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Viele Singles versuchen ihr Glück per Annonce, suchen im Internet, hoffen auf den Traumpartner beim Einkauf im Supermarkt oder flirten auf Teufel komm raus, gerade jetzt zur Faschingszeit“, hieß es in einer Ankündigung des MDR für die Sendung „Hier ab Vier“, die heute um 18:00 Uhr lief.

Nun ja, lieber MDR, die Faschingszeit ist zwar nicht gerade „jetzt“, aber gespannt waren wir doch, was der MDR so zu sagen hat zu diesen wichtigen Fragen: „Warum finden so viele keinen Partner? Und wenn so viele suchen, warum finden dann die Richtigen nicht zusammen? Welche Tipps sollte man unbedingt beherzigen, um den oder die Richtige zu finden und danach auch zu halten?“

Um 18 Uhr werden nicht viele Singles zu Hause gewesen sein, um die Sendung zu sehen. Da ich sie auch nicht sehen konnte, muss ich mich auf den im Internet veröffentlichten Text berufen – und der steht mit der Ankündigung in nur noch sehr dürftigem Zusammenhang.

Wir müssen uns durch allerhand Zeilen wühlen, bis wir erfahren, woran es liegt: an der Kontaktscheu, und wir lernen, dass sich diese abtrainieren lässt. Es folgen Tipps und Tricks nach dem „How-To-Prinzip“, also dem kleinen Kochbüchlein für den Single zum Abbau von Kontaktängsten, von „sie sollten einen Rhetorik-Kurs belegen“ bis zu „Schau mir in die Augen, Kleines“. Am Ende finden wir dann noch ein paar der wichtigsten Fehler, die man bei der Kontaktsuche begehen kann: vom Vergleich mit dem Vorgänger bis hin zum „Hoffen auf Entdeckung“.

Was ich daran bemängele? Das wiederkäuen. Nichts wirklich Neues, keine wirklichen persönlichen Entwicklungspläne. Die Singles, die suchen und nicht finden, sind keinesfalls alle kontaktarm sondern verhalten sich vielleicht nur ungeschickt. Ob die ewigen wiederholten „Tipps und Tricks“, die auch der MDR bringt, dabei helfen, ist zu bezweifeln.

Die Lösung heißt im Grunde: Einen persönlichen Entwicklungsplan erstellen, und vor allem eine fleißige, aktive Partnersuche verbunden mit gezieltem Selbst-Marketing - selbstverständlich nur mit den guten Eigenschaften, die man wirklich hat. Mit dem kleinen Trickkästchen ist es auf Dauer eben nicht getan.

Pressemitteilungen können sehr langweilig sein – vor allem, wenn die Firmen keine Alleinstellungsmerkmale haben und nur mal in der Presse erscheinen wollen.

Umso mehr fiel mir die Pressemitteilung einer Escort-Agentur auf, die einen „exklusiven sowie diskreten First-Class-Escort für Damen oder Herren von erlesenem Geschmack und Anspruch“ verspricht. So etwas hatten wir natürlich schon gelesen, aber dies ist neu:

„Bei Noblesse Escort Isabelle ist der erotische Bezug nicht unter dem Deckmantel des Schweigens versteckt ... erotische Abenteuer sind möglich und erwünscht, jedoch keine Pflichtübung.

Nun, wie gut, dass sie noch keine Pflichtübung sind, und wegen der Alleinstellungsmerkmale sollten wir vielleicht auch noch mal nachfragen. Immerhin sind Mehrsprachigkeit, gekonntes Auftreten und gute Umgangsformen im Angebot.

Dass die „Junge Welt“ nichts zu sagen hat, dies aber sehr laut, wissen wir seit langem. Fragt sich, warum der Schockwellenreiter dauernd auf das merkwürdige Blatt verlinkt. Heute zum Frauentag fiel ihm auch nicht viel Besseres ein, als auf die „Junge Welt“ und ihre linke Polemik zu verweisen:

„Selbst in den reichen Ländern, in denen die Rechte der Frauen formal besser geregelt sind, gerät die Mehrheit der weiblichen Bevölkerung in den Strudel der Armut“. Wo? Natürlich in der Bundesrepublik Deutschland, wo die Armut zu Hause ist. Woher Frau Ulla Jelpke , die für die „Junge Welt“ polemisiert, diese Zahlen hat? Quelle unbekannt. Vielleicht sollte sie im Armutsbericht der Bundesregierung nachlesen.

Dort würde sie finden, dass das Armutsrisiko insgesamt zwar um 5,7 Prozent auf 7,1 Prozent angestiegen ist, dass es aber bei weiblichen Arbeitnehmern nur um 1,0 Prozent stieg, wohingegen die Männer ein erhöhtes Risiko von 1,7 Prozent in Kauf nehmen mussten.

Anders als es in der Presse dargestellt wird, geht es auch allein erziehenden Müttern nicht schlechter: Das Armutsrisiko blieb konstant bei allerdings viel zu hohen 35,4%. Daran ist, wie bereits mehrfach in Analysen dargestellt wurde, nicht die Politik der Regierung Schuld, sondern das Fehlen von geeigneten Betreuungseinrichtungen für Kinder – eine Altlast der CDU/CSU-FDP-Regierung. Natürlich dürfen wir nicht vergessen, dass auch die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts dazu seinen Teil beitrug.

Was von all dem übrig bleibt? Gar nichts? Kommunistische Polemik um jeden Preis zulasten der Regierung? Wem das gut tut, wissen wir nicht, ja, wir wissen nicht einmal, ob die Polemik, die ohnehin nur in gewissen Kreisen angesehen ist, Schaden anrichtet. Doch eines wissen wir: Journalismus ist etwas anders.

Wer Fakten statt Polemik sucht: PDF.

„Heute wird jede Feministin, ob namentlich bekannt oder nicht, darüber klagen, wie schwer sie es doch habe“, schreibt Bianca Fritz in der Badischen Zeitung – und empfiehlt, den Tag nicht mit Jammern zu vergeuden, sondern sich etwas Schönes zu gönnen.

Recht hat sie – doch ich will einen Schritt weiter gehen: Wer bitte, hält denn in Deutschland noch am Frauentag fest? Die einzigen die jedes Jahr kräftig auf die Pauke hauen, sind die Hardlinerinnen im DGB. Doch die Frauen, die wirklich etwas aus sich machen wollen oder bereits gemacht haben, geben sich mit solchem „Tüdelkram“ wie man im Norden sagt, gar nicht erst ab: sie tun einfach, was sie wollen.

 

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