anstoss

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Politisch teilen sich die Blogs, wie es scheint, in drei Gruppen: Eine sozialistische Trotzkopf-Fraktion mit eingebetteten SPD-Randsiedlern, eine rechtsliberal-opportunistische Blubberfraktion mit sorgfältig angesetzten FDP- und CDU-Tendenzen und eine Ich-Und-Sonst-Garnichts-Partei, zu der die Masse der Bloggerinnen und Blogger zählt.

Was ich in Blogs vermisse: Einsicht in die Probleme des Staates Deutschland, Tatkraft, um das gegenwärtige emotionale und wirtschaftliche Tief zu meistern, aber vor allem – Vertrauen in unser schönes, vielfältiges Europa zu haben.

Wissen Sie, meine Damen und Herren, es ist leicht, links oder rechts herauszuschwätzen. Aber es ist verdammt schwer, einen eigenen Kurs festzulegen und ihn durch das Leben solange zu halten, bis der nächste Hafen erreicht ist. Dann kann man den Schampus entkorken und neue Pläne machen.

Christoph Schuh, Marketing-Vorstand bei BURDA, weiß offenbar mehr als die meisten Blogger, denn die Blogs von Burda seien „sehr gut refinanzierbar, weil viele Leser sie mit hoher Aufmerksamkeit“ verfolgten. Sicher, lieber Herr Schuh – das glaube ich ihnen sogar. Aber was wird wohl daraus werden, wenn bei freundin.de alles von Astrologiebesessenen bis Zickenartigen auftaucht und bei focus.de alles von Angiehassern bis Zerotoleranten.

Dann brauchen sie vermutlich keine Blogger-Polizei, wie sie in Ihrer Pressemitteilung so niedlich schreiben ließen, sondern vermutlich ein paar Kindergärtnerinnen – Verzeihung: Vorschulerzieherinnen und Vorschulerzieher.

Eine Wohnung sollte man bei Tag besichtigen, und so hatte ich denn vier Interessenten für meine 3-Zimmer-Wohnung an einem sonnigen Herbstnachmittag: Drei Damen wohl und ein Herr. Ich sage „wohl“, weil ich nur zwei der Damen wirklich gesehen habe und den Herrn gar nicht.

Beginnen wir mit der Dame, die ich nicht wirklich sah: Sie kurvte in einem Sportwagen im Hof des Nachbarn herum, fragte dort nach der Hausnummer und wurde beschieden, dass es sich um das Vorderhaus handele, nicht um das Hinterhaus. Daraufhin ein kurzer, abfälliger Blick auf das (ganz tadellose) Haus – und fort war sie.

Die zweite Dame war von der stillen Sorte. Sie habe, so sagte sie, einst einen Angestellten der Firma gekannt, die vor langer Zeit im Erdgeschoss ihre Residenz hatte. Wer immer sie war – sie war keine Interessentin, sondern hing wohl der einen oder anderen Erinnerung nach. Wohl etwas zu viel – jedenfalls erinnerte sie sich nicht mehr an das kleine, aber deutlich gekennzeichnete Knöpfchen, das die Haustür von innen ohne Schlüssel öffnet, die sich sonst überhaupt nicht öffnen lässt – irgend jemand hatte in dieser seiner Not auch durchaus schon einmal die Sicherheitsglasscheibe einzuschlagen versucht.

Die Dritte dann interessierte sich wirklich – etwas scheu und wohl noch nicht ganz überzeugt, ob sie denn überhaupt etwas kaufen wollte, und wenn ja, was es denn sein könnte. Immerhin war sie wenigstens interessiert – was man an den Fragen erkennen konnte. Doch echte Wohnungsinteressenten fragen zumeist mehr – zum Beispiel nach den Rücklagen und dem Zustand der Heizung (sie ist fast neu).

Wie ich bereits ankündigte, berichte ich stets zeitversetzt, um die laufenden Verhandlungen nicht zu gefährden. Eines allerdings habe ich inzwischen auch festgestellt: Interessenten sollten bei wirklichem Kaufinteresse rechtzeitig mit ihrer Bank reden – bei fehlendem Eigenkapital sind Banken nicht so schrecklich großzügig bei der Vergabe von Geld.

 

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