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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen - fast immer sonntags.

Sagen sie bitte einmal, schreiben sie gerade kein Buch?

Seit einigen Wochen fällt mir auf, dass sehr viele Menschen jenseits der 50 gerade ein Buch schreiben. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Die so genannte „Nachkriegszeit“ und die Adenauerära sind viel zu wenig beschrieben worden, und dort, wo man über diese Zeiten schrieb, wurden sie grob vereinfacht, wenn man sie nicht gar verherrlichte. Der alte „Häuptling der Indianer“ wurde ja neulich erst zum „größten Deutschen“ gekürt.

Doch ich befürchte, dass in jenen Manuskripten, die irgendwo in den Schubladen liegen, auch nicht viel mehr stehen wird als in den Blogs: Befindlichkeiten eben. Doch gerade jene interessieren auf Dauer kaum. In zwanzig Jahren wird niemand mehr wissen wollen, warum eine Dame gerade heute, den 7. November 2004, in volltrunkenem, aber äußerst bewusst geilem Zustand einen Liebhaber gewählt hat, der sie auf die Matratze warf und dann links liegen ließ.

Aber es wird noch jemanden interessieren, wenn sich in derselben Nacht auf einer anderen Matratze und durchaus auch in volltrunkenem Zustand ein Paar begegnet, das aus unterschiedlichen Kulturen kommt. Nehmen wir an, er sei weiß und sie sei schwarz, und er würde ihr erklären, warum er den Unterschied zwischen Sachsen und Niedersachsen höher bewertet als den Unterschied zwischen seinem Deutschsein und ihrem Afrikanischsein. Legt man die Begegnung dann noch auf den Tag, an dem der deutsche Kanzler verkündete, den Nationalfeiertag abzuschaffen, hat man vermutlich den Schlüssel zum Zeitgeschehen gefunden.

Meine eigenen Buchentwürfe hat die Zeit längst aufgefressen – die Themen sind inzwischen zu sehr angejahrt. Wie alle, so würde ich auch gerne meine Erinnerungen schreiben - die Erinnerungen eines etwas ungleichmäßig ins Leben gebauten Herrn. Sie beginnen immerhin schon bei Trizonesien und einer langen, langen Zeit mit dem alten Indianerhäuptling, mit 80-er-Jahre Begegnungen, Emanzipationsfrauen und halbseidenen Damen. Bundesrepublik eben. Es wäre dumm und dreist, solch ein Buch alleine zu schreiben und zu verlegen. Man braucht einen Lektor und Co-Autoren. Das Geschehen im geteilten Deutschland, aus der Sicht vieler Zeitzeugen. Geschichte von unten. Das wäre schon etwas.

Neulich, als unvermittelt das Telefon klingelte, dessen Nummer eigentlich nur meine Bank und mein Steuerberater hat, wurde ich daran erinnert, dass ich einst doch diese Kurzgeschichten schrieb – die aus Afrika, du erinnerst dich? Ja, ich erinnere mich. In Deutschland werden viel zu wenig Kurzgeschichten geschrieben und viel zu viele Bücher. Die erotische Kurzgeschichte (nicht die Erzählung einer erotischen Befindlichkeit in kurzer Form) ist so gut wie ausgestorben. Könnte ich sie wiederbeleben? Vielleicht.

Ich für meinen Teil, könnte der Tradition folgen: Mein Urgroßvater schrieb für eine Zeitung, mein Großvater verfasste Kurzgeschichten für die regionale Zeitung und mein Vater Beschwerdebriefe an Unternehmen, deren Waren nach seiner Meinung qualitativ schlecht waren.

Ich darf ihnen verraten, dass ich tatsächlich professionell schreibe. Freilich weder Lebensbeichten noch Kurzgeschichten noch Tagebücher. Aber sehen sie, ich behalte gerne ein Geheimnis, und sage Ihnen deshalb nicht, was ich schreibe.

Aber die Sache mit den erotischen Kurzgeschichten, die bewege ich noch ein bisschen in meinem Kopf.
 

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