anstoss

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Was macht man, wenn man eine schöne Frau ist, ein Blog betreibt und ein paar ausdrucksstarke, künstlerisch gestaltete Fotos braucht? Nun, man sagt, dass man eine unschöne Frau sei, die zudem auch noch ganz knapp bei Kasse wäre und die nun zum Zweck der Selbstfindung ihren Zustand innerer Zerrissenheit in geeigneter Weise ablichten lassen würde.

Wieder etwas gelernt. Leider kann ich es nicht anwenden. Manchmal wäre es eben doch geschickt, Frau zu sein und Geschenke per Augenaufschlag zu bekommen.

Innerhalb eines Dialogs in meinen Kommentaren fiel mir dies auf: Wer in seelischer Not ist und Trost sucht, braucht einen liebevollen Menschen, der ohne eigene Interessen Balsam auf die Seele gießt. Solch einen Menschen findet man nicht leicht, und in der Tat entwickelt sich solche Anteilnahme nicht von heute auf morgen.

Wer hingegen Rat sucht, braucht einen solchen Menschen nicht. Im Gegenteil: Oft kann ein Fremder hier Wunder bewirken. Dieser Mensch muss keinesfalls Therapeut sein und er muss sich nicht einmal viel Zeit nehmen. Nur dies muss vorhanden sein: erstens eine neue Sichtweise oder ein neuer Aspekt, unter dem man sein Problem sehen kann, zweitens Selbstlosigkeit des Ratgebers und drittens die eigene Bereitschaft, den Rat auch anzunehmen und umzusetzen.

Ich erinnere mich persönlich, dass der richtige Rat für die Lösung einer schweren emotionalen Krise in einem Email aus dem Süden der USA stammte. In ihm wurde mir auf einen Haufen dringlicher Fragen eine einzige Gegenfrage gestellt, die ich mit „Nein“ beantwortete. Im selben Moment wurde mir klar, wie die Lösung aussehen musste.

Ich denke nicht, dass so etwas nur mir passiert.

Blogs sind Schrift, und sie sind so wahr und so falsch, wie das geschriebene Wort eben ist. Ich habe schon vor Monaten davor gewarnt, Blogs als therapeutisches Instrument zu benutzen, und doch geschieht es immer wieder. Da finden Menschen vermeintliche Freunde, die in Wahrheit nicht einmal wissen, wie die Person aussieht, die sie bedauern, die ihr nie in die Augen sehen wollen, sie aber auch nie hinterfragen.

Schicke Online-Mitgefühle, unverbindlich in die Welt gesetzt, nicht zwei Schritte mit den Leidenden gemacht, aber innigliches Verständnis geheuchelt.

Die Leidenden? Sie wurden bereits irgendwo abgelehnt, verloren ihre Gefährtinnen und Gefährten. Nun sind sie hier. Gehen eine Strecke, wie sie sagen. Behaupten, hier Wegbegleiter gehabt zu haben. Sehen plötzlich Felsbrocken auf den Straßen liegen, auf diesen Straßen, jetzt und hier.

Na schön. Wenn das hier nicht Selbstzweck ist, dann gut. Dann haben sich die virtuellen Geister der Blogs vielleicht in Menschen verwandelt – nicht den begeisterten Kommunenstammtischlern, sondern denen, die große Augen haben und noch größere Ohren. Jene, die wenig sagen und viel wissen, und bei denen oft ein einziges Wort reicht, um das Leben eines anderen Menschen nachhaltig zu beeinflussen. Ich bezweifele, dass viele von jenen Menschen bloggen.

Doch all die anderen, die Masse der Wohnblogbevölkerung, das sind Kasper und Gretel, Großmütter und Krokodile. Sie agieren hier, solange das Theater aufgebaut ist, und wenn es ihnen gefällt, gastieren sie morgen in einer anderen Stadt: Der Kasper haut dann anderen Krokodilen eines über die Rübe, und das mitleidige Gretel hält einer anderen Großmutter die Hand. The Show must go on. Das Leben auch. Aber das eine ist auf der Bühne, und das andere findet jetzt statt. Wohl dem, der eine reale warme Hand zu fassen hat, wenn es kalt wird.

Was wirklich „erotisch“ ist, kann ich leider nur aus eigener Anschauung sagen – und es ist kein so genannter Erotiksender, sondern der auf Mode spezialisierte französische Sender ftv mit seinem „Midnight Hot“ Programm. (10992 Ghz, vertikal, Hotbird).

Wer dennoch typische Erotik-Sender sucht, ist derzeit am besten mit X-Stream bedient: auf Hotbird 13,0, 12476 Ghz, horizontal. Immerhin werden Clips von beachtlicher Länge gezeigt und die sich entblößenden Telefondamen sind damenhaft, groß, schön, können nett lächeln und wirken trotz der angeblichen Abwertung durch die Zurschaustellung durchaus selbstbewusst.

Konkurriert wird hier vor allem mit „Sexysat 1“, der bereits seit einigen Jahren Miniclips und gezähmte Telefonsexszenen zeigt, und dessen Akteurinnen meist etwas fülliger sind und weniger damenhaft wirken. Dieser Sender kann auf 11623 Ghz vertikal (Hotbird) empfangen werden.

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clip (c) 2004 x-stream tv.
retouchierter screenshot: (c) 2004 by sehpferd

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Der Hauptvorwurf gegen meine sinnlichen Seiten war immer, dass sie nicht sinnlich wären. Natürlich ist solche Kritik völlig unerheblich: Wenn sie „sehpferd blödsinnige Seiten“ heißen, würden sich die Leute eben beklagen, dass sie nicht wirklich blödsinnig wären, und wenn sie „sehpferds scharfsinnige Seiten hießen“, würden ein Teil der Leser sagen, sie seien weder scharf noch sinnig.

So weit ist es Bloggerschicksal: Es gibt immer irgendwelche Hündinnen und Hunde, die einem in den Garten scheißen. Freilich komm eines hinzu: Man traut dem angeblichen „Sexschreiber“ weder eine gründliche Recherche noch ausreichende Sachkenntnisse zu, um andere Dinge beurteilen zu können.

Ich habe Ruhe, seit ich beweisen konnte, nicht nur besser recherchieren zu können, sondern auch ein weitaus gesünderes Urteilsvermögen als die meisten meiner Kritiker zu haben. Die Spreu vom Weizen trennen zu können ist eine elementare menschliche Eigenschaft und einer der Garanten für den Erfolg, der Zweite ist Qualität: gute Themen, gute Recherche, gute Schreibe. Ich behaupte nicht, es immer zu können.

Allerdings reicht mir das bei weitem nicht aus. Ein Zustand wie die Gegenwart existiert nur in unseren Köpfen, tatsächlich aber ist alles, was wir hier in diesem Moment treiben, schon Vergangenheit. Die Zukunft erscheint mir wichtiger, und dies habe ich in einem langen Leben gelernt: Eine gute Zukunft erwächst stets aus einem winzigen Moment, den man selbst als nicht sonderlich wichtig erkannte: dieser Anruf, der sie wie alle Anrufe anhörte, aber eine Lebenswende einleitete, jene kühne Idee, einfach so dahingesprochen und dann schnell in die Tat umgesetzt, ohne zu glauben, dass sie auf Jahre den Erfolg bringen würde. Warum ich das schreibe? Weil ich denke, dass ich gerade jetzt Zeichen setzen könnte.

Neu im Blog: die Geschichten meines Alter Ego, Johann Fürchtegott Gramse, „Jojo“ genannt. Es sind etwas modernisierte Geschichten aus alter Zeit, in denen sich stets eine lusthemmende Komponente wiederfindet, und ich nenne sie deshalb „unerotische Geschichten“. Ich denke, solche Geschichten können zeigen, dass die Welt nicht voller schöner Menschen mit erotischer Ausstrahlung ist, die nichts als die Geschlechtslust im Kopf haben. Das wirkliche Leben beinhaltet schwierige Gemütslagen, persönliche Rückschläge und auch gescheiterte Liebesakte.

Jüngst habe ich nach der Lektüre eines Fragments die Frage gestellt, wer den eigentlich die jungen Männer verführt – entfernte Tanten oder Cousinen, Ladenmädchen oder Kurtisanen, lebenshungrige gleichaltrige Schulkameradinnen oder triebhafte ältere Buchhalterinnen? Mir fällt auf, dass Frauen hier wesentlich schneller im Erzählen, bisweilen auch im Beschuldigen sind, und die Psychoanalytiker nehmen gar zumeist an, die Qualität des „ersten Mals“ habe namhafte Auswirkungen auf die weibliche Psyche. Sehen sie – und nun kann ich einfach nicht glauben, dass junge Männer so ganz frei von schlimmen Erlebnissen mit gewillkürten, ekligen und erniedrigenden „ersten Malen“ mit Frauen sind - es sei denn, die Welt wäre eine Scheibe.

Dennoch – eine schöne Woche.

Zu den Zeiten, als man das eigene erotische Vergnügen noch streng unter Verschluss hielt, galten Dildos bereits als begehrteste Hilfsmittel der Damen, um sich selbst jene Freuden zu bereiten, die ihnen aus moralischen oder religiösen Gründen ansonsten verwehrt waren.

Einst wurden Dildos aus Holz oder Leder gefertigt, gelegentlich auch bereits aus Glas. Neben den Damen der Gesellschaft befanden sich zahlreiche Äbtissinnen in den Kundenlisten der Hersteller –so viele, dass einige der Gerätschaften der Nachwelt erhalten blieben. So fand sich in der Kloake einer Äbtissin, die im 16. Jahrhundert lebte, ein Glasdildo.

Welche Bedeutung dem Dildo zugemessen wurde, war stets sehr abhängig von der gesellschaftlichen, moralischen und medizinischen Auffassung der Zeit. Lange Zeit galten Dildos als bewährtes Mittel gegen die Hysterie, doch stand diese Methode im Gegensatz zu jener berühmten Behandlungsmethode, in denen ein Arzt den so genannten „hysterischen Paroxysmus“ herbeiführte – etwas, dass sich die Dame außerhalb des medizinischen Behandlungszimmers gut und gerne hätte selbst verschaffen können, doch galt dies als unmoralisch: die „Medizinische“ Methode war es nicht.

Das Bessere ist der Feind des Guten – und so wurde sowohl die ärztlich betriebene Handmethode wie auch die Stimulation durch Dildos bald von einem neuen, elektrisch betriebenen Gerät abgelöst: dem Vibrator, der einerseits in der Form gewöhnlicher Massagegeräte gebaut wurde, andererseits aber auch in der Form eines Dildos. Er ersparte auch den Ärzten die Handarbeit, die als schwer zu erlernen galt: Bald wurden „operating theatres“ eingerichtet, in denen Damen ohne eigene Gerätschaften sich mit Hilfe von Vibratoren „von der Hysterie heilen“ lassen konnten.

Ob die Vibration nun intensiver von außen oder von innen beigebracht wird, mag ein Streitpunkt in der Frauenbewegung gewesen sein – Tatsache ist, dass sich Vibrationsdildos einer großen Beliebtheit erfreuen.

Die Materialien allerdings wurden mit den Jahren sehr „medizinisch“. Der Glasdildo wurde durch den Acryldildo ersetzt, der Leder- oder Gummidildo durch hautfreundliche Kunststoffe. Lediglich der Holzdildo blieb erhalten – hergestellt nach den gleichen Methoden wie vor hunderten von Jahren, und am Ende mehrfach poliert und geölt. Der Werkstoff Holz, so behauptet jedenfalls der Hersteller, nehme Temperaturen besser auf als Kunststoffe.

Eines allerdings ist unbestreitbar: Die Entsorgung dürfte sich bein einem Ökodildo einfacher gestalten als bei einem der modernen Hightech-Geräte: Man wirft ihn einfach ins Kaminfeuer und erinnert sich bei seinem Verglühen noch einmal an die schönen Stunden, die man mit ihm hatte.

 

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