anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Das Blog befüllt – den Anforderungen des Publikums gerecht geworden (oder auch nicht). Keinen Eurocent mit dieser lächerlichen Schreibarbeit verdient. Wenigstens um die wichtigen Dinge des Lebens gekümmert: um die Liebe und das Wohlergehen, um ein Weihnachtsgeschenk und um das Vermögen.

Ihr da draußen: Ihr, die ihr euch wichtig nehmt, nach Ruhm und Ehre giert, ja ihr – alles, was ihr schreibt, und auch, was ich schreibe, endet in der Wurst des Zeitgeschehens – und sie trägt nicht euren Namen, sonder einen anderen: Salami.

Mir ist nicht ganz klar, warum Menschen auf meiner Seite ständig einen Artikel über die Keuschhaltung von Männern suchen – der Artikel, der darauf verweist, ist nämlich eher etwas zum Abschmunzeln als eine ernstliche Betrachtung über die Wahrung der männlichen Keuschheit. Über die Keuschheit der Damen können Sie noch hier nachlesen.

Andere machen sich aber offenbar schwerwiegende Gedanken: Wie sitzt man eigentlich mit einem Keuschheitsgürtel auf einem Bürostuhl? Oder: Wie fährt man eigentlich mit einem Keuschheitsgürtel Fahrrad? Falls sie denken, dass all dies doch keine großen Probleme sein könnten, bedenken sie bitte, dass solche Gürtel für Männer meist ein relatives festes, wasserhahnähnliches Rohr beinhalten, das nach vorne weist – vielleicht sollte man seinem Schneider rechtzeitig von der Trageabsicht informieren – und natürlich auch darüber: „Sind diese Extras nachrüstbar oder muss man alles sofort zu Beginn bestellen, wenn man unnötigen Zusatzaufwand und Mehrkosten vermeiden will?“

Wie sie unschwer erkennen können, treten schwerwiegende Probleme für diejenigen Herren auf, die ihre Keuschheit tagtäglich bewahren wollen, so lange, bis die Maiden ihrer Herzen die Schlüsselchen drehen.

Die Gürtel haben übrigens so schöne Namen wie „Challenge“ (Herausforderung) und „Desire“ (Verlangen) – wie sinnig.

Erinnert mich das alles nicht an etwas, oder an wen? Richtig – an Georg Kreisler. Dessen Held blieb auch 18 Jahre keusch, während er in einem Telefonautomaten auf den Anruf der Geliebten wartete, die er entführen sollte – sie hatte nur nicht gewusst, um wie viel Uhr, und hatte gesagt, sie würde telefonieren.

Zehn Striptease-Pionierinnen bringt das Weblog „yesbutnobutyes“ (auch ein netter Name) und beweist damit, dass Blogs offenbar doch zu etwas nütze sind (tiefer Seufzer meinerseits).

.... lässt sich sehr vielseitig einsetzen.

Meint jedenfalls Bob Carlos Clarke, einer der jungen Fotografen, die als Erste jene Damen fotografierten, die Lack und Leder auf der Haut bevorzugen. Bei dieser Meerjungfrau mag er Recht haben – ihre Vorfahren in den Seemannsfantasien lockten den jungen Matrosen durch aufreizendes Verhalten unter Wasser, zogen ihn dann immer tiefer und tiefer, worauf der Matrose jämmerlich ertrank.

carlos

Photo: © 2005 by Bob Carlos Clarke

Blogger schätzen den Wert ihrer Produktionen viel zu hoch ein – das ist nun wirklich kein Geheimnis mehr. Aber wenn massive Gegnerschaft ausgerechnet in der Wirtschaftspresse auftaucht, dann werden die Ergüsse der Blogs natürlich wieder aufgewertet: So geschehen in Forbes. Statt den „Gegner“ zu treffen, wertet man ihn auf. Hätte sich „Forbes“ Autor Daniel Lyons eigentlich denken können.

Allerdings finde ich das dauernde Herumgehacke auf Microsoft auch ein bisschen dümmlich – und wie Technologie Review nunmehr versucht, die Hexenjagd auf Ethan Jordan in eine Heldentat eines Bloggers zu verwandeln.

Ich hatte mir Helden immer etwas anders vorgestellt. Bloggende Heckenschützen sind für mich keine Helden, sondern ganz gewöhnliche Denunzianten.

Mehr als die Hälfte der US-amerikanischen Jugend stellt „eigene Inhalte“ ins Netz, und munter wird in einer Pressemitteilung weiter herumgeplappert: „57 Prozent produzieren ihren eigenen Content. 20 Prozent publizieren in einem Online-Tagebuch (Blog)“.

Nun sind Pressemitteilungen gewiss nicht über zu bewerten, aber: Wenn 57 Prozent irgendwelche Sprechblasen ablassen, sind die 43 Restprozent der Jugendlichen dann überhaupt noch in der Lage, irgendetwas davon zu lesen?

Sprechblasen eines Diagonaldenkers – fast immer montags

Ehe und Familie stehen unter dem besondern Schutz des Staates – weil es die Väter des Grundgesetzes so wollten. Kinder stehen demnach nicht gleichwertig unter dem direkten Schutz des Staates. Das mag historische Gründe haben – aber ist es noch zeitgemäß?

Das Jugendamt fand keine Auffälligkeiten“ sagte gerade wieder eine Hamburger Behördensprecherin: Man wusste also abermals nicht, dass zwei kleine Kinder in einer völlig verdreckten Wohnung in Hamburg wie Vieh gehalten wurden. Der Schutz von Ehe und Familie hat einmal mehr obsiegt gegenüber dem Schutz der Kinder, die solche „Familien“ ertragen müssen. Wie sollte man es auch wissen – beide Eltern waren Sozialhilfeempfänger, und offenbar hatten beide nie unangemeldeten Besuch der Behörde – dabei wäre die Verwahrlosung wohl zumindest aufgefallen.

Ach bitte, was sagten Sie doch gerade noch, meine Damen und Herren Blogger? Keine Kontrolle der Sozialhilfeempfänger? Auch, wenn Kinder langsam dahinsiechen? Glauben sie wirklich alle, dass diese beiden Kinder die Einzigen in Hamburg waren? Oder gar die einzigen in der Republik?

Man kann die Frage, was „sozial“ ist, gar nicht oft genug stellen. Sozial ist zum Beispiel, wenn sich der Staat darum kümmert, dass Eltern nicht auf Kosten ihrer Kinder leben. Aber da schreien die Linken schon wieder mit den Gutmenschen im Chor: Das geht den Staat doch gar nichts an.

Nun ja, liebe Sozialisten und Gutmenschen, dann eben die Gesellschaft: Sie sollen ja noch einmal eine Chance haben, sich beim Nachbarn einzumischen, bevor die Polizei die Kinder holen muss,

 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma