Einmal das, was ich zu all diesen Rückblicken sage: Dass wir immer noch "klassische" Musik hören, spricht für die Klassiker – und gegen uns. Es bedeutet nämlich auch, dass wir unserer Kultur nicht folgen, sondern sehnsuchtsvoll in eine vergangene Epoche zurückblicken, deren Zeitgeist uns im Grunde gestohlen bleiben kann – wollten sie in Mozarts Zeit leben? Ich nicht.
Dialog auf der Fahrt zu einem Schullandheimaufenthalt zwischen meinem Klassenlehrer und mir. Den Satz, den ich oben verwendete, kannte ich auch schon damals. Die Antworten sind immer die Gleichen: Ja, aber da kommt es her, ja, aber wir müssen unsere Traditionen wahren, ja, es gibt sie, die unvergängliche Musik. Und dann: Versuch es doch einmal mit Mozart. Da haben wir es: Mozart, leichter Einstieg, schwerer Abgang. Versuch es doch mal mit Mozart. Ich habe es nie mit Mozart versucht. Warum auch?
Am Ende des Jahres 2006 werden wir alle mit Mozartsüßigkeiten verklebt und mit Mozartschwere erdrückt sein. Rundfunk- und Fernsehmoderatoren werden uns diesen Mozart um die Ohren hauen, bis wir erschöpft die Austaste gefunden haben.
Sehen sie, meine Leserinnen und Leser: Alles kann zu einem abscheulichen Gedudel werden, wenn es uns ständig in die Ohren geblasen wird. Falls sie es nicht glauben: Denken sie einmal daran, was die Musiklehrer, vor allem die Fernsehleute. mit unserem Volksliedergut angestellt haben. Das war auch einmal schön. Genau wie Mozart einmal schön war. Ich bin sicher: Am Ende des Jahres ist er der Kulturbande gelungen, seine Musik uns allen zu vergällen – es sei denn, sie ignorieren alles, was sie dieses Jahr zu Mozart hören werden. Falls sie zufällig seine Musik lieben – warum gehen Sie nicht einfach in ein Konzert?
Dialog auf der Fahrt zu einem Schullandheimaufenthalt zwischen meinem Klassenlehrer und mir. Den Satz, den ich oben verwendete, kannte ich auch schon damals. Die Antworten sind immer die Gleichen: Ja, aber da kommt es her, ja, aber wir müssen unsere Traditionen wahren, ja, es gibt sie, die unvergängliche Musik. Und dann: Versuch es doch einmal mit Mozart. Da haben wir es: Mozart, leichter Einstieg, schwerer Abgang. Versuch es doch mal mit Mozart. Ich habe es nie mit Mozart versucht. Warum auch?
Am Ende des Jahres 2006 werden wir alle mit Mozartsüßigkeiten verklebt und mit Mozartschwere erdrückt sein. Rundfunk- und Fernsehmoderatoren werden uns diesen Mozart um die Ohren hauen, bis wir erschöpft die Austaste gefunden haben.
Sehen sie, meine Leserinnen und Leser: Alles kann zu einem abscheulichen Gedudel werden, wenn es uns ständig in die Ohren geblasen wird. Falls sie es nicht glauben: Denken sie einmal daran, was die Musiklehrer, vor allem die Fernsehleute. mit unserem Volksliedergut angestellt haben. Das war auch einmal schön. Genau wie Mozart einmal schön war. Ich bin sicher: Am Ende des Jahres ist er der Kulturbande gelungen, seine Musik uns allen zu vergällen – es sei denn, sie ignorieren alles, was sie dieses Jahr zu Mozart hören werden. Falls sie zufällig seine Musik lieben – warum gehen Sie nicht einfach in ein Konzert?
sehpferd - am Donnerstag, 5. Januar 2006, 11:43 - Rubrik: zeit geschehen
Am Pester Ufer der Donau, zwischen Parlament und Rooseveltplatz, steht eine Anzahl Schuhe am Ufer. Wer mit der Straßenbahn vorbeifährt, wundert sich: Schuhe? An der Donau? Sie sehen aus, als wären sie geradeswegs herausgefischt worden. Wem gehören Sie?
Sie gehören niemandem mehr, und sie sind nicht gerade herausgefischt worden. Sie sind aus Eisen und stehen hier zum Gedenken an die Juden, die an dieser Stelle ermordet wurden.
Bild: (c) 2006 by sehpferd
Sie gehören niemandem mehr, und sie sind nicht gerade herausgefischt worden. Sie sind aus Eisen und stehen hier zum Gedenken an die Juden, die an dieser Stelle ermordet wurden.
Bild: (c) 2006 by sehpferd
sehpferd - am Donnerstag, 5. Januar 2006, 11:41 - Rubrik: zeit geschehen
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