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Ich bin mehr aus Zufall auf die Seite der Gruppe „DieGesellschafter“ gekommen, die offenbar ein Ableger der „Aktion Mensch“ sind (das wieder ist der Nachfolger der „Aktion Sorgenkind“).

Die unmittelbare Ursache war ein Kommentar, den ich bei Cem abgegeben hatte, doch heute sah ich erstmals ein Plakat der Aktion. Sehen Sie, es ist nun so: Ich würde mich sehr gerne von etwas angesprochen fühlen, doch ich muss Ihnen gestehen, dass mich keines der Gesichter auf diesem Plakat anspricht, und das liegt nicht an dem rechts unten abgebildeten Kind mit dem Down-Syndrom, sondern daran, dass mir alle hier dargestellten Gesichter befremdlich vorkommen. Besteht die Welt aus Menschen, die wie Pfarrer, Magersüchtige oder Sozialarbeiterinnen aussehen? Wollte ich ernsthaft in Ihrer Gesellschaft leben, um die Frage des Plakats einmal anzunehmen?

Meine Antwort ist: nein. Und wäre ich so primitiv, wie das Plakat uns allen wohl unterstellt, dann wäre die ganze Aktion damit für mich erledigt. Doch, einen Moment mal, bitte – wie war die Fragestellung eigentlich?

In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?

Vergessen wir mal den Schnitzer mit „was für einer?“, denn natürlich muss es „welcher“ heißen, dann unterstellt die Frage immer noch, dass es Gesellschaften zum Aussuchen gibt – oder dass sie mit einer gewissen Beliebigkeit erzeugt werden können. Das funktioniert natürlich nicht – aber das weiß die Initiatorin, die „Aktion Mensch“ so gut wie sie alle, meine Leserinnen und Leser. Nur – warum tut sie dann so, als hätten wir die Wahl?

Wer sich ein wenig einliest in das, was die Kommentatoren schreiben – nun ja, sie fordern eine bessere Welt. Diese Platte dudelt nun schon seit Jahrhunderten auf veralteten Grammofonen – doch auch die Musik der Aktion selbst ist um nichts besser: Wieder (zum wie vierten Male eigentlich noch?) wird das Ehrenamt strapaziert, das weder Ehre bringt noch ein Amt ist. Wer in solchen Ämtern tätig war, weiß dies: Er hat manchen Rüffel kassiert, ist oft auf die Füße getreten worden, hat ab und an mal ein dankbares Auge gesehen (der Betroffenen, weniger der hauptamtlichen Helfer) und muss nach Jahren erkennen: Es hat sich nicht ausgezahlt. Die sozialen Organisationen haben abgeschöpft, was ging – und der Mensch, der das Ehreamt innehatte, war eben billiges Mitarbeitermaterial von damals.

Solange sich daran nichts ändert, das heißt, so lange der, der Hilfe gibt keinen Lohn in irgendeiner Form davonträgt – solange ist es absolut sinnlos, über das Ehernamt noch weiter zu reden – denn so wenig, wie ein Hartz IV-Empfänger freiwillig Papier von der Straße aufpickt, so wenig sind Wohlfahrtsorganisationen freiwillig bereit, ihren ehemaligen Helfern im Alter eine besser dimensionierte Unterstützung anzubieten. Falls ich mich irre – bitte schön. Es gibt die Möglichkeit, Kommentare zu hinterlassen. Nicht nur hier. Auch bei „Die Gesellschafter“.

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Bild: Pressematerial © 2006 by Aktion Mensch
 

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