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Diese Geschichte hat Gramse* mir soeben erzählt:

„Ich möchte Barbara zu der Sitzung mitnehmen“, hatte Gramse seinem Chef, dem Herrn Friedhelm Dietrich Holzeneiner, gerade vorgeschlagen. Der sah Gramse halb an, als hätte er soeben sein Weihnachtsgedicht falsch aufgesagt und halb wie die Schwester Maria aus der psychiatrischen Klinik ihre neuen Patienten immer ansieht. Schließlich holte er tief Luft und sagte: „Barbara? Aber die hat doch von deinem Projekt nicht den blassesten Schimmer, Jojo“. Das stimmte natürlich, doch Gramse hielt dagegen: „Ich hoffe, dass du dich noch an das Liebeneiner-Projekt erinnerst, FDH, da hatten wir auch Barbara mit – und sie hat ja wohl die Kohlen für dich aus dem Feuer geholt, oder nicht?“

FDH hatte keine Lust, lange mit Gramse zu streiten, und sagte schließlich: „Na, dann nimm sie eben mit“.

Man ging in die Sitzung. Nach vier Stunden war die Luft dick, die Köpfe waren verrammelt und das Projekt kurz vor dem Scheitern, als sich Barbara meldete, was alle verwunderte: Sie hatte keine Kenntnisse des Produkts, keine Fachkenntnisse und vor allem nicht die geringste Ahnung vom Projekt. Sie sagte einen Satz, dann einen Zweiten, schließlich einen Dritten, der in eine Frage mündete. Sie erhielt eine Antwort, die sie sofort noch einmal vereinfachte, stellte sie als Argument in den Raum, nahm einen zweiten Zipfel aus der Diskussion auf und stellte ihn dagegen. Es dauerte noch etwa eine Stunde und dann war die Sache unter Dach und Fach.

Gramse sagt mir noch, er wünsche sich, dass mehr Menschen erkennen würden, wie wichtig eine Barbara im Team ist, und er verriet mir auch, was Barbara getan hatte: Sie hatte den einzig wichtigen Kernsatz, der in den ersten vier Stunden mehrfach erwähnt, aber nicht ausdrücklich ausgesprochen wurde, auf ein Minimum reduziert und dann gefragt: „Habe ich dies richtig verstanden?“

* Zur Person von Gramse.
 

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