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Nachdem sich die Affäre um den Löffelhelden Jan Dittrich etwas gelegt hat, wäre es Zeit, einmal ans kommentieren zu gehen.

Zunächst fällt auf, dass die Politiker zwar harsch mit ihm und seiner im Namen der JuLis verfassten Pressemitteilung umgegangen sind, die unterschwellige Volksmeinung jedoch nicht: ein großer Teil der Jugend denkt wie Herr Dittrich.

Seine Argumente, zuzüglich die der Zeitungskommentatoren und der Stammtischsprüche: Man kann der Jugend nicht zumuten, einerseits die Rentner zu ernähren, andererseits später auf keine auskömmliche Rente mehr bauen zu können und drittens auch noch die Schulden bezahlen zu müssen, die sowohl die CDU/FDP wie auch die SPD/Grünen Regierungen ihnen hinterlassen haben. Das alles klingt gut, vor allem, wenn man junge Leser im Visier hat, vor allem, wenn man grob vereinfacht und vor allem dann, wenn man glaubt, von vornherein Ansprüche zu haben statt sie sich erst einmal zu verdienen.

Fakt ist: Wer heute Rentner wird, guckt sich ganz schön um. Das verfügbare Einkommen sackt plötzlich ab – teilweise auf die Hälfte und weniger. Wer seine Rente bereits hat errechnen lassen, weiß es. Der Rest der Bevölkerung mag den dummdreisten Sprücheklopfern Glauben schenken – und für viele liegt die Rente eben bereits an der Grenze der Summe, die heute als „Armut“ bezeichnet wird – und sie unterschreitet die Einstiegsgehälter für die meisten Berufe bei weitem.

Die so genannten „reichen“ Rentner sind Leute, die in mittleren Jahren viel Geld von ihrem Einkommen abgezwackt haben – sie haben also Konsumverzicht geleistet. Wer sein Einkommen halten will und seinen Nachkommen am Ende doch noch etwas vererben, der muss schon scharf kalkulieren – und Summen bis zu 500 Euro im Monat zurücklegen. Die schütteln auch „Besserverdienende“ nicht so einfach aus dem Ärmel.

Aber den jungen Leuten geht es offenbar um eine Umverteilung: Die Statistiker sagen ja, dass Rentner und Pensionäre nicht so stark von Armut bedroht sind wie Berufsanfänger, und in der Tat heißt es, dass das Armutsrisiko dieser Gruppe um „stolze“ 1,9 Prozent zurückgegangen wäre. In Wahrheit sind es allerdings nur 0,4 Prozent, bei den männlichen Rentnern und Pensionären ergibt sich gar eine Steigerung von 0,1, Prozent. Die Presse macht den üblichen Fehler: Nicht alle „Alten“ sind Rentner –oder Pensionäre, wobei man mindestens Mutmaßen kann, dass den verhätschelten Pensionären kein Härchen gekrümmt wurde, während auf die Rentner doch zahlreiche neue Belastungen zugekommen sind.

Auffällig ist freilich, dass die Jugendlichen im ersten möglichen Erwerbsalter, also die 16 – 24-Jährigen, eine Steigerung des Armutsrisikos erfahren mussten: von 14,9 Prozent stieg der Anteil auf 19,1 Prozent – das sind deutliche 4,2 Prozent.

Doch wie bei den Rentnern, so muss auch bei den Jugendlichen gefragt werden, wie sich diese Zahlen eigentlich zusammensetzen. Menschen in der Ausbildung verfügen über wenig Geld, und möglicherweise werden einfach immer mehr Menschen immer länger ausgebildet – was an sich kein Schaden wäre, wenn etwas Positives für die Gesellschaft herauskäme. Im Übrigen ist es keine Schande, in der Ausbildung mal gerade oder auch weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zu verdienen. Wichtig ist doch, dass junge Leute zunächst einmal Arbeit finden – es muss nicht immer gleich ein Einstiegsgehalt von 2000 und mehr Euro sein.

Wer sich Gedanken über die Umverteilung der Gelder von Alt auf Jung macht, darf im Übrigen nicht bei den Statistiken verharren: die Umverteilung findet ja bereits auf der ebene der Familien statt: Oma und Opa sind immer gute Adressen, wenn das Geld nicht langt – sei es für einen Führerschein, einen Computer oder gar ein Automobil. Aber so ist es halt im Leben: Die Realität ist eine Sache, Statistiken sind eine andere.

Hoffen wir einmal, dass sich bei der jungen Generation noch die Vernunft durchsetzt.
Santillana meinte am 7. Mär, 15:33:
Man sollte aber nicht vergessen, wer die Schul- und Unilaufbahn des Juli-Vorsitzendendarstellers bezahlt hat. Das waren die doch so unsolidarischen Rentner... 
 

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