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Zum langsam vergehenden Valentinstag gilt es einen Bäcker zu feiern. Sein Name ist Van Buggenhout, und er hat dem Vernehmen nach zum Fest des heiligen Valentins einige erotische Darstellungen in Marzipan geformt.

Des Einen Lust, des Anderen Leid: Eine Dame aus der Nachbarschaft soll den wackren Bäckersmann angezeigt haben. Die Meldung verbreitete sich in niederländischsprachigen Blogs in Windeseile – und sogar Ananova bekam Wind davon.

Die 31-jährige Schwedin Victoria Ed aus Rengsjö kaufte eine Flasche Ketchup bei ihrem Lebensmittelhändler, doch offenbar verging ihr und ihrer Familie bald der Appetit: Jedenfalls behauptete sie, dass sich in der Flasche nicht nur Tomatenketchup, sondern auch ein Penis befunden habe – nicht eben alltäglich für Ketchupflaschen.

Das Corpus Delicti wandert nun zusammen mit der Flasche in ein Labor, in dem man feststellen wird, um was es sich wirklich handelt. Tomatenketchup dürfte in den nächsten Tagen wohl kaum auf dem Speiseplan der Familie stehen.

Gelesen bei TV2.DK

Nicht nur ich leide unter den dürftig fließenden Erotiknachrichten – andere tun es auch. Vor allem in Österreich ist nach den vielen Sexskandalen der Vergangenheit gerade nichts zu holen – und so greift Tirol-Online Autor Thomas Hörmann die Huren auf. Die stehen am Südring, und zwei von ihnen sind gar keine Damen. Fragt sich, woran man das erkennt, und siehe, ein Kriminalmann ist zur Stelle: „Wenn der Stubaitaler den Mund aufmache, dann wisse man gleich, dass er ein Mann ist“. Ob das am Bariton oder am Dialekt liegt, wurde nicht berichtet, doch wäre da noch ein junger Mann von den fernen Philippinen: Er sei nicht von einer „echten Frau“ zu unterscheiden – wir vermuten mal, nicht obenherum, und das Höschen kommt ja bekanntlich erst später weg.

Doch nun wird die Sache erst richtig interessant. Ob die Herren Freier denn die Herren Huren schon mal wegen Betrugs anzeigen würden, wollt der Journalist wissen, und der Kripomann verneinte zwar, sagte aber, dass sie schon einen Betrug geltend machen könnten.

Doch der Journalist wäre nicht Journalist, wenn er dies nicht nachrecherchiert hätte, und so erfahren wir denn auch noch, dass eine Anwältin derartige Liebesdienste „unter Männern“ als Betrug werte, zumal „durch die Bezahlung auch der Vorsatz der Bereicherung gegeben“ sei.

Nun, der Kripomann gab dann doch noch etwas von seiner Lebensweisheit preis: Es könne ja sein, so sinnierte er, dass die Herren einer Marktnische abdeckten. Natürlich denkt man sich gleich beim ersten Satz, dass es so sein könnte, aber wenn man den einen ganzen Artikel darüber schreiben kann, dass unter den Damen „Damen“ auch Herren „Damen“ sind, dann hat man die leeren Zeitungszeilen mal wieder gefüllt – und ich habe einen Artikel für mein Blog.

Meist redet der SPIEGEL ja ganz vorne mit, aber was Udo Ludwig gerade recherchiert hat, klingt ziemlich wiedergekäut. Hurentester sind wahrlich nichts Neues, wobei es weniger darum geht, Huren zu „testen“, sondern nach dem Liebesdienst im Internet zu veröffentlichen, welche Frauen sich redlich Mühe gegeben haben, etwas für den Kunden zu tun und welche lustlos ihre Nummer abgerissen haben.

Dass Huren im Web annoncieren, ist so neu auch nicht – bereits seit Jahren bieten Webdienste offene oder verdeckte Hurenanzeigen an – und die besseren Damen offerieren ihre Dienste ohnehin im Netz – manche sogar mit Preisangaben. Aber ein „gigantischer virtueller Strich“ sind Hurenportale noch nicht – zwar klingen 408.000 Klicks pro Monat, die bei einer Hamburger Webseite anfallen, nach viel, aber geklickt ist noch nicht gesehen, gesehen ist noch nicht interessiert, und interessiert ist noch lange nicht kontaktiert. Am Ende bleiben etwa 14.000 Klicks pro Tag – nicht eben viel für eine durch Werbung unterstütze Erotik-Seite. Selbst die Seiten einzelner Dominas kommen auf bis zu 5000 Klicks.

Wie auch immer – auch der SPIEGEL stellt letztendlich fest, dass Qualität Geld kostet und zitiert einen Freier: „Für einen Mercedes muss ich auch mehr ausgeben als für einen Seat“. Nun, das wussten wir eigentlich auch schon vorher, doch wussten wir auch dies: Deutsche kaufen eher Schnäppchen als Qualität.

Die Presse widmet heute verständlicherweise dem Aufmarsch der Rechtextremisten in Dresden viel Aufmerksamkeit. Doch man kann eine Lehre daraus ziehen: Auf 5000 bundesweit angereiste Neonazis kamen 50.000 Dresdener Bürger, den ein Zeichen setzten, und zwar dies: „die Stadt hat Nazis satt“ – es war deutlich sichtbar, und bestand aus hunderten von Kerzen. Die Deutschen verstanden den Jahrestag der Zerstörung Dresdens durchaus richtig: sie riefen zur Versöhnung auf, und als Symbol dafür wird die Frauenkirche genannt, die auch mit dem Geld der ehemaligen Feinde wiederaufgebaut wurde.

Zum Pressethema wurden auch Leichen: Dabei geht es auch einmal wieder um Gunther von Hagens, dessen Leichenjahrmarktsschau schon lange die Gemüter erregt. Mit Recht, denn die Leichen werden für eine pseudointellektuelle Schickeria präpariert, die mit ekelhafter Sensationslust ansieht, was auf den Friedhof gehört und nicht in die Kunstgalerie. Zitat: „Die Angestellten seiner Firma im chinesischen Dalian zerlegen Leichen im Akkord, um den Bedarf der 'Körperwelten' zu decken". Freilich erschien das Stichwort „Leichen“ auch noch in Verbindung mit dem Irak und der Flutkatastrophe.

Erfolgsmeldungen machen selten Schlagzeilen, diese aber schon: Die Ariane 5 hat zwei neue Satelliten ins All gebracht und stärkt damit Europas Wettbewerbskraft gegenüber den konkurrierenden Amerikanern. Nicht ganz so toll sieht es mit dem Smart aus, der heute ebenfalls falls häufig erwähnt wurde: er macht Verlust, doch das macht nichts, denn angeblich hat er eine „starke Substanz“. Nun ja, wenn schon Straßenhüpfer eine „starke Substanz“ haben, was mag dann erst mit Werther sein? Um den kümmert sich, klar der Kulturteil der Zeitungen: „Werther hat sich umgebracht, Goethe nicht.“ Ach,, wie sinnig.

Auch ziemlich überflüssig: Die "Globale Sex-Studie 2004“. Sie stellt unter anderem fest, dass immer mehr Menschen ihr Glück darin finden, gar keinen Sex zu haben. – wie schade. Da auch die Berlinale unter dem Motto „Sex“ steht und Kinseys Forschungsergebnisse auch gerade mal wieder diskutiert werden, schaffte es der Sex also heute in die Schlagzeilen.

Rechtzeitig zum Valentinstag entdeckte die Presse das Stichwort Schokolade und die ihr innewohnenden Aufmunterungskräfte. Fazit: Je mehr Kakao, umso besser. Der Artikel ist freilich noch wichtiger als das ganze Brimborium um einen so genannten „Song Contest“, Was immer das sein mag – ab in die Tonne.

Vergaß ich etwas? Oh ja, den Sport: durch ihn wurde das Schlagwort „Beste“ zum Renner. Aber das ist wahrscheinlich jeden Montag so.

Die Quelle, wie jeden Tag: Wortschatz.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Die schlechten Nachrichten zuerst: Die Welt der Blogger wird sich dramatisch verändern. Nun die Gute: Die Welt der Blogger wird sich dramatisch verändern.

Ach, sie denken vielleicht, ich hätte mein Geblubber in volltrunkenem Zustand verfasst – weit gefehlt. Aber die Zeiten ändern sich, und wenn wir dies nicht wahrnehmen, werden viele Blogs das werden, was heute schon die meisten privaten Homepages sind: Webmüll.

Wer sich an eine veränderte Welt anpassen kann, wird auch mit den neuen Zeiten für die Blogs leben können: Wurden Blogs bisher vielleicht hin und wieder einmal gelesen, wenn sich jemand ganz zufällig auf unsere Seiten verirrt hatte, werden wir in Zukunft gezielt für uns werben müssen. Wir müssen interessante Themen bieten, die einen möglichst großen Personenkreis interessieren und allen erzählen, dass die Informationen, nach denen sie suchen, eben bei uns stehen – und nicht bei der Konkurrenz.

Womit das Wort gefallen wäre: Die Blogger, die sich alle so lieb in den Armen liegen, Konkurrieren alle um Leser. Natürlich kann ich die „Zeit“ und die „Vogue“ abonnieren und vielleicht gar noch lesen, aber ich kann nicht die Zeit, die Süddeutsche, die FAZ und die Welt abonnieren und tatsächlich lesen. Also muss ich mich entscheiden – und genau so entscheidet sich der Blogleser.

Mag sein, dass heute noch gut geschrieben Webseiten gelesen werden, nur, weil sie gut geschrieben sind. Aber auch die Macherinnen und Macher der ersten Stunde müssen mittlerweile erkennen: Blogs verlangen Inhalte, sonst werden sie fad. Man kann die zickige Schülerin mit Allüren erfinden oder die allein erziehende Mutter mit Großstandcharme und Beziehungsproblemen, den Möchtegernphilosphen von der Gutmenschenfakultät oder das bloggende Ungeheuer, das alles ratzfatz um sich herum verbal erschlägt – ja, das kann man. Doch wie lange hält man es durch, dies zu sein? Menschen entwickeln sich. Eines Tages haben sie Gefühle, die sie ihrem Weblog nicht mehr anvertrauen mögen. Irgendwann entwickeln sie sich beruflich oder sehen ein, dass eine Erwerbstätigkeit keine Schande ist. Irgendwann werden sie erwachsen.

Wenn wir auf Dauer gelesen werden wollen, müssen wir irgendeine Kompetenz beweisen. Das wird zählen, und das wird uns Leser bringen. Alles andere wird langfristig untergehen – mir scheint manchmal, dass es auch gut so ist.

Da es schon Montag ist, wünsche ich einen schönen Sonntag gehabt zu haben.

 

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