassung von Hänsel und Gretel, die sich im Wald verlaufen haben und aus lauter Langeweile jetzt mal ein bisschen Sex haben.

Der Eintritt in die Webseite ist nach den Angaben des Paares erst ab 18 Jahren gestattet.

Ich wusste es doch. Wir schreiben Mittwoch, den 11.01.2006, und die Süddeutsche Zeitung bringt einen quälend langatmigen Artikel darüber, dass sich „Sex nicht mehr verkaufe“, ein Artikel, von dem natürlich auch Sehpferd Wind in die Nase bekommt. Doch schnupfentrunken wollte einfach nicht in mein Hirn, wo ich dergleichen schon einmal ähnlich gelesen hatte. Nun, der Schnupfen ließ heute nach und da fiel mir wie Schuppen von den Augen, dass genau ich, Sehpferd, über dieses Thema schon einmal geschrieben hatte – und zwar basierend auf einem Artikel des Economist. Potz Blitz: Der trägt das Datum vom 28. Oktober 2004 und verweist auf genau die gleiche englische Studie mit genau den gleichen Umständen und so ähnlichen Texten, dass es weh tut:

Im Economist, Oktober 2004:
Peter Frost, whose company, Proficiency2020, ran a conference last month (“Rethinking Pink”) on selling to women consumers, argues that crude sexual images are both distasteful and increasingly irrelevant. “When you see an office copier with a girl draped over it, it titillates 10% of the customers and alienates the rest.

In der Süddeutschen, Januar 2006, "Jetzt"
:
"Nach Ansicht von Peter Frost vom Marketingberater Proficiency 2020 hat sexuell dominierte Reklame zum Teil sogar katastrophale Auswirkungen. Unter dem Motto "Rethinking Pink" organisiert Frost Fortbildungsveranstaltungen zum Thema. Sogar Männer, so Frost, würden heute in der Mehrzahl witzige und informative Werbung bevorzugen. "Wenn sich in einer Reklame für einen Fotokopierer ein leicht bekleidetes Mädchen anzüglich auf dem Gerät räkelt, spricht dies zwar ungefähr zehn Prozent der potenziellen Käufer positiv an", sagt er, "Aber die restlichen 90 Prozent verprellt man komplett.".

Na ja, Süddeutsche Zeitung: toller Journalismus, nicht wahr? Glaubt ihr etwa, es fällt nicht auf, wenn ihr die ollen Kamellen aus dem Economist nach über einem Jahr als brandneue Meldungen bringt? Mir schon.

 

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