anstoss

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Also, etwas muss ich Ihnen jetzt doch mal erzählen: Ja, Sie dort, der/die Sie öfter mal Sachen in Ihr Blog stellen, die Ihnen hinterher zu heiß sind – so heiß, dass sie alles wieder vom Herd nehmen und ins Klo schütten.

Wer nämlich ein Radar – sprich einen Feedreader auf Ihr Blog gerichtet hat, der kann Ihre Beiträge auch dann noch lesen, wenn sie online bereits das blogzeitliche gesegnet haben.

So bleibt also immer etwas hängen, beispielsweise auch die Empfehlung eines Bloggers an eine Bloggerin „solch ungemein erotische Erlebnisse im Nähkästchen“ zu behalten – Fluch der Technik, eben. Wie war das noch: Vor Inbetriebnahme des Blogwerks Gehirn einschalten – dann vermeidet man Peinlichkeiten.

Es gibt wieder Gerüchte über virtuelle Geschlechtsumwandlungen: Sie gehen schnell (innerhalb von 10 Minuten), erfordern weder Perücken noch Ganzkörperenthaarung, ersparen Ausgaben für falsche Brüste, weibliche Kosmetikartikel und Pussypants – und vor allem muss man sich keine komplette Garderobe des anderen Geschlechts kaufen – soll ja peinlich sein.

Allerdings wurde ein entsprechender Beitrag, der in einem einschlägigen Blog erschien, sehr schnell wieder zurückgezogen, und so fragen wir uns einfach einmal, wer hinter diesem Blog steht – Frau oder Mann?

Bei diesem hier wissen wir es ja immer noch nicht, aber trösten sie sich – auch dieses Blog ist längst den Weg (fast) aller Sexblogs gegangen.

Sagen sie ja niemandem, dass ich pragmatische Wege zum Ziel bevorzuge, pragmatische Erklärungen der Lebensumstände allen anderen vorziehe und mir eine pragmatische Politik wünsche.

Nein, sagen sie es nicht. Sagen sie es bitte vor allem keinem Deutschen, und einem deutschen Blogger schon gar nicht. „Pragmatisch“ ist für die meisten deutschen das rote Tuch, hinter dem gleich das Tor zur Hölle lauert: Mephisto denkt pragmatisch, Faust idealistisch. Noch Fragen?

Ja., ein Vorschlag. Werfen sie ihren Goethe die Treppe herunter – es ist ja bald wieder Altpapiersammlung. So, und dann misten Sie mal den Kleiderschrank ihrer Ideologien aus, ganz gleich, ob er gerade rechts- oder linkslastig bestückt ist, vor Bürgermief stinkt oder sich vor Reinheit langweilt.

Haben Sie alles draußen? Jetzt legen sie bitte noch alle Ihre Betroffenheitskorsetts ab und ihre Bedenkentragebeuteln.

Geschafft? Sie dürfen nun wieder einräumen. Das schwarze oder rote Ideologiekleid zum Ausgehen, der Rest der Jahreszeit und den Bedürfnissen angepasst, vor allem aber deutlich weniger. Frisch aufgeräumt sieht doch der Schrank ihrer vermufften Ideologien schon viel besser aus, nicht wahr? Und nun verbrennen sie alle ihre Betroffenheitskorsetts nebst Bedenkentragebeutel. Sehen sie, sie könnten sich eigentlich so etwas wie eine transparente Moral leisten, nicht wahr? Sie trägt sich wesentlich leichter als das alte Fischbeinkorsett, und man kann sich viel sicherer darin bewegen.

Wenn sie dann damit fertig sind, dann kommen sie doch wieder einmal zu mir, das über das Leben zu diskutieren.

Sie kennen das ja wahrscheinlich – niemand weiß so genau, wann eigentlich Weihnachten ist, deswegen kauft man Weihnachtsgeschenke entweder im August oder dann, wenn Leute zu fragen beginnen „was machst du eigentlich Weihnachten?“ – Ja richtig, da war doch noch etwas – Weihnachten eben.

Die meisten meiner Mitmenschen glauben ja, Weihnachten sei am 24. Dezember. Da ist es natürlich nicht, sondern am 25. Dezember - das ist der so genannte "christliche" Weihnachtstag. Aber es stimmt nicht, denn Weihnachten ist nicht ein Tag und auch nicht eine Folge von Tagen , die von einem „heiligen“ Abend über den ersten bis zum zweiten „Weihnachtsfeiertag“ reichen, sondern es ist eine ganze Anreihung von Tagen – die „Wiehen Nachten“ eben. Manche Schreiber lassen auch das „e“ weg uns schreiben: „Wihen Nachten“, und im Süden sagt man bisweilen „Raunächte“ dazu.

Eigenartig, wie sich das Christentum dieser „Wiehen Nachten“ bemächtigt hat. Selbst im Internet findet man kaum noch einen Hinweis auf die Zwölf Nächte, die man auch die Zeit „zwischen den Jahren“ nennt, und die etwa von unserem „Heiligen Abend“ bis zum „Dreikönigstag“ reichen – das ist auch die Zeit, in der eines unserer letzten vor den Missionaren geretteten Symbole, der immergrüne Lichterbaum, verschwinden muss.

Das eigentliche Fest ist dabei die Wintersonnenwende: Danach werden die Tage wieder länger und die Hoffnung auf ein wunderschönes neues Jahr keimt wieder auf, und wenn es auch noch kalt wird oder schneit, bringen die Tage wieder mehr Licht in die Täler, die Häuser und die Herzen.

Ich kenne sie noch aus meiner Jugend, die Zeit „zwischen den Jahren“ – eine Zeit der Besinnung wie auch der Hoffnung, die mindestens 12 Nächte währte und die vor allem deswegen als so eigenartig galt, weil sie weder zum alten noch zum neuen Jahr gehörte.

Armseliges Weihnachten ohne Krippe und Kirche?

Bei mir gibt es kein Weihnachten mit christlichen Symbolen. Manchmal, wenn es gar nicht anders geht, besuche ich Weihnachten eine Kirche – das bedeutet dann „Teilnahme am Zeitgeschehen“, und so kann ich auch mit dem Leben, was in den südlichen katholischen Gegenden als Weinachten gilt.

Heute wird die Kanzlerin gewählt – ich kann nur hoffen, dass ihre Regierung endlich den beliebtesten deutsche Volkssport, das Mauselochgucken*, verhindern kann.

Europa blickt nach Deutschland – nicht aus den Mauselöchern, und dazu inzwischen recht ungeduldig.

*Das Zitat : "Kiek nich in't Muusloch, Kiek in de Sünn" ist von

Wilhelm Kaisen, geb. 1878 gest. 1979, Bremer Bürgermeister von 1945 bis 1965

 

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