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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Die Erdbeeren kommen nicht, die Spargel kommen nicht, die Erotik-Nachrichten kommen nicht: Es scheint, als habe sich alle Welt gegen den Genuss verschworen: Was bringt man uns schon? Fischer und wann er von den Visa gewusst? Merkel und „ich will an die Macht“? Oder vielleicht sogar Kinderwähler an die Front?

Deutschland liegt politisch, wirtschaftlich, intellektuell und emotional im Tiefkühlfach, und die Ware ist kurz vor dem Verfalldatum: Wenn die Mittelgeneration nicht endlich ihre brachliegenden Ressourcen in Produktivität und begeisternde Ideen umwandelt, dann können wir alle einpacken: alte, mittlere und junge Jahrgänge.

Meine Generation, also die über 50-jährigen, erwartet, dass die mittlere Generation ihre Aufgabe erkennt. Dazu gehört vor allem, den grassierenden Pessimismus zu beseitigen und den berufsmäßigen Pessimisten einmal die Leviten zu lesen. Die Presse würde sich hervorragend eignen, einmal die Themen zu wechseln und die Gewerkschaften, die Arbeitgeberverbände und ein paar andere Interessengruppen öffentlich in Frage zu stellen. Ach, das hatte ich schon einmal geschrieben? Und wenn ich es jeden Tag schreiben müsste: Es geht nicht an, dass die öffentliche Meinung von Verlautbarungen den Gewerkschaften und Verbänden nachhaltig beeinflusst wird, während die Vernunft keinerlei Sprachrohr mehr findet.

Hoffen auf die junge Generation? Sie ist unser aller Zukunft. Aber die mittlere Generation ist diejenige, die sie in die Zukunft hinein erzieht. Das geht nicht mit Pessimismus und Demokratieverdrossenheit, ja, es geht vermutlich nicht einmal mehr mit dem Prinzip „alles fließt“. Wir müssen junge Leute wieder vom Wert der Arbeit, vom Wert des Unternehmertums und dem einer demokratischen und liberalen Gesellschaft überzeugen und sie nicht den Verführern überlassen, die nicht nur in Braun und Rot, sondern auch noch in anderer Weise auf der Lauer liegen – und unter jungen Leuten nicht wenig Zulauf haben. Es mag ja sein, dass es schön ist, gegen die Globalisierung zu sein – aber es geht eben nur dann, wenn man wenigstens die europäische Binnenwirtschaft im Auge behält.

Doch was erleben wir? Massive Angriffe der Linksparteien und ihrer Helfershelfer auf die EU – vor allem auf die EU-Verfassung. Da helfen keine Krokodilstränen, man wäre ja „eigentlich“ für Europa, aber eben nicht für dieses Europa – es gibt, meine Damen und Herren Besserwisser, kein anderes Europa – und ich wäre schon recht froh, wenn die Menschen in Deutschland wenigstens eines unserer Nachbarländer so intensiv kennen würden, dass es sich überhaupt lohnt, weiter mit ihnen über Europa zu diskutieren.

Ob es sich lohnt, dies hier zu schreiben? Ich bezweifle es. Deutschland kennt derzeit kaum noch eine verantwortungsbewusste politische Diskussion – und die Blogger sind, mit Verlaub, wahrscheinlich die Letzten, die überhaupt politische Verantwortung wahrnehmen wollen.

Ich warte dennoch erst einmal auf den Frühling. Er soll ja auch die Hirne in wundersamer Weise beflügeln. Vielleicht gibt es dann ja genussvollere, erotischere und vor allem politisch und wirtschaftlich positivere Nachrichten.

Irgendwann wird es Zeit, dass die Kinder aus dem Haus gehen – spätestens, wenn Mutti und Vati Bäurin und Schweinchen spielen.

Via MEX.

 

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