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Wenn sie damals hereingekommen wären, dann wäre aus der uralten Musikbox wahrscheinlich Edith Piaf hervorgequollen, ganz hinten hätte George, der Autor, gesessen und mit einem amerikanischen Botschaftsangestellten Schach gespielt. Das taten die beiden fast täglich. Rechts hätten sie die Stricke des Henkers sehen können, drei an der Zahl, vor einem Wandgemälde, auf dem Huren, Verbrecher und fahrendes Volk zu sehen war – und ganz hinten, wo der Wirt oft mit seinen Gästen saß, eine „goldene“ Grotte. Sie hätten Rotwein „mit Berg“ trinken können und vielleicht hätten sie später eine Zwiebelsuppe gegessen. Nur wenn sie als Paar hingekommen wären, hätten sie sich besser nicht zu intensiv geküsst – dann wäre die junge dunkelhaarige Wirtin gekommen und hätte sie darauf hingewiesen, dass sie dies in ihrem Lokal nicht gerne sehen würde. Man wollte kein Knutschlokal werden, sondern einen Traum verwirklichen: Eine Heimstadt für die Bremer Kinder des Olymp, weshalb man den Ort denn auch den „kleinen Olymp“ taufte.

Zuerst verschwand die Musikbox, dann die Stricke, und schließlich begann wohl eine schwere Zeit, als der Niedergang des Schnoors und seiner Lokale schon beschlossene Sache schien. Doch heute lebt das Lokal wieder, und sie sehen immer noch die gleichen Bilder, etwas aufgehellt, seltsam glänzend, aber eben immer noch die alten Motive.

Man hat sich eingerichtet auf bremische Gesellschaften und vereinzelte Paare und betreibt eine gepflegte Bremer Küche, und obgleich alles ganz ähnlich aussieht, sieht es doch so anders aus. Nur manchmal, wenn der Blick auf das fahrende Volk und die Hurchen fällt, die an den Wänden jetzt so merkwürdig glänzen, dann glaubt man, Edith Piaf zu hören. Und man sieht sie wieder, die blechern klingende Musikbox, die ihr „Non, je ne regrette rien“ in lauten Mittellagen in den Raum klirrte. Wer so verträumt dasitzt, dem sagt die Wirtin dann auch einmal leise: „Den Rotwein mit Berg können sie immer noch bekommen – sie müssen ihn nur verlangen“.
 

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