anstoss

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Nehmen wir an, sie treffen eine Dame, (es könnte auch ein Herr sein) mit einem T-Shirt auf dem W² steht? Was sagt ihnen das? Nun, es heißt, dass sie die Dame oder den Herrn zwar kennen lernen können, mit der körperlichen Liebe aber so lange warten müssen, bis sie eine Ehe eingehen. Klar, was kann W² schon heißen außer „Willing to Wait“?

Für Frauen und Männer, die es noch deutlicher sagen wollen, gibt es T-Shirts mit „No Over Nite Parking“ und „Virgin is not a bad word“. Allerdings existieren derartige Sprüche auch auf dem Höschen, und dort ist die Schrift naturgemäß etwas kleiner, während die Texte doch sehr lang sind, zum Beispiel dieser: „Verkehrskontrolle – warte bis zur Heirat“.

Warum der Warnhinweis allerdings erst an dieser Stelle erfolgt, ist etwas unklar – und wenn die Lesesituation einmal eintreten sollte, trägt man vermutlich auch gerade seine Brille nicht mehr. Vielleicht wäre das eine gute Entschuldigung? „Weißt du Mutter, er hatte seine Brille schon abgenommen, da konnte er doch nicht lesen, was auf dem Höschen stand“.

Sie meinen, eigentlich sei es keine neue Nachricht? Doch, schon, denn nun hat es der Ex-Kriminalist Bernd Rein aus Hünstetten bei Wiesbaden gesagt – er beruft sich auf Zeugenaussagen.

Sie meinen, das sei eine Zeitungsente? Aber nicht doch. Die Quelle heißt kath.net und dort scherzt man niemals.

Wenn ich Don Alphonso lese, muss ich an „Des Kaisers neue Kleider“ denken. Er hat es tatsächlich geschafft, mitten in die Welt ein Scheingebilde hineinzulegen, das dann zu allem Überfluss auch noch öffentlich diskutiert wird: der baldige Sieg der Blogger über die Journalisten. Ist die Gebetsmühle einmal gedreht, klappert sie unentwegt vor sich hin, und wenn man sich wirklich die Mühe macht, die Ausführungen vom Don noch zu lesen, dann kommt dabei die raus: Die vom SPIEGEL haben ja keine Ahnung von Blogs – nur Don Alphonso hat eine Ahnung.

Schade, dass es so weit kommen musste. Schade, dass die Blogger nichts dagegen unternehmen, dass Don Alphonso für sie alle spricht.

Fast alle. Denn dem Journalisten und Blogger Mario Sixtus ist angesichts des Unverständnisses des Don (und seines Konterparts vom SPIEGEL) der Hut hoch gegangen, und er hat einen für einen Journalisten recht ungewöhnlichen offen Brief verfasst, der absolut gesalzen ist. Darin bezichtigt er sowohl den Don wie auch den SPIEGEL-Mann, aus der Sicht der Dinosaurier der Medienwelt zu argumentieren: „Blogs und Journalismus? Phhh. Das ist so, als würde man darüber diskutieren ob der ein- oder der zweispännigen Pferdekutsche die Zukunft gehört, während Henry Ford längst sein Modell T am Fließband fertigt.“

In der Tat. Die Frage ob Blogger oder „normale“ Presse ist völlig zweitrangig in einer Zeit, in der die Informationsgesellschaft sowohl den Bloggern wie auch den professionellen Journalisten davongaloppiert. Hat denn noch niemand entdeckt, dass Google ohne einen einzigen Redakteur eine bessere Nachrichtenaufbereitung betreibt als das örtliche Intelligenzblatt? Und hat niemand die Nachricht gelesen, dass Agence France Presse gegen Google prozessiert? Falls die AFP verliert, ist dies der Anfang vom Ende für die Presseagenturen, aber das nur nebenbei.

Kann mir irgendjemand erzählen, warum er jeden Morgen zum Briefkasten geht, um eine Zeitung zu lesen, in der Nachrichten von gestern und vorgestern stehen, wenn er die Nachrichten von heute samt aller Hintergründe später im Internet abrufen kann? (Bitte keine Kommentare dazu, ich habe meine private Antwort darauf gefunden).

Was aber passiert auf der anderen Seite? Bei den Bloggern? Glauben die Leute, die heute in Deutschland die „großartigen“ Blogs führen, wirklich, dass man mit ein bisschen Programmiertechnik, dem Hass auf Microsoft, linken Durchhalteparolen und dergleichen auf Dauer ein Publikum erreicht, das am Zeitgeschehen teilhaben will? Welche aktuellen Informationen, die man aus keiner anderen Quelle hätte bekommen können, kamen denn in den letzten Wochen und Monaten von Bloggern? Ich kann sie an einer Hand abzählen, und da brauche ich nicht mal sämtliche Finger.

Wenn Blogger wirklich gute, aktuelle oder wenigstens interessante Informationen verbreiten, dann werden sie sowohl vom Publikum wie auch von der offiziellen Presse durchaus goutiert. Heute werden sie bereits mehr oder weniger heimlich abgekupfert, und morgen, da bin ich sicher, werden die Ersten von uns ihre Informationen vermarkten. Denn wir haben alle die gleiche Zielgruppe im Auge – die Leser. Die allerdings informieren sich heute noch lieber im SPIEGEL, in der ZEIT, in der Süddeutschen oder sonst wo – dort bekommen sie jedenfalls Nachrichten, die sich noch halbwegs nachprüfen lassen. Was sie bei Bloggern bekommen, wissen wir ja: manchmal ganz nette Unterhaltung, bisweilen eine anregende Lektüre, mal ein offenes Fenster ins Schlafzimmer - und höchstens in Fachblogs ein paar Informationen, die nur für wenige Menschen wertvoll sind. Den Rest kann man aus der Sicht der Berichterstattung, mit Verlaub, in die Tonne treten - jedenfalls heute noch. Ich sage nicht, dass dies so bleiben muss.

 

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