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Meine Generation hat noch gelernt, dass Frauen zumeist empfindsame Wesen sind, die erst nach und nach durch Zärtlichkeit und Verständnis zu dem zu bewegen sind, was man damals „Unzucht“ nannte, und die man tunlichst vor der nämlichen Unzucht ehelichen sollte. Damals galt auch, dass ihr Geist reiner, ihre Gefühle aufrichtiger und ihr Verhalten züchtiger wäre als das der Männer.

Inzwischen gingen die 60er Jahre ins Land, an deren Ende der Aufstand der Jugend mit Getöse stand, dann die 70er, die ganz im Geist des weiblichen Aufbruchs erblühten, dann die 80er, in denen Frauen, vor allem solche jenseits der 30, zu erotisch sehr aktiven Partnerinnen entwickelten. Betrachtet man die heutige Zeit, so genießen Frauen nicht nur vollständige sexuelle Freizügigkeit, sondern nehmen sich selbstverständlich auch das Recht, von der Gejagten zur Jägerin zu werden.

So weit, so gut. Doch inzwischen scheinen die Frauen staunend vor der eigenen Entwicklung zu stehen. Zwar wissen einzelne Frauen, wie andere einzelne Frauen denken, aber neu und teilweise verblüffend scheint zu sein, dass es so viele sind, die ähnlich denken – so vor allem erkläre ich mir den außergewöhnlichen Erfolg, den Frauen bei Frauen mit Erotikblogs, in denen eine ehrliche, sehr direkte Sprache verwendet wird.

Doch immer noch werden Frauen als zerbrechliche Wesen bezeichnet, nur wird die Schwelle nun in die Jugend verlegt. Wann weiß eine Frau, wie sie mit Körper, Geist und Seele umgehen soll? Ist sie erst mit über dreißig reif genug oder schon mit achtzehn Jahren? Was ist mit jungen Frauen unter achtzehn Jahren?

Die Frage ist heikel – sie kann aus der Sicht der Ärzte, des Psychotherapeuten, der Müttergeneration oder auch einfach des Rechts durchaus unterschiedlich beurteilt werden. Doch eines ist sicher: Frauen – auch junge Frauen unter 18, treten heute sehr selbstbewusst auf. Das Web, insbesondere aber Blogs, die es mit dem Impressum von jeher nicht so genau nehmen, sind ein Ort der Versuchung – und damit auch ein Markt, auf dem neben honorigen Leuten auch allerlei fragwürdige Gestalten aufeinander treffen. Es ist an der Zeit, den Blogs einmal das duftige Edelmäntelchen herunterzuziehen: Sie eignen sich für Automobilwerbung ebenso wie zum Anpreisen von Liebesdiensten.

Weitere Fragen tauchen auf, je tiefer man in die Materie eindringt. Flirtseiten, Chats, Foren, private Homepages, Blogs – überall können Spielwiesen entstehen, die höchst bedenklich sind. Wir können nicht länger davon ausgehen, dass Frauen, und auch eben solche unter 18 „im Geist reiner, in den Gefühle aufrichtiger und im Verhalten züchtiger“ sind. Sie könnten bereits massive Geschäftsinteressen haben (wie in Japan nicht unüblich) – aber auch durchaus bereits kriminelle Energien entwickelt haben, zumal, wenn sie – wie viele Webquellen vermuten lassen – in Wahrheit weit nicht nur über 18, sondern auch noch männlichen Geschlechts sind. Auch hier lässt Japan grüßen: Dort werden die erotischen Emails an junge Männer seit Jahren von bezahlten männlichen Schriftstellern verfasst.

Damit eines klar ist: Ich behaupte nicht, dass dies in deutschen oder österreichischen Blogs passiert, die sie oder ich kennen. Aber ich gebe zu bedenken, dass hinter der Email-Adresse eines betont jungen, erotisch aggressiven Mädchens, das betont, unter 18 zu sein, auch Menschen und Institutionen stecken könnten, die Liebesfallen aufgestellt haben und nur darauf warten, dass irgendein liebestoller Idiot in sie hineintappt.
 

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