anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Ab und an kommt wieder jemand auf meine Seite, der von einem der hasserfüllten Artikel über mich angelockt wurde – ach, liebe Mitmenschen, ich sage euch dies: Das bringt euch auch nicht weiter. Redet mit mir, nicht über mich, dann habt ihr etwas davon.

Ja, es gab Zeiten, da habe ich mich hier noch mit den Platzhirschen und denn entsprechenden Platzhirschdamen (höflich, nicht wahr?) herumgeschlagen. Da dachte ich aber noch, die wären welche. Heute weiß ich: Im Blogs röhren alle, so gut sie können – auch wenn sie keine Platzhirsche sind. Die Jungs aber, die sich damals unbedingt kloppen wollten, sind alle irgendwo in der Privatheit verschollen. Ich denke manches Mal hinter ihnen her, sie wären dort von vornherein besser aufgehoben gewesen.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Heute Nachmittag bin ich in den Herbstwald gegangen, der hier immer noch von tief grünen Wiesen gesäumt wird, und habe die tief stehende Sonne genossen. Mein letzter Herbst in Deutschland – etwas mehr als 200 Tage liegen noch vor mir: Man kann die Wochen schon zählen, kann sagen, wie viele Montage es noch geben wird, wie oft die Müllabfuhr noch vor dem Haus hält, um die neuen High-Tech-Eimer zu früher Stunde auszuleeren.

Das Blog hat nur noch wenig Bedeutung. Ich kann immer, überall und über fast alles schreiben, aber ich denke auch, dass ich mich nun konzentrieren sollte – auf wirklich gute, geistig wie vielleicht auch emotional anspruchsvolle Projekte, die nicht zuletzt auch Geld einbringen. Wer mich kennt, weiß, wie ich es hasse, völlig ohne Honorare zu arbeiten. Dass eine Sache Freude bereitet, ist noch lange kein Grund, damit keine Einkünfte zu erzielen, wenn Sie mich fragen sollten.

Dieser Tage wollte jemand wissen, warum ich blogge, welche Ziele ich damit verfolge, und warum ich, obwohl ich blogge, so blogkritisch bin. Ich habe ein wenig darauf geantwortet, aber es gibt nun wirklich wichtigere und interessantere Themen für mich als solche Fragen. Sie erinnern mich ein bisschen an das blogübliche Stöckchenwerfen: Wer gar nicht mehr weiß, was er schreiben soll, wirft Stöckchen. Wer gar nicht mehr weiß, warum er überhaupt seine wertvollen Lebensstunden damit verbringt, in winzige Kästchen Buchstaben zu tippen, muss offenbar andere fragen.

Ich, für meinen Teil sage ihnen dieses: Autoren und andere Zeitzeugen überfällt von Zeit zu Zeit (manchmal auch permanent) die ungebändigte Begierde, zu schreiben. Das tun wir, und natürlich sind wir eitel und wollen gelesen werden. Aber das ist auch schon alles. Neulich wollte (woanders) ein Spitznasenbär, dass ich ihm meinen Artikel über ein politisches Thema erläutere. Sehen sie, und das mache ich niemals: Der Leser darf sich denken, was er will – und ich darf über ihn denken, was ich will.

In letzter Zeit habe ich hier ein wenig über die Macho- und Zickenhaftigkeit sowie die schreckliche Schreibe der Sexblogs polemisiert, doch heute würde ich sehr gerne einmal in die Runde fragen: Geht es nicht auch anders? Ich denke immer, Sophie versucht es, aber natürlich kommt auch sie ab und an in die Kakaobadewanne. Da empfiehlt sich der Spruch einer älteren Bardame: „Du kannst nichts daran ändern, wenn sie dich durch den Kakao ziehen – aber du kannst vermeiden, ihren Kakao zu trinken“. Doch das nur nebenbei. Mag keiner über die Affären schreiben, in denen er oder sie Angst geschwitzt, sich vor Schweiß, verschmutzter Wäsche oder schlechtem Atem geekelt hat? Wo er oder sie sich auszog und man hätte lieber “nein Danke – nur das nicht“ gesagt? Hat sich nie jemand in die Hände eines Menschen begeben, von dem er nicht wieder loskam? Ja, ich weiß, das klingt alles Negativ. Aber wenn ich die siebte Geschichte von zwei schönen jungen Menschen lese, die sich mit sportivem Ehrgeiz stundenlang die (Pardon) Seele aus dem Leib vögeln – dann habe ich doch wirklich alle gelesen, oder etwa nicht? Da bleibe ich lieber bei Audacia Ray - sie schreibt wenigstens so, dass ich mich nicht langweile.

In diesem Sinne wünsche ich einen nachdenklichen Restsonntag.

 

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