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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Wer mich ein wenig kennt, weiß, dass man mich überzeugen muss, wenn man überhaupt irgendetwas bei mir abladen will, was ich nicht ausdrücklich so bestellt habe. Sehen Sie, und weil das so ist, kann mich niemand von der durchschlagenden Macht der deutschen Blogs überzeugen. In Wahrheit haben Blogger keine Macht, und deswegen reden sie dauernd darüber. Als kleines Beispiel kann ich meinen Konflikt mit drei Firmen nennen, die ich hier wirklich nicht noch einmal alle aufführen will: Im Falle meines alten Internetproviders hatte ich ohne jeden Zweifel recht – doch weder die persönliche Initiative noch das Blog brachten den Durchbruch, und auch INTERNET PROFESSIONELL, die sich ruhig etwas engagierter hätten zeigen könnten, weisen ihrem Abonnenten Sehpferd die kalte Schulter. Nun, ich hatte schon lange vor, das Abonnement zu kündigen. Arroganz zahlt sich nicht aus. Wie kam es aber nun zum Durchbruch? Durch einen engagierten Redakteur einer Tageszeitung und eine Intervention bei der Hausbank des Unternehmens. Das Blog? Ich hätte mir jede Zeile sparen können.

Inzwischen beschäftige ich mich – ich schrieb es bereits – ja wieder sehr mit meinem privaten Glück und ein paar Dingen, die im Rahmen meines sich verändernden Lebens eben auch bedacht werden müssen.

Niemand in diesem Land weiß besser, was „Eigentum verpflichtet“ bedeutet, als die kleinen privaten Immobilienbesitzer, zu denen auch ich gehöre: Wie erhalten unsere Stadt in der Substanz, bestimmen ihr Aussehen und sorgen gegebenenfalls dafür, dass Menschen, die zu uns ziehen wollen, auch Wohnraum vorfinden. Was wir als Dank dafür bekommen? Hohe Gebühren, durchgängig viel zu niedrige Mieten und in manchen Regionen erhebliche Wertverluste. Nein, ich lamentiere nicht – das ist das Risiko, das wir tragen. Nur dies sei erlaubt zu sagen: Ich fühle mich meinem Eigentum verpflichtet, und ich brauche keine Erinnerung der Sozialdemokratie, wie jüngst im Wahlkampf geschehen. Inzwischen verkaufe ich meine Immobilien, weil ich Auslandpläne habe – aber auch dies kann ich Ihnen sagen. Leicht ist es nicht in einem Land, dessen Bürger ängstlich in den Mauselöchern sitzen.

Ich habe mein Leben minimalisiert – sehen sie, es ist teuer und völlig überflüssig, immer das Neueste und den modernsten Designerschnickschnack zu haben. Meine alte Nikon FM fotografiert wie am ersten Tag, obwohl sie reichlich angejahrt ist, und sehen sie, selbst meine Ashai Pentax, die ich im letzten Jahr verkauft habe, hätte noch funktioniert.

Das Wesentliche ändert sich – ich habe meine Jazzplatten jetzt durch sieben Wohnungen geschleppt – und das war es. Im letzten Jahr hat ein netter Mensch alle meine LPs mit modernem Jazz gekauft (extrem günstig, wie ich sagen darf), doch immer noch liegen hier über 100 Platten mit altem Jazz herum, und selbst die Schatzsuche im Keller bringt immer noch etwas hervor, und nicht nur das – da gibt es sogar noch Poster, die nicht unbedingt auf den Müll gehören). Auch interessant: Ein Paar Rank Wharfedale-Boxen „The Denton“ von ungefähr 1968 – eine ausgezeichnete englische Box zu Zeiten, als in Deutschland noch der „Taunus-Sound“ verherrlicht wurde. Dazu meine ältesten Designer-Möbel: Der Farner-Sessel aus dem Hause Bofinger. So liegt denn ein Teil des Lebens im Keller verborgen – und wird vielleicht nicht einmal mehr mitgehen in meine neue Wohnung.

Ab und an erinnere ich mich, dass ich ein Blog führe. Es ist gegenwärtig die zweite Wahl. Die erste Wahl ist das Leben.
 

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