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Zufällig gesehen, als der Frühstückstisch schon gedeckt, die Liebste aber noch nicht erschienen war: Eine Diskussion um Deutsche, nach dem beliebten Motto „Kinder statt Inder“.

Wer ist bitte "deutsch"? Offenbar meinen viele Menschen in diesem Land immer noch, deutsch sei man nur, wenn man einen Ariernachweis hat – oder eine Staatsbürgerurkunde, oder wie immer so etwas jetzt heißt. Gesagt hat einer der beiden beteiligten Herren im Fernsehen so etwas freilich nicht, sondern (sinngemäß) dies: „die Leute mögen zwar die deutsche Staatsangehörigkeit haben, aber deswegen sind sie noch nicht Deutsche“.

Deutsche? Vielleicht können manche Familien noch hart daran vorbeischrammen, Nachfahren eines französischen (und später vielleicht auch britischen oder amerikanischen) Besatzungssoldaten zu sein – aber wer bitte wollte von sich behaupten, garantiert keine römischen Vorfahren zu haben? Und warum bitte sollte man sie nicht haben? Schließlich kommt der größte Teil unserer Kultur aus Rom.

Als die Städte aufkamen, brauchte man nur „Jahr und Tag“ dort gewohnt zu haben, um Bürger zu werden. Aber um Deutscher zu sein (ich sollte dies wahrhaftig gegenüber einer Baden-Württembergischen Landesbehörde nachweisen) muss man auch noch das Geblüt des Urgroßvaters mütterlicherseits parat haben. Dessen Lebensdaten aber verschwanden im Dunst der Geschichte.

Deutscher? Am Tag meiner Geburt existierte kein „Deutschland“. Ich wurde in der amerikanischen Enklave der britischen Besatzungszone geboren, nicht in Deutschland. Allerdings in der „Free Hansa Town of Bremen“, denn die gab es bereits wieder.

Deutschland? Ich wünschte mir, dass wir endlich von Europa sprechen würden. Es ist eine schöne, vielfältige Heimat – und in ihr haben Deutsche sehr gute Möglichkeiten, sich zu beweisen.
 

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