anstoss

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Welche Art von Geschichten empfinden Sie eigentlich als erotisch? Sind es die üblichen Hand-in-Hand, Hand-in-Es, Es-in-Hand, Zunge-in-Es, Es-in-Mund Es-in-Es-Geschichten? Oder muss der Rahmen geheimnisvollerotisch sein? Oder wilderotisch? Muss der Duft, der aus dem Hintergrund Ihrer Geschichte auf den Leser abstrahlt, der Schweiß sein, den die Liebe aus den Poren treibt, oder sollte es lieber der Duft von Champagner und schweren Damenparfüms sein? Oder muss es etwas nach Gruft oder Kerker riechen? Und wenn ja, wie übertragen Sie eigentlich den Geruch auf ihre Leser? Ein Gemisch aus Sperma, Pinotage, Opium pour Femme, Habit Rouge und Speichel. Um nur ein simples Beispiel zu nennen? Wissen Sie, es ist kein Problem, in einem drögen Satz zu schreiben, dass sich seine Zunge den Weg durch die zusammengepressten Lippen erkämpft. Aber versuchen sie mal, zwei DIN-A4-Seiten damit vollzuschreiben, von dem Zeitpunkt an, da sie mit zusammengekniffenen, aber dennoch dunkelrot geschminkten Lippen dasitzt, wie er versucht, allein aus der Feuchtigkeit der Lippen zu entnehmen, wie bereit sie für seine Zunge ist. Wie er die Lippen vorsichtig beleckt, wie er spürt, dass sie ihn gewähren lässt, ihre Lippen entspannt.

Sehen Sie, man kann die Sekunde, in der etwas geschieht, auf Minuten dehnen – und wenn auch die Lippen sich öffnen, werden es die Zähne auch tun? Und wann wird er die Zunge in den dunklen Schlund ihrer Mundhöhle versenken können, so, dass die Zungenspitzen sich anfreunden? Schon auf Seite zwei? Oder erst auf Seite fünf?

Ist es nun eine tolle Zeit, sich mit etwas Neuem zu beschäftigen oder eine schlechte Zeit? Eine interessante Frage, denn gerade beginnen viele Menschen, über ein eigenes Geschäft nachzudenken. Die einst leer stehenden Läden werden nach und nach wieder mit Leben gefüllt, und sie werden nicht, wie bisher, abgewertet sondern aufgewertet: Dort, wo einst der Billigkrämer hauste, ist jetzt ein Feinkostgeschäft, und wo der andere Billigkrämer war, haben sich jetzt eine vornehme Metzgerei und ein Weinhandel etabliert – alles in meiner Nähe. Einer der Eigentümer im Haus renoviert komplett, der andere hat gerade bei Einzug renoviert. Also müssten eigentlich tolle Zeiten sein.

So bin ich denn zuversichtlich, dass ich bald einen Käufer für meine Wohnung finde – doch das Wochenende war abermals eher enttäuschend: Das ernsthaft interessierte junge Paar, zu dem meine Wohnung gepasst hätte, hat sich anders entschieden. Also auf in die nächste Runde: Zwei Wohnungen suchen ihre Käufer. Zwei, die man zu einer vereinigen könnte – mit Gratisausblick auf die Tüllinger Weinberge und die Stadt Basel. Jetzt versuche ich, sie beide gemeinsam zu verkaufen – immerhin 135 qm. Die Anschaffungs- und Renovierungskosten lagen bei 180.000 Euro – und was soll ich Ihnen sagen? Ich will nur noch 162.000, wenn jemand beide Wohnungen kauft. Irgendwann wird jemand das Schnäppchen machen – und wenn alle Stricke reißen, dann vermiete ich eben. Warmmieten zwischen acht und zehn Euro pro Quadratmeter sind keine Seltenheit in dieser Stadt.

Mein Spaziergang heute bei fast 23 Grad in den Lörracher Weinbergen führte mich zur Wiese, deren Wellen sich bei heftiger Strömung im Sonnenlicht an den Steinen brachen.

Blüten sieht man hingegen nur wenige – doch um diese hier schwirrten bereits ein paar Bienen herum.

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© 2006 by sehpferd

Wenigstens ein Lichtblick: Die SPD hat einen gewaltigen Verlust in Baden-Württemberg eingefahren und sie wird für die Politik des Landes in den nächsten Jahren daher kaum noch eine Rolle spielen. Der Verlust ist absolut verdient und geht in erster Linie auf das Konto der umstrittenen Spitzenkandidatin. Die CDU hat freilich ein wenig zu eindeutig gewonnen: In Baden-Württemberg hatten wir schon immer ein bisschen zu viel Christentum in der Politik. Wohl verdient hingegen die zweistelligen Ergebnisse für FDP und Grüne: Sie haben es geschafft, ihre Wähler hinter sich zu bringen. Vor allem aber erfreut mich dies: Weder die Links- noch die Rechtextremisten werden einen Fuß ins Parlament in Stuttgart bringen – und dies ist vielleicht das Beste am heutigen Wahlergebnis.

Diese 1-Zimmer-Wohnung mit EBK ist zu haben – und zwar entweder separat oder zusammen mit der darunterliegenden 3-Zimmer-Wohnung in Lörrach-Stetten, 2 Minuten von der S-Bahn-Station nach Basel.

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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags

Wenn der leidige Wohnungsverkauf nicht wäre – ich wäre schon etliche Schritte weiter. Samstag wieder so ein Anruf: „Ach, dort ist Ihre Wohnung – nein das ist mir zu laut“. Nun ist meine Wohnung zwar an einer Hauptstraße, aber die ist längst nicht mehr Hauptverkehrsstraße – sehr zum Leidwesen der Anwohner zweier anderer Straßen, in die der Verkehr jetzt fließt – dank einer Tunnellösung bei der S-Bahn, aber auch, weil die Straße für den LKW-Verkehr weitgehend gesperrt wurde. Man kann sagen: „Käufer sind halt kritischer geworden“, aber man könnte mit dem gleichen Recht sagen: „Deutsche wollen halt die eierlegende Wollmilchsau“. Natürlich gibt es Häuser auf vereinzelten Grundstücken, die sowohl von einem Gärtchen umgeben sind, als auch an weitgehend ruhigen Straßen liegen und die dennoch zentral genug sind – aber die werden so gut wie nie verkauft. Wie auch immer – ich muss mich um die Sache kümmern – und das kostet Zeit und viel, viel Geduld. Denn das Verkaufen selbst macht auch nur dann Freude, wenn sie tatsächliche Interessenten haben und nicht dieses dümmlichen Besichtigungstouristen, die in Wahrheit gar nicht kaufen wollen – und die Masse merkwürdiger Makler, die sich um Schnäppchen bemühen, um selbst ein attraktiveres Angebot zu haben.

Sehen Sie, ich kann so etwas aushalten. Doch wenn einem dieses lachhafte Sozialdemokratie dann noch mit Sprüchen kommt wie „Eigentum verpflichtet“, die, obwohl in unserer Verfassung ohnehin verankert und nicht sozialdemokratisch, von den meisten Haus- und Wohnungsbesitzern geradezu übererfüllt werden, dann wird man nun mal eben zornig – selbst dann, wenn diese Sprüche gar nicht in erster Linie an die Wohnungsbesitzer gerichtet wurden, sondern als Lockmittel für Wähler dienen sollten.

Die Kinderdiskussion – in der Öffentlichkeit gottlob wieder eingestellt, weil hirnrissig, ist dies Wochenende in den Leserbriefspalten. Richtig ist dies: Wir haben uns an eine Gesellschaftsordnung gewöhnt, in der „Wohlgefühl“ überwiegend käuflich ist – und nicht durch die Menschen im Land vermittelt wird, wie aus dem Leserbrief in der „Badischen Zeitung“ hervorgeht. Ich denke, das ist ohnehin das Problem in Deutschland: Man muss die Schuld an den Verhältnissen endlich bei sich selbst suchen und nicht diesen Unfug von der „sozialen Gerechtigkeit“ nachplappern.Doch solche positiven Beiträge werden schnell wieder konterkariert: Denn schon der nächste Leserbriefschreiber stellt die Frage, ob man nicht einfach das Kindergeld erhöhen sollte – und gibt abermals den Politikern die Schuld an der angeblichen Misere. So wären dann also wieder beide Seiten präsent – und der Bürger wieder beruhigt, denn wo es zwei Meinungen dieser Art gibt, muss man sich ja nicht entscheiden: Entweder der Staat ist schuld oder man selbst. Bequemer ist allemal: „Der Staat ist schuld“. Wir doch nicht. Dazu passt das blödsinnige Bloggeschwafel: „Ihr – ich nicht“, wenn es um Deutschland geht.

Mal von Westdeutschland aus gesehen (Ostdeutschland kann ich nicht so gut beurteilen): Haben sie etwa Ihre Großeltern (wenn Sie jetzt um die 20 oder 30 sind) auf den Staat verlassen, als es darum ging, die deutsche Wirtschaft wieder aufzubauen und ein soziales Leben neu zu definieren? Nein, haben sie nicht – sie haben ihre Welt selbst mit Mühe, Schweiß und manchen Tränen aufgebaut – überwiegend, damit es der Kindergeneration (den heute über 50-jährigen) einmal besser gehen sollte. Wenn sie sorgfältig lesen, fehlt hier die Generation der Menschen um die 40 – etwa die ab 1968 Geborenen. Was ist mit Ihnen? Sie stehen in der Blüte ihrer Schaffenskraft – wäre es nicht nur recht und billig, wenn sie, denen sehr viel geschenkt wurde, sich nun engagieren würden für Jung und alt? Sie tun es viel zu selten. Wahrscheinlich wurde ihnen einfach zu viel geschenkt.

Uns Deutschen wird heute nicht mehr viel geschenkt –wir verfügen zwar über eine starke Wirtschaftskraft, doch wandelt sich unsere Wirtschaft stark. Wir können gegen den Wandel protestieren oder ihm folgen. Wer protestieren mag – nun, der soll es tun. Eine Dauerbeschäftigung ergibt sich nicht daraus. Wer ihm folgen will, sollte sich darüber klar sein: Statt „mehr Kinder“ eine qualifiziertere Ausbildung der Kinder, die es heute schon gibt. Denn eines muss deutlich werden: Ungelernte Metallarbeiter, die Spitzenlöhne nach Haus tragen, wird es in Deutschland immer weniger geben. Wer kaum etwas lernt und auch nichts wagt, muss sich eben als Zimmermädchen oder Aushilfskellner verdingen. Auch das ist eine der bitteren Wahrheiten, die es zu vermitteln gilt – bevor man die Kinderdiskussion überhaupt anfängt.

Allerdings: heute ist ja Sonntag - und bei uns im Schwaben- und Badenerland ist Wahltag. Da wünsche ich noch einen schönen Sonntag (bei uns gemischt sonnig) und dass möglichst viele Menschen zur Wahl gehen.

 

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