anstoss

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Angeblich muss man Jessica Alba kennen. Vielleicht, wenn man viel ins Kino geht. Jedenfalls gibt es neue Nacktfotos von ihr – behauptet jedenfalls GQ über die neue Ausgabe von GQ (US-Ausgabe). Das Wundersame an diesen Fotos ist das Rüschenhöschen, von dem manche meinen, es ähnele irgendwie einem Windelhöschen. Nun ja, jeder nach seinem Geschmack. Wer Varianten liebt, ist hier immer gut aufgehoben, und beinahe hätte ich Maxim vergessen ... wie konnte ich nur.

Möglicherweise sind die meisten Amerikaner Kunstbanausen, aber ein gewisser Renee vom „Live Journal Abuse Team“ ist es bestimmt. Er sandte ein Email an die Betreiberin des populären LifeJournals „Pussy Talk“:

Dear LiveJournal user nicebluejournal,

We regret to inform you that your default user icon (icon) is presently in violation of the LiveJournal Terms of Service. While we should make clear that the actual content is not in violation, its use as a default image is. Default images can be viewed in many places around the LiveJournal site, and as such, we require that nothing potentially objectionable be placed in them. Icons containing nudity may be used only in communities where the members will not find them objectionable, or in your personal journal …”.


In der Essenz geht es darum, dass die Verwendung eines Nacktbildes als Icon die Geschäftsbedingungen von LifeJournal verletzt. Der Mailschreiber versucht klar zu machen, dass erotische Inhalte in einem Weblog keine Verletzung solcher Geschäftsbedingungen darstellten, wohl aber die Verwendung derartiger Icons, weil man sie an vielen Stellen im Rahmen der LifeJournal Webseiten sehen könne.

Freilich ist das beanstandete Icon nun weder ein Sex- noch ein Aktfoto, sondern ein Gemälde von Amedeo Modigliani. Vielleicht sollten wir Inspektor Renee mal eine kleine Kunstgeschichte für Anfänger schenken?

Nachdem bereits die Suchmaschinenbetreiber vom deutschen Recht schwer gebeutelt werden, müssen nun auch Metasuchmaschinenbetreiber mit Verurteilungen rechnen: „Sobald Betreiber von Metasuchmaschinen Kenntnis von ehrverletzenden Anzeigen in ihrer Trefferliste haben, müssen sie die Einträge sperren“, schrieb Heise online. Im vorliegenden Fall hatte irgendeine schräge Webseite behauptet, sie habe von einer bedingt prominenten Fernsehmoderatorin Nacktfotos, die es in Wirklichkeit aber gar nicht gab. Da Suchmaschinen dies nicht erkennen können, wurde die Seite dann von der ursprünglichen Suchmaschine zur Metasuchmaschine durchgereicht.

Sollte das Urteil rechtskräftig werden, müssen deutsche Suchmaschinenbetreiber mit einer Flut weiterer Prozesse rechnen, und auch andere, die regelmäßig Webseiten verlinken, könnten davon betroffen sein. Doch das wäre nicht das Schlimmste: Ganze Branchen könnten ihre wirtschaftliche Existenz verlieren.

Gut, dass es noch andere Meinungen gibt. Withöft & Terhaag sind jedenfalls gegen das Urteil in die Berufung gegangen.

Deutsche sind nicht so doof, um auf die Schmalspurinformationen der privaten Nachrichtesender hereinzufallen. Wie das Medienmagazin DWDL berichtete, informierten sich am vergangenen Donnerstag je etwa 6 Millionen Deutsche bei ARD und ZDF.

Was Sehpferd besonders freute: Phönix, der viel geschmähte, aber ganz ausgezeichnete Dokumentationskanal, erreichte Einschaltquoten bis zu 5 Prozent.

Alle Jahre wieder kommt eine Zeitschrift mit einer Umfrage, wie es die Menschen mit dem Sex im Auto halten. Interessant ist, dass dabei der SMART auf Platz 2 in der Rangliste liegen soll.

Eigentlich ist er sogar für Blowjobs zu klein, sodass die Frage bleibt, welche Art von Sex es wohl gegeben haben mag – Handjobs?

Heide Simonis eine großartige Frau – zumal sie die erste Regierungschefin in Deutschland war und weit und breit keine Zweite in Sicht ist. Freilich ist ein gewisser Jochen Mai von der Wiso-Redaktion anderer Meinung. Der schreibt neuerdings ein Blog, und weil es halt schwierig ist, jeden Tag irgendetwas in das Blogloch hineinzustopfen, liest man heute dies:

Ist das nicht eklig?! Dass Menschen so an ihrer Macht kleben, dass man sie schon mit dem Schweißbrenner davon lösen muss?! Spätestens nach den ersten zwei Demütigungen hätte sich Simonis zurückziehen sollen - aber nein, sie hat sich noch zweimal demütigen lassen.

Nun ja, lieber Jochen Mai, sie sind ja noch jung und außerdem ein Mann. Da lässt man sich nicht demütigen, sondern schreibt mal schnell ohne genau hinzugucken – Blogs für Redakteure machen es ja möglich, dass man auch mal Müll raustragen darf.

Überhaupt scheint Herr Mai der Mann fürs Grobe zu sein. Gleich nach dem Beitrag über Frau Simonis schrieb er über Männerrituale. Zitat: „So dumpf man das auch findet – mitzumachen ist oberste Pflicht. Es gibt dabei schließlich eine hidden agenda: Kann der/die Neue im Team spielen? Sich integrieren? Über sich selbst lachen? Oder ist es ein eitler Fatzke, Querulant, Kontaktallergiker?

Man beachte der/die im Zusammenhang mit Männerritualen und dem Fatzke, dem Querulanten, dem Kontaktallergiker? Merke: Gute Kollegen sind alle männlich, saufen und biedern sich an.

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, will offenbar einen Rekord beim Aneinanderreihen von Unwörtern aufstellen. Er sprach nämlich von einer „Verzweckung“ der menschlichen Sexualität, die von „den Medien mit suggestiver Wucht“ betrieben würde und gleich danach von dem „Geschäft mit der Versuchlichkeit“, für das es einen „Riesenmarkt“ gäbe.

Verzweckt und versuchlicht – was mag er damit gemeint haben? Nun, erzählt ist es schnell: Der Kardinal behauptet, bei jungen Menschen würde der Reifungsprozess „brutal abgewürgt“ – durch Sex, selbstverständlich, und vor allem würden sie zu reinen Sexmaschinen verkommen, denn sie betrachteten des Sex als „rein funktional“. Nebenbei „offenbare sich“ auch noch eine „schlimme Sprachlosigkeit“, und insgesamt sei eine „Demontage“ am Werk.

Doch nicht alle sind schlecht, und der Kardinal zeigt den Weg: Die Jugendlichen müsste wieder von „Keuschheit und Reinheit“ sprechen lernen, damit sie wieder Zugang zu einem „ganzheitlichen Verständnis“ der menschlichen Sexualität kommen – und mit diesem Verständnis sollten sie dann auch heiraten, denn „die Keuschheit ist auch die beste Vorbereitung auf die Ehe“.

Natürlich herrscht in Deutschland Meinungsfreiheit, und auch der Herr Kardinal darf natürlich sagen, was er denkt. Nur: Was sollen die Jugendlichen bitte von einem Junggesellen mit Keuschheitsgelübde halten, der sie über Sexualität und Ehe spricht, als lebte er mitten drin?

Die Kirchen haben wieder Oberwasser. Inzwischen wird selbst Gregor Gysi als Zeuge dafür genommen, dass ohne Religion gar nichts geht: „Moralische Grundsätze können bei uns eigentlich nur aus der Religion kommen“ hat er anlässlich einer Diskussion gesagt.

Die Frage ist, ob solche Sätze einfach hingenommen werden sollten, denn natürlich kommen moralische Grundsätze niemals unmittelbar aus „der Religion“ – weder so, wie sie in den Büchern steht, noch so, wie sie von den Kanzeln herunter verkündet wird.

Woher, bitte schön, haben denn sie ihre moralischen Grundsätze, liebe Leserin oder lieber Leser? Ich, für meinen Teil, habe sie von meinen Eltern, und beide Eltern haben mit der Religion nie etwas am Hut gehabt. Später habe ich gelernt, dass mir die Schriften ebenso wenig bedeuten wie die Worte: Es sind allein die Taten, die zählen. Wer in seiner Jugend Menschen kennen lernt, die eine moralische Orientierung geben können, braucht keine Zehn Gebote, ja, nicht einmal eine Bibel: er weiß bis ins Alter, was man tun darf und was man tunlichst meiden sollte.

So ähnlich hat es der Religionsstifter, auf den sich die Kirchen ja nach wie vor berufen, zu Lebzeiten auch formuliert, und in dieser Weise stimme ich zu: Religionen können eine Grundlage der Moral sein – die Frage ist nur, ob die Kirchen noch einen nennenswerten Beitrag dazu leisten können: Zwar darf sich die Kirche nicht dem Zeitgeist unterwerfen, doch darf sie sich auch nicht über jedes Tüpfelchen des Menschseins urteilen. Das steht nur Gott zu, nicht der Kirche.

 

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