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Und auch eine Antwort auf Kirschrot

Dies will ich Ihnen gleich zu Beginn sagen: Blind Dates sind nur etwas für die Hartgesottenen unter uns – und das gilt für Frauen wie auch für Männer. Wer nicht bereits ist, Enttäuschungen wegzustecken, ja selbst persönliche Angriffe, der sollte besser gar nicht erst aus dem Haus gehen – geschweige denn zu einem Blind Date.

Ich schrieb schon gestern Nacht: Erwarten sie gar nichts. Das ist die beste Voraussetzung, nicht enttäuscht zu werden. Auf der anderen Seite: Seien Sie auf alles vorbereitet. Nehmen sie, was angeboten wird, wenn es ihnen gefällt. Kondome gehören selbstverständlich ins Handtäschchen oder in die Hosentasche.

Ich schreibe dies mal für die Herren, aber für Damen gilt es nach Änderung einzelner Wörter auch – und es ist durchaus unter anderem auch als eine Antwort auf das gemeint, was Kirschrot in ihrem Blog schreibt.

Machen Sie sich dies klar: Etwa ein Drittel der Damen, mit denen sie in Kontakt kommen, haben wegen gravierender persönlicher Mängel eigentlich keine Chance am Partnermarkt. Man kann es ihnen nicht verdenken, dass sie sich dennoch ständig um Partner bemühen, aber man muss diese Tatsache im Auge behalten: Sie eignen sich nicht für dauerhafte Beziehungen und sind selbst in Kurzzeitbeziehungen meist viel zu problematisch.

Ein weiteres Drittel sind weder Fisch noch Fleisch. Sie wollen vor allem nichts aufgeben wegen der Beziehung, die sie anstreben. Das erklären sie ihnen mehr oder weniger blumig – hoffentlich bereits am ersten Tag, damit sie wissen, woran sie sind. In der Regel erkennen sie solche Damen daran, dass sie viel von ihren „Ansprüchen“ reden. Wenn sie eine Beziehung von kurzer Dauer wollen: Auf die Liebe verstehen sich die meist von ihnen.

Das letzte Drittel gilt es zu erforschen: Meist hatten die Damen bislang eher die Karriere im Kopf, oder sie wollen nach reiflicher Überlegung eine neue Dauerbeziehung eingehen. Bei diesen Damen ist die grundsätzliche Entscheidung gefallen, sie innerhalb einer gewissen Zeit wieder zu binden, und sie suche nun danach, die Spreu vom Weizen zu trennen – ein ähnlich schwieriges Unterfangen. Aber aus Frauensicht steht schon genug im Web.

Da drei Drittel bereits ein Ganzes ergibt, erwähne ich nicht die Schwindlerinnen, die bei den Blinddates einen Bodensatz darstellen. Sie benutzen diesen Weg, um Männer für eine Nacht einzusammeln oder kleine oder größere Betrugsmanöver anzuzetteln. Auch verheiratete Frauen bedienen sich zunehmend der Blind Dates, um Liebhaber zu gewinnen.

Die Kriterien, die Frau Kirschrot in ihrem Blog nennt, können sie, wie ich meine, getrost vergessen - zum großten Teil sind es Oberflächlichkeiten.

1. Kleiden

Kleiden sie sich, wie sie es für gut und richtig halten: Es drückt einen Teil ihrer Persönlichkeit aus. Vermeiden Sie aber, „overdressed“ aufzutreten: Das „große Abendessen“ passt nicht zum Blind Date - und also bleiben Krawatte und Anzug im Schrank. Achten sie auf ihre Kleidung, ihren Schmuck und die Art, wie sie geschminkt ist: Spielt sie viel mit ihrer Äußerlichkeit herum, ist meist innerlich nicht viel Substanz vorhanden.

2. So genannte Höflichkeit

Wer besonderen Wert auf Höflichkeit legt, legt viel Wert auf Äußerlichkeiten. Feine Damen, und noch mehr Damen, die sich gerne als freie Damen herausstellen wollen, achten sehr auf Höflichkeit, so genannte „gute Manieren“ und ähnliche Dinge. Seien sie vorsichtig, wenn sie eine solche Frau treffen: Sie wird noch mehr Präferenzen ähnlicher Art haben. Deswegen dürfen sie dennoch höflich sein: Das Wort „bitte“ ist wirklich nicht schlecht.

3. Nicht gleich essen gehen

Trinken sie einen Kaffee mit ihr oder trinken sie ein Glas Wein mit ihr – das ist unverbindlicher als ein Drei-Gänge-Menü mit ihr einzunehmen. Oder machen sie einen Spaziergang mit ihr – dann sehen sie mehr von ihr als nur ihren Oberkörper. Die bei Kirschrot besprochen Essmanieren sollten beim ersten Treffen nicht die geringste Rolle spielen, es sei denn, die Frau isst nur mit den Fingern, und sie sind nicht in einem indischen Restaurant. Essen eignet sich hingegen gut für ein zweites Treffen: Beim Dessert wird in der Regel die (mindestens innere) Entscheidung getroffen, ob man zu ihr, zu ihm oder gar nicht ins Bett geht.

4. Sinnlichkeit

Entweder Sie spüren ihre Sinnlichkeit oder nicht. Es ist Blödsinn, dass Sie bereits am ersten Abend feststellen können, wie sinnlich ihre Partnerin ist – Menschen, die eine gute Erziehung genossen haben, können sich gegenüber bloßen Beziehungsinteressenten durchaus neutral verhalten. Sie müssen sich mindestens ein zweites Mal unter anderen Bedingungen getroffen haben, um festzustellen, wie sinnlich ihre Partnerin wirklich ist.

5. Bezahlen

Bezahlen darf gar kein Thema sein. Die Dame bezahlt für sich, und sie bezahlen auch für sich. Dieses Thema ist ohnehin gewillkürt: Man geht mit einem Blind Date nicht gleich groß essen. Ist sie langweilig, müssen sie dies höflicherweise stundenlang ertragen, nur weil sie essen gegangen sind. Wenn der Kellner nicht fragt "gemeinsam oder getrenn?", was jeder Kellner beherrschen sollte, dann müssen sie als Mann eben die Dame fragen, ob sie eine getrennte Rechnung wünscht. Sagt sie "gemeinsam", dann sind sie zwar der lackierte, sie wissen dann aber auch, was sie von der Dame zu halten haben.


6. Reden, die man nicht mag

Blind Date Partnerinnen reden entweder Smalltalk oder über das, was sie selbst gerade bewegt. Ist es Ersteres, bemühen sie sich ein oder zweimal um ein neues Thema. Beim dritten Mal schlagen sie vor, das Treffen zu beenden – es ist nutzlos. Ist es das Zweite, hören sie gut zu und stellen sie ergänzende Fragen. Wenn ihnen ein Thema missfällt, sagen sie, warum. Und vor allem: Versuche sie, selbst auch einmal zu Wort zu kommen.

7. Flirten

Ob Flirten zu einem Blind Date gehört, mag jeder Mann selbst entscheiden. Verwöhnte, anspruchsvolle Frauen wollen immer sehr viel beflirtet werden und sie genießen es auch. Allerdings ist ein partnersuchender Mann nicht ausschließlich dazu da, anspruchsvollen Damen einen schönen Abend zu bereiten. Zudem ist Flirten beim Blind Date auch ein Teil der Einladung zum Geschlechtsverkehr. Wer als Frau zu heftig flirtet, fördert entsprechende Reaktionen – und riskiert eventuell, dass die Beziehung genau eine Nacht dauert.

8. Fragen und Antworten

Fragen nach dem Lebensweg sind bei ernst gemeinten Blind Dates durchaus erwünscht – das gilt für beide Seiten. Versuchen sie, den Lebenshintergrund ihrer Blind Date Partnerin zu erhellen und achten sie auf merkwürdige Reaktionen. Beim ersten Mal sollten sie zurückhaltend mit allen Einkommens- und Besitzfragen sein – ob sie Kinder hat, gehört allerdings zu den Fragen, die ihre Partnerin beantworten muss. Bei Kirschrot vermisste ich jeden Hinweis auf den Charakter – es waren, wie es mir erschien, nur Äußerlichkeiten gefragt.
Bandini meinte am 13. Nov, 17:47:
Ich habe - mit Verlaub - selten etwas Verkrampfteres über Blinddates gelesen: "Zudem ist Flirten beim Blind Date auch ein Teil der Einladung zum Geschlechtsverkehr." Werden Sie mal ein bißchen lockerer, dann klappt das auch mit den Damen. Zudem scheint mir ihre Klassifizierung der Frauen eher bei Ihnen begründet zu sein denn bei den Damen. Ich habe bei Blind dates nahezu nur klasse Frauen kennen gelernt. Aber ich habe ja auch vorher schon mit ihnen gesprochen, da war es nicht verwunderlich. Die Öden, Unattraktiven und Gestörten traf ich ja auch schon nicht mehr. 
sehpferd antwortete am 13. Nov, 18:14:
Ich schreibe ...
... sehr selten ausschließlich von eigenen Erfahrungen, und wenn man dies tut, muss mal wohl eine Sprache wählen, die neutral genug ist, um auch jene zu erreichen, die sich nicht im Metier auskennen.

Bei derartigen Artikel geht es mir darum, das Spektrum der Möglichkeiten und Risiken möglichst realstisch aufzuzeigen - was freilich in der Kürze immer etwas hölzern wirkt.

Mit mir als beteiligter Person hat das Ganze herzlich wenig zu tun, aber damit Sie auch einmal recht bekommen: Am Telefon ausfiltern hilft, wenn man wirklich eine dauerhafte Partnerschaft sucht, allerdings kann es auch amüsant sein, einmal das ganze Spektrum pur zu erleben - jeder so, wie er es will. 
Thot meinte am 13. Nov, 18:30:
Wie auch bei blind dates gelegentlich der Fall, prallen bei den Ansichten von frau kirschrot und den Ihren Lebenseinstellungen aufeinander. Mir gefallen Ihre Anmerkungen gut.

Am Beitrag von frau kirschrot fand ich lediglich für frau kirschrot peinlich, dass sie, offensichtlich ungewollt, viel mehr von sich preisgibt als ihr bewusst ist.

Dabei las ich ihre Geschichten zeitweise mit einem gewissen Vergnügen.

Edit: Ich vergass zu erwähnen, insgesamt fand ich den Beitrag noch dazu mit den Kommentaren, sehr erhellend und vergnüglich. 
sehpferd antwortete am 13. Nov, 18:58:
Da stimme ich mit Ihnen ...
... wirklich überein. Erstens ist die Frage, was man von Blind Dates erwartet, und zweitens bin ich auch der Überzeugung, dass Frau Kirschrot mit ihrer Aussage ein wenig mehr von sich preisgibt, als ihr bewusst ist. Das allerdings ist nun mal Blogger(innen)- Risiko.

Die Lebenseinstellungen? Sie wandeln sich. Ich denke vor allem, dass für viele junge Leute das blinde Daten einfach einen hohen Spaßfaktor hat, während es für Damen und Herren mittleren Alters mit Bindungsabsichten eine andere Bedeutung bekommt.

Was mir noch so einfiel: Es ist ein Unterschied, ob sie zwei oder zweihundert Kilometer zu Ihrem Blind Date fahren - falls sie nicht gar nach Helsinki, Kopenhagen oder Budapest fliegen. 
Thot antwortete am 13. Nov, 19:26:
Schön, dies als Gelegenheit wahrzunehmen, meine erste im Überschwang getätigte Aussage zurücknehmen, es sei "peinlich". Nach etwas Nachdenken bin ich mit mir einig, es als überraschend zu betrachten und für frau kirschrot ein Fortschritt, dass sie sich herauswagt aus dem Gebüsch und sich zeigt.

Falls man sich wappnet, sich darauf einstellt das blind date in Helsinki, Kopenhagen oder Budapest kann ein Reinfall werden und Zeit und Geld weniger eine Rolle spielen, ist der Unterschied kaum ein grosser. Zumal eine fremde Stadt gerade in der genannten Grössenordnung immer etwas zu bieten hat.

Ich gebe jedoch gerne zu, ich würde mich darauf kaum einlassen, ohne vorher einige mir wichtige Dinge geklärt zu wissen. 
 

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