anstoss

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Manchmal beschäftige ich mich ja schon mit merkwürdigen Dingen. Zum Beispiel mit den Öhrchen der Audiophylen, die glauben, dass in PVC gepresste Schallrillen musikalisch wertvoller sind als die schnöde digitale Beschreibung derselben Töne. Natürlich nicht physikalisch – gehörmäßig eben.

Bei so viel Hörvermögen erstaunt, dass die Damen und Herren Sammler normalerweise nicht einmal wissen, woraus ihre Platten bestehen – aus PVC nämlich, und selbst, wenn ich jetzt verlacht werde: PVC altert – nicht nur das weiche in Kabeln und Schläuchen, sondern auch das harte in Fußbodenbelägen und Schallplatten. Was sagte doch einst der Kenner: Sie würden aus einer Mischung von PVC, Wachs (als Gleitmittel), Ruß und noch ein paar Hilfsstoffen hergestellt.

Nur: Alles, was im PVC drin ist, altert auch, wandert eventuell aus und verändert damit die Konsistenz des Materials über die Jahre – und das bei den winzigen Rillchen, die angeblich 20.000 Schwingungen enthalten können?

Ich denke, eines ist sicher: Vinyl-Liebhabern wird die Hucke voll gelogen über den Zustand „ladenfrisch“, wenn eine Schallplatte 40 Jahre alt ist (ja, ja, so alt sind die Dinger schon) – und auch darüber, wie die Frequenzbänder nicht theoretisch, sondern tatsächlich sind, nämlich deutlich niedriger.

Nun, was meinen die Gelehrten?

Wir alle wussten natürlich, dass eine Frau erst so richtig aufblüht, wenn sie damit beginnt, für ihren Liebhaber schöne Wäsche zu tragen – unten, weil man sie sehen könnte, und oben, weil man sie dort auch dann sieht, wenn man gar nicht richtig hinguckt. Auch über die Farbe weiß die Welt etwas: Schwarze Spitzen gehen immer, ansonsten hat jede Farbe ihre Liebhaber, bis auf Gelb, Fleischfarben und Beige.

Frauen, die schwarze oder rote Wäsche jeglichen Gewebes oder Samt als Stoff auswählen, sondern besonders willig wirken – meint die Welt in ihrer Unterwäsche-Farbenlehre. Ansonsten empfiehlt sie Frauen, mit Männern doch häufiger mal in die Wäscheabteilung zu gehen: Zitat: „Seine Kreditkarte kennt keine Grenzen, sein sonniges Lächeln verrät der Welt, dass er von diesen Einkäufen in Kürze auf angenehmste Weise profitieren wird.“

Noch ein Tipp dazu: Den Herrn mindestens zwei bis drei Garnituren und ein Abendessen bezahlen lassen, bevor man sich in den Dessous zeigt, sonst ist es nicht profitabel.

PS: Grün kommt auch nicht in Frage? Oh, sehen sie, hier.

Manche Richter müssen sich mit seltsamen Fällen herumschlagen: so zum Beispiel dieser, in dem es darum ging, ob ein nackter Mann in der Öffentlichkeit nur dann gegen das Gesetz verstößt, wenn ihn jemand sieht oder ob er bereits unsittlich handelt, wenn ihn niemand sieht.

Fragt sich natürlich, wie jemand einen Mann nackt sehen kann, wenn ihn niemand gesehen hat. Die Lösung: Die Polizei hat den bekleideten Mann irgendwie für verdächtig gehalten, dann ein Video in der Kamera angesehen, die er bei sich trug und dabei festgestellt, dass er sich in der Öffentlichkeit nackt selbst gefilmt hatte.

Der Richter hatte ein Einsehen mit dem Herrn: Ein nackter Mann, den niemand gesehen hat, kann nicht dafür bestraft werden, in der Öffentlichkeit nackt gesehen worden zu sein.

Was auf einem Bildschirm erscheint, ist flüchtig. Manchmal ist das gut so. Man hat mehrere Möglichkeiten: Gar nicht speichern, speichern, aber nicht veröffentlichen, oder speichern und veröffentlichen. Wieso so etwas das Licht der Welt erblickt (nicht wegen der politischen Richtung, sondern wegen der Ausdrucksweise) ist mir allerdings schleierhaft.

Mich schaudert es. So etwas darf einfach nicht aus den Kladden heraus - und das hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, sondern mit dem Anspruch, sich wenigstens in der Öffentlichkeit so auszudrücken, dass es noch die Möglichkeit einer Erwiderung gibt.

Ein Troll ist jemand, der auf Webseiten, insbesondere aber in Blogs, unqualifizierte Kommentare hinterlässt und damit andere Leute ärgert. Ich muss gestehen, dass ich mich auch schon geärgert habe, und nicht nur über die Trolle, sondern auch über manche wirklich ausgezeichneten Blogger, die sich bei anderen aber als Edeltrolle erweisen. Mittlerweile habe ich einen dieser Konflikte beigelegt, aber auch Edeltrolle sind mir, das darf ich meinen Lesern hier ruhig verraten, ausgesprochen lästig. Ich lasse sie einmal zu, und dann lösche ich sie wie die Trolle auch.

All das heißt nicht, dass ich mich nicht auch ab und an trollhaft benommen habe, und ich frage mich, wer denn schon frei davon ist. Die meisten Kommentare zu jenen Beiträgen, die besonders viele Antworten erhalten, sind ohnehin völlig inhaltslos – wer also ist ein Troll? Derjenige, der lästige Kommentare schreibt oder derjenige, der inhaltslose Kommentare hinterlässt?

Ich habe jahrelang Foren verfolgt, bekannte und unbekannte. Es gibt so gut wie kein Forum mehr, sei es moderiert oder nicht moderiert, in dem kein (Pardon) „saudummes Geschwätz“ mehr steht. Erst jüngst habe ich mir ein Verkäuferforum angesehen – und es gleich wieder verlassen, um mich nicht zu ärgern.

So kommt es eben, wenn jeder meint, die wunderbaren Frühstücks-, Mittagstisch- und sonstigen Bürofloskeln nebst ein paar „geilen“ Sprüchen in die Öffentlichkeit gelangen – Hohlworte, nichts weiter. Sollte ich selber Hohlworte verwenden, schäme ich mich. Aber es passiert.

 

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