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Ein neues Kunstprojekt startet jetzt die „completely naked company" aus dem Vereinigten Königreich: Ein Paar, das aus zwei verschiedenen Orten der Britischen Inseln zusammenkommt, trifft sich in einem Londoner Hotel. Ein gewöhnliches Blind Date, nur dass beide ständig von Kameras begleitet werden – während der Reise wie auch während des Treffens. Das daraus entstehende Video soll Gefühle, Gedanken und Beobachtungen vor und während des Treffens dokumentieren.

Dieselbe Organisation hatte vor einiger Zeit „Skin Strip“ gestartet, ein Projekt, bei dem sich Menschen in Kunstgalerien ausziehen konnten – die Bilder davon wurden später im Internet veröffentlicht.

nackt kunst galerie

(c) 2003 by completelynaked.co.uk serie "skin strip" (skinstrip)

„L'Oreal" und die französische „Vogue" sind ins Gerede gekommen, seit der November-Ausgabe eine Beilage fehlt. Wie aus einem Pressebericht hervorgeht, wurde die Beilage noch mitgeliefert, als die Zeitschriften beim Handel ankamen, danach aber wurden sie eiligst wieder eingesammelt und wenige Tage später mit einer anderen Beilage wieder ausgeliefert.

Die Beilage mit dem Titel: „Schönheit – der Teint der Unschuld“ soll auf 52 Seiten Bilder „deutlich“ minderjähriger Mädchen gezeigt haben, die nicht viel mehr anhatten als ihr Geburtstagskostüm. Freilich handelte es sich dabei nicht um Pornografie, sondern um 70-er Jahre Bilder des Fotografen David Hamilton, die damals sogar in Warenhäusern als Poster gehandelt wurden.

vogue innocent underage
(c) 2003 vogue france (?)

Die badische Winzergenossenschaft Oberkirch soll einem Bericht der WAZ zufolge nackte Winzerinnen und Winzer auf ihrem neuen Jahreskalender abbilden. Der „erotische Weinkalender“ soll dem Weinverkauf der Genossenschaft nachhelfen.

Nachtrag:

Nachdem ein anderer Blogger den Kalender dankenswerter Weise gefunden hat, will ich noch darauf hinweisen, dass die im Kalender abgebildeten Damen und Herren zwar hinreichend sexy, aber keinesfalls nackt sind.

Für jeden vierten Deutschen hört bei Pornografie im Fernsehen der Spaß auf - das will die „Programmzeitschrift „TV-Spielfilm" aus einer Umfrage ermittelt haben. Mehr als die Hälfte glaubt, dass die herkömmlichen Sender die „richtige" Menge an Erotik bieten und nur ein verschwindender Prozentsatz wünscht sich härtere Pornos auf dem Bildschirm

Dies weiß zum Beispiel bbv.net.

Fragt sich Sehpferd natürlich, was im deutschen Fernsehen eigentlich erotisch ist – diese hässlichen Köpfe, aus deren Mündern dauernd Wortgebilde herausfallen, die keiner mehr hören mag?

Gutmenschen sind gelegentlich mildtätig, verlangen dafür aber im Gegenzug, dass ihr Weltbild honoriert wird: So gesehen hat das Projekt „BerührerInnen" einer Schweizer Sozialorganisation nur Schaden angerichtet, denn die Spendeneinnahmen sind seither deutlich gesunken.

Der schlechten Nachricht folgt jedoch eine Gute: Man gründete einen neuen Verein „"Förderverein FaBS: Behinderung und Sexualität - gegen sexualisierte Gewalt ", der das Projekt auch in Zukunft weiterführen wird.

„BerührerInnen - - Zärtlichkeit und Sexualität für Behinderte“ ist ein Projekt, das Menschen mit Behinderungen auch in den Genuss erotischer Freuden bringen soll. Die dafür vorgesehenen Personen werden besonders ausgebildet und erhalten Supervision. In der Zukunft werden sie den Namen „SexualassitsentInnen“ tragen.

Aus dem Tagesanzeiger

Gute Nachrichten für die werbende Wirtschaft, die Boulevardpresse und selbstverständlich auch alle anderen, die gerne schöne Frauen sehen: Wie Zentralverbands der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) mitteilte, sind die Zensurpläne für vorgeblich „herabwürdigende“ Darstellungen von Frauen in Presse und Werbung vom Tisch. Dies berichtete unter anderem in seiner Online-Ausgabe.

Nehmen wir einmal an, man würde über das Friseurhandwerk in Deutschland berichten. Wäre der erste Anruf bei der Kriminalpolizei, um herauszufinden, wie viele Betrugsfälle es beim Schneiden und Föhnen gegeben hat? Oder beim Gesundheitsamt, um festzustellen, wie viele Friseurinnen den Chemikalien nicht standhielten, die in diesem Gewerbe verwendet werden? Oder etwa die örtliche Caritas-Beratungsstelle, um zu ermitteln, wie viele Frauen diesen Beruf nicht ertragen können und vorzeitig aufgeben? Oder das örtliche Büro der Feministinnen, um sich darüber klar zu werden, ob der Beruf mit der Würde der Frau vereinbar ist? Wären die Informationsquellen das Hörensagen oder die Seifenoper? Natürlich nicht. Man würde eine Recherche machen, gründlich nachfragen, die Handwerkskammer anrufen, in die Ausbildung hineinsehen, Vor-Ort-Termine wahrnehmen, Gespräche mit den Meisterinnen, Gesellinnen und Lehrlingen führen, Kunden befragen und sich letztendlich auch mal selbst in den Stuhl setzen.

Das ist doch selbstverständlich? Nicht bei Huren. Wer etwas über ihr Gewerbe wissen will, nutzt die Quellen, die ihm gefällig sind: Natürlich die Kriminalpolizei, natürlich die Gesundheitsbehörde und dazu ebenso „natürlich" noch Sozialarbeiter(innen), von den anderen obskuren Quellen einmal ganz abgesehen. Besonders das Hörensagen scheint es den Berichterstattern da angetan zu haben: „Milieu, Rotlichtdistrikt, Drogenstrich": eine frierende Frau, die dennoch mit kurzem Rock im Winter am Straßenrand steht, um Geld für den nächsten Schuss zu haben: Das rührt den Leser.

Natürlich ist es nicht einfach, korrekt zu recherchieren. Die Hure hat keine Kammer, bei der man sich nach den groben Fakten erkundigen kann, keine Gewerkschaft, die Auskunft über die Tarife gibt und keinen Ausbildungsplan - und Huren sind nicht wirklich redselig, wenn es um ihren Beruf geht - viele haben schlechte Erfahrungen mit der Presse.

Das Problem beginnt schon, wenn man sich fragt, wer denn eine Hure ist: Das Straßenmädchen und die Mieterinnen im Bordell werden noch am ehesten als Huren identifiziert. Doch dann hört es schon auf. Teilzeithuren, Studentinnen im Begleitservice und Hausfrauen mit Nebenverdienst treten kaum jemals in die Öffentlichkeit - sie haben etwas zu verlieren, wenn sie ihre Doppelrolle auf Dauer spielen wollen. Doch nicht nur „Prostituierte" arbeiten in der Lustwirtschaft: Da wäre die Damen, die bei Anruf Lust versprechen, die Internet-Damen, die sich per Mausklick ansprechen lassen und vor allem jene Damen, die als „Peitschenladys" bekannt geworden sind.

Die bürgerliche Welt hat sich darin eingeübt, all diese Frauen zu verdammen, während die Gutmenschen das grausame Schicksal der Huren beklagen und Geld für ihre „Wiedereingliederung" in die Gesellschaft sammeln. Das Bild, das dann an die Öffentlichkeit kommt, stiert vor Blut, Schweiß, Tränen, Schlägen und sozialem Abstieg. Das mag gelegentlich zutreffen, aber die Wahrheit ist es deswegen nicht. Eine „bessere" Hure verdient am Tag im Schnitt etwa so viel wie eine Dreizimmerwohnung an Kaltmiete kostet und selbst über diesen Betrag lächeln noch viele: Nun ja, es gibt so unterschiedliche Dreizimmerwohnungen wie es unterschiedliche Huren gibt.

© 2003 by sehpferd press

Buchempfehlung

„F(r)ischhalteabkommen. Wie der Mann länger Freude macht“ ist der Titel eines neuen Buches der Autorinnen Susanne Fröhlich und Constanze Kleis. Die beiden befassen sich mit dem Männerfang, der Männerhaltung und dem Frischverzehr des Mannes – und natürlich noch mit einigen mehr, denn das Buch ist ein humoriger Beziehungsratgeber.

Männer sind gegenwärtig an dem Buch offenbar nicht sehr interessiert, sie sollten aber die Ohren Spitzen: Viele Frauen lesen es (Amazo.de Verkaufsrang 1012), und vielleicht sollte sich deshalb auch Männer dafür interessieren, wie sie die Reusen, Netze, Aquarien und Bratpfannen finden können – oder vermeiden.

Gebundene Ausgabe - 256 Seiten - Krüger, Frankfurt
Erscheinungsdatum: August 2003
ISBN: 3810506656

(c) 2003 sehpferd press

 

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