anstoss

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Ich gestehe. Ich kann gar nicht genug bekommen von Sophie (von ihrem Blog, versteht sich) – nicht überwiegend wegen ihrer erotischen Geschichten – sondern, weil ich so etwas liebe.

Wer wissen will, was in diesem Staat völlig falsch ist, der muss bei der Höhe der Lohnkosten anfangen – inklusive aller Lohnkosten versteht sich, also die Bruttolöhne plus der Nebenkosten, die für den Unternehmer entstehen. Das kann man alles mit einer großen Klappe behandeln, und wahlweise moderen Ökonomen oder Karl Marx zitieren. Aber darum geht es mir nicht. Es geht um eine Kleinigkeit, genau genommen um 52 Euro und 35 Cents.

Sehen sie, da hat bei mir ein Heizkörper nicht funktioniert. Schräg gegenüber wäre ja ein Installateur gewesen, aber den kannte ich nicht. Also bei meinem langjährigen Partner, der Firma Sch. angerufen, einen Monteur bestellt. Nein, er könne sich die Sache einteilen, wie es ihm gerade passe – man ist nett zueinander hier im Markgräflerland. Der Mann kommt, ist kompetent, klopft zwei Mal gegen das Heizungsventil, sagt „schon erledigt“.

Sehr schön. Heute kam die Rechnung:über € 52,35. Sehen sie, und nun wundern sich unsere Politiker, Handwerker und Grünkrämer, dass die Leute einfach kein Geld ausgeben wollen. Nicht, dass ich dem lieben Herrn Handwerksmeister nicht gönne, mal eine Rechnung für fast nichts ausgestellt zu haben – er muss seinen Gesellen schließlich bezahlen, und ich muss für meine Blödheit, ihn beauftragt zu haben, ja auch bestraft werden – das geht schon in Ordnung.

Aber, liebe Politikerinnen und Politiker: Warum muss der deutsche Bürger eigentlich vier, fünf oder gar noch mehr Stunden arbeiten, damit er eine dreiviertel Handwerkerstunde bezahlen kann? Das ist etwas faul im Staate Deutschland – stinkoberfaul.

„Ich habe jetzt schon zwei Mal meine PIN-Identifikation eingegeben, und beide Male hat mein Telefon die Annahme verweigert“. Eine halb entnervte, halb aufgebrachte Dame stand vor dem jungen Mann, den dies alles offenbar nicht erschreckte. So sah er denn die Dame mit einem halb lächelnden, halb kriminalistischen Blick an und fragte leise: „Sind sie sicher, dass Sie den Pincode auswendig wissen und ihn gar nie verändert haben?" Die Dame nickt heftig und kramt aus ihrem Handtäschchen die Unterlagen hervor: Pin, Puk, Pin2, Puk2, reicht es dem netten jungen Mann und sagt: „Bitte schön – probieren Sie selbst“:

Der Mann nimmt das Handy bedächtig in die Hand, schaltet es ein, bewegt seine Finger sorgsam und nachdenklich über die Tastatur und siehe – es verweigert auch ihm den Dienst. Doch der forschende Geist gibt niemals auf, und so öffnete das Briefchen mit den Pin2, tippte nun diesen mit der gleichen Sorgfalt und Bedächtigkeit ein, wie er es bereits bei den ersten Zahlen getan hatte, und – musste wieder erleben, dass dieses verflixte Telefon auch bei ihm nicht funktionierte.

Er blickte eine Weile dorthin, wo die Wand war, seine Blicke durchbrachen die Wand offenbar, und seine blauen Augen wurden noch blauer und heller, als sie ohnehin schon waren, und kurz, bevor es der Dame peinlich wurde, kamen die Blicke durch die Wand wieder zurück und sahen die junge Dame lächelnd an, als er sagte: „Kennen Sie zufällig jemanden, der das gleiche Handy hat?“ Die Dame machte eine kurze Aufwärtsbewegung ihres Oberkörpers, gerade so, als wollte sie eben jetzt einen Heiden missionieren, besann sich dann aber offenbar und sagte: „Klar, meine Freundin – haben wir doch zusammen gekauft“.

Der junge Mann öffnete das Telefon, nahm wortlos die Karte aus dem Gerät, steckte eine andere hinein, tippte eine Pin-Nummer ein und sah sich dann das Adressbuch an, das auf dem Handy gespeichert war und sagte schließlich: „Sehen sie mal – kennen Sie die Leute?“.Die Dame warf einen scheuen Blick auf das Display, auf dem „Oymelchen“ und „Wackermacker“ auftauchten und sagte dann errötend: „Nein, die kenne ich nicht – was sind das für Adressen?“ Der Mann lächelte: „Das ist das Telefonbuch Ihrer Freundin, meine Dame“ – sie hat vermutlich Ihr Handy, und sie haben eben ihrs – deswegen geht gar nichts mehr. Die junge Dame war zunächst etwas verstört, erbleichte dann sichtlich und sagte: „Und sie – kann auch mein Telefonbuch lesen?“ Der junge Mann lächelte mild: „Ja, das kann sie möglicherweise“ und sah ihr diesmal vorsichtshalber nicht in die Augen. Er bemerkte nur, wie ihre Hand zitterte, als sie schnell das Telefon und die Unterlagen zusammenraffte und sich hastig verabschiedete.

Eigentlich wollte ich nie mehr etwas zu HiFi schreiben, weil sich zu diesem Thema inzwischen fast nur noch arrogante Schnösel äußern, bei denen beispielsweise „Kabel musizieren“.

Aber – sagen sie mal, haben Sie einen Computer? Einen Laptop vielleicht gar? Dann können Sie doch über ihren USB-Anschluss jeden beliebigen DVD-Player, einige Fernsehtuner, Rundfunktuner, Festspeicher und noch ein paar andere Geräte anschließen, nicht wahr?

Warum eigentlich kann das ihre edelgesichtige HiFi-Blechkiste eigentlich nicht? Und warum findet beispielsweise die Analogisierung der CDs und DVDs immer noch im CD- oder DVD-Spieler statt und nicht in der Blechkiste, wo sie hineingehört – möglicherweise gar als wechselbares Einschubmodul?

Die Branchengurus wissen natürlich: Die Digitalisierung der Musikwiedergabe wird früher oder später den Tod der High-End-Peripheriegeräte bedeuten, weil diese keinerlei High-End benötigen. CD-Spieler sind inzwischen nichts als billige Massenprodukte (fragen Sie doch bitte ihren Nobelgerätehersteller, welches Fabrikat er einbaut, und gucken sie mal auf den Einkaufspreis). Die Hersteller versuchen einen Trick: Jeder kann angeblich besser analogisieren als der andere, und dies soll dann mehrere hundert Euro wert sein – nur: nahezu jeder analogisiert im CD-Spieler – offenbar, weil dies das einzige Digitalgerät ist, was die Hersteller ernst nehmen.

Die Hersteller zittern mit Recht: Schon in wenigen Jahren wird es gar keine analogen Medien mehr geben – außer Sonderproduktionen für Vinyl-Freaks. Ist irgendwie einer der so genannten „renommierten“ Hersteller darauf vorbereitet? Habe ich bereits 4 digitale Eingänge an meiner Blechkiste? Und Ausgänge? No, Sir or Madam – und wenn, dann sind sie nicht USB. Und so müssen wir vorläufig in den meisten Fällen damit leben, dass unseren Verstärkern ein Digitalsignal angeboten wird, das aus einem Wandler für ein paar Euro besteht.

Mir macht es nichts aus – ich habe ja keinen Verstärker für 3000 Euro – aber was machen eigentlich die Leute, die einen haben?

Nachdem ich mich ja für Stadtblogs stark gemacht hatte, musste ich zweierlei erkennen: Erstens, dass die Idee mit Blogger nicht funktionieren würde und zweitens, dass es recht viele „Möchtergerne“-Anbieter von Stadtblogs gibt – denn als Geschäftsidee haben es eben auch andere entdeckt.

Die Sache soll offenbar so funktionieren wie einst die Kommunen Geocities, Tripod und wie sie alle hießen: Der Provider gibt dem Benutzer kostenlose Möglichkeiten, sich im Web zu äußern, und kassiert dafür die Werbeeinnahmen. Das ist gut und schön, solange das Geschäft fair bleibt. Ein Stadtblog zu führen ist aber bei Städten ab 100.000 Einwohner ein Recherche- und Schreibgeschäft, das mindestens täglich zwei bis drei Stunden kostet. Die hat man als Angestellter oder Selbstständiger normalerweise nicht. Deswegen vernachlässigen die Leute ja auch früher oder später ihre Blogs oder schreiben nur noch Marginalien hinein – mir gehr es derzeit freilich nicht anderes. Der Grund: Ich bin mal wieder in der Kleinstadt im äußersten Südwesten der Republik, kümmere mich um meinen Job und meine Immobilien und bestimmt nicht um das Budapestblog.

Natürlich fällt auch dies auf: Wollen sich Menschen wirklich aus Stadtblogs (und auch anderen Touristenseiten) informieren, wenn dort nur etwas für einheimische Teens oder amerikanische Rucksacktouristen steht? Ich brauche das alles nicht. Ich halte Städte für etwas Lebendiges, weiß, dass ich das Blog (eigentlich) jeden Tag aktualisieren muss – was der Rucksacktourist mit Starrblick auf Bed and Breakfast 1995 über Cork oder Manchester geschrieben hat, interessiert doch nicht wirklich – ich will wissen, was heute in Cork oder Manchester passiert und – ich will es für alle Menschen wissen, nicht nur für Leute unter 30.

Es gibt zwei Wege, Stadtblogs noch zum Erfolg zu führen, aber beide wurden bislang noch nicht nennenswert praktiziert. Die erste wäre, dass sich die Damen und Herren von der örtlichen Zeitung einmal in die Niederungen der Blogs begeben – die nämlich verfügen über die notwendigen Informationen, und die Zweite ist, dass sich ein Unternehmer findet, der Blogger angemessen für Recherchen vor Ort bezahlt – nur dann werden wir wirklich aktuelle Beiträge haben.

Beides ist noch viel zu selten der Fall. Sich einfach hinzustellen und zu sagen: hey, wir machen jetzt in allen Städten Blogs, entspricht jener Arroganz, die ich an Blogbetreibern wie auch an Bloggern so verachte.

Die Idee, eine Stadt lebendig im Web abzubilden, erfordert nämlich dies: Zeit, ein offenes Ohr, Organisationstalent, viel eigene Lesetätigkeit, viele eigene Veranstaltungsbesuche, viel hören, was Touristen und Einheimische auf der Straße sagen. Das Blog ist dabei letztlich nur der Topf, in den alles eingeht. Aber das kann ich derzeit niemandem wirklich klar machen – jedenfalls keinem Blogger oder Blogbetreiber. Als Kopfgeburt ist das Stadtblog offenbar immer eine Fehlgeburt.

Ohne Worte

duden3a

duden3b

Vielleicht ist es ja schon gar nicht mehr neu für Sie, aber nachdem die Duden-Software 3.0 bei den letzten ungefähr 20 Artikeln nur fünf Mal abgestürzt ist, stürzte sie heute bei zwei kurzen Absätzen gleich fünf Mal hintereinander ab – und das Ganze kostete mich ungefähr eine Viertelstunde. Herzlichen Glückwunsch zu ihren hervorragenden Programmierern lieber Duden-Verlag. Anwender freuen sich stets über grüne Bananen.

 

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