anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
rosinentexte_500_x
„Ich habe jetzt schon zwei Mal meine PIN-Identifikation eingegeben, und beide Male hat mein Telefon die Annahme verweigert“. Eine halb entnervte, halb aufgebrachte Dame stand vor dem jungen Mann, den dies alles offenbar nicht erschreckte. So sah er denn die Dame mit einem halb lächelnden, halb kriminalistischen Blick an und fragte leise: „Sind sie sicher, dass Sie den Pincode auswendig wissen und ihn gar nie verändert haben?" Die Dame nickt heftig und kramt aus ihrem Handtäschchen die Unterlagen hervor: Pin, Puk, Pin2, Puk2, reicht es dem netten jungen Mann und sagt: „Bitte schön – probieren Sie selbst“:

Der Mann nimmt das Handy bedächtig in die Hand, schaltet es ein, bewegt seine Finger sorgsam und nachdenklich über die Tastatur und siehe – es verweigert auch ihm den Dienst. Doch der forschende Geist gibt niemals auf, und so öffnete das Briefchen mit den Pin2, tippte nun diesen mit der gleichen Sorgfalt und Bedächtigkeit ein, wie er es bereits bei den ersten Zahlen getan hatte, und – musste wieder erleben, dass dieses verflixte Telefon auch bei ihm nicht funktionierte.

Er blickte eine Weile dorthin, wo die Wand war, seine Blicke durchbrachen die Wand offenbar, und seine blauen Augen wurden noch blauer und heller, als sie ohnehin schon waren, und kurz, bevor es der Dame peinlich wurde, kamen die Blicke durch die Wand wieder zurück und sahen die junge Dame lächelnd an, als er sagte: „Kennen Sie zufällig jemanden, der das gleiche Handy hat?“ Die Dame machte eine kurze Aufwärtsbewegung ihres Oberkörpers, gerade so, als wollte sie eben jetzt einen Heiden missionieren, besann sich dann aber offenbar und sagte: „Klar, meine Freundin – haben wir doch zusammen gekauft“.

Der junge Mann öffnete das Telefon, nahm wortlos die Karte aus dem Gerät, steckte eine andere hinein, tippte eine Pin-Nummer ein und sah sich dann das Adressbuch an, das auf dem Handy gespeichert war und sagte schließlich: „Sehen sie mal – kennen Sie die Leute?“.Die Dame warf einen scheuen Blick auf das Display, auf dem „Oymelchen“ und „Wackermacker“ auftauchten und sagte dann errötend: „Nein, die kenne ich nicht – was sind das für Adressen?“ Der Mann lächelte: „Das ist das Telefonbuch Ihrer Freundin, meine Dame“ – sie hat vermutlich Ihr Handy, und sie haben eben ihrs – deswegen geht gar nichts mehr. Die junge Dame war zunächst etwas verstört, erbleichte dann sichtlich und sagte: „Und sie – kann auch mein Telefonbuch lesen?“ Der junge Mann lächelte mild: „Ja, das kann sie möglicherweise“ und sah ihr diesmal vorsichtshalber nicht in die Augen. Er bemerkte nur, wie ihre Hand zitterte, als sie schnell das Telefon und die Unterlagen zusammenraffte und sich hastig verabschiedete.
 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma