anstoss

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Wann hat einem die Midlifecrisis?

Weiß nicht, kenne Einem nicht.

Glaube, dass wer schreiben will, Deutsch können sollte. Bezweifle, dass Arroganz dabei hilft.

Wie schön, wenn man so gute Quellen hat: Das kath.net hat sie, und die Quelle heißt BILD-Zeitung. Eben jener BILD-Zeitung hat gerade ein blauäugiges Unschuldslämmchen gesagt, dass sie noch Jungfrau sei, und dass Gott in ihrem Leben eine zentrale Rolle spiele. Sie hatte freilich auch noch mehr zu sagen, Verständlicheres, wie ich meine. Aber das sagte sie der „Leipziger Volkszeitung“. Die wird beim Katholikennetz nicht zitiert.

Caroline Trautmann, wie das schöne Mädchen mit bürgerlichem Namen heißt, ist Mitglied der evangelischen Brüdergemeinde, einer christlichen Gruppe, die besser als „Pietisten“ bekannt sind. Obwohl diese Gruppen auch durchaus unterschiedlich denken und handeln, halten sie im Allgemeinen weltliche Vergnügungen für Sünde: Die meisten Eltern verbieten ihren Kindern sogar, tanzen zu gehen.

Fragt sich, was ein junges Mädchen im Milieu der Misswahlen tut, wenn sie denn so religiös ist: Das passt, mit Verlaub, wie der Fisch aufs Fahrrad. Außerdem, und dies ultimativ: Es gibt nicht ein einziges Christuswort, das besagt, dass junge Mädchen als Jungfrauen in die Ehe gehen müssen. Wenn man sich natürlich schwammig auf „die Bibel“ beruft, dann ist immer alles möglich.

Ach, lesen sie doch selbst, sie werden ja wahrscheinlich Christ sein und eine Bibel besitzen.

Journalisten bloggen auf Twoday – das ist sicher gut so. Es würde freilich noch mehr Freude machen, wenn sich die Kunst des Schreibens in diesem Blog niederschlagen würde. Etwas mehr als vom Mitteilungsblatt des Kleintierzüchtervereins sollte man von einem Journalistenblog schon erwarten dürfen.

Gut hingegen sind die vielen Links für Journalisten, und vor allem die eigene Seite des Moderators, Oliver Gassner.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen - fast immer sonntags.

Sagen sie bitte einmal, schreiben sie gerade kein Buch?

Seit einigen Wochen fällt mir auf, dass sehr viele Menschen jenseits der 50 gerade ein Buch schreiben. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Die so genannte „Nachkriegszeit“ und die Adenauerära sind viel zu wenig beschrieben worden, und dort, wo man über diese Zeiten schrieb, wurden sie grob vereinfacht, wenn man sie nicht gar verherrlichte. Der alte „Häuptling der Indianer“ wurde ja neulich erst zum „größten Deutschen“ gekürt.

Doch ich befürchte, dass in jenen Manuskripten, die irgendwo in den Schubladen liegen, auch nicht viel mehr stehen wird als in den Blogs: Befindlichkeiten eben. Doch gerade jene interessieren auf Dauer kaum. In zwanzig Jahren wird niemand mehr wissen wollen, warum eine Dame gerade heute, den 7. November 2004, in volltrunkenem, aber äußerst bewusst geilem Zustand einen Liebhaber gewählt hat, der sie auf die Matratze warf und dann links liegen ließ.

Aber es wird noch jemanden interessieren, wenn sich in derselben Nacht auf einer anderen Matratze und durchaus auch in volltrunkenem Zustand ein Paar begegnet, das aus unterschiedlichen Kulturen kommt. Nehmen wir an, er sei weiß und sie sei schwarz, und er würde ihr erklären, warum er den Unterschied zwischen Sachsen und Niedersachsen höher bewertet als den Unterschied zwischen seinem Deutschsein und ihrem Afrikanischsein. Legt man die Begegnung dann noch auf den Tag, an dem der deutsche Kanzler verkündete, den Nationalfeiertag abzuschaffen, hat man vermutlich den Schlüssel zum Zeitgeschehen gefunden.

Meine eigenen Buchentwürfe hat die Zeit längst aufgefressen – die Themen sind inzwischen zu sehr angejahrt. Wie alle, so würde ich auch gerne meine Erinnerungen schreiben - die Erinnerungen eines etwas ungleichmäßig ins Leben gebauten Herrn. Sie beginnen immerhin schon bei Trizonesien und einer langen, langen Zeit mit dem alten Indianerhäuptling, mit 80-er-Jahre Begegnungen, Emanzipationsfrauen und halbseidenen Damen. Bundesrepublik eben. Es wäre dumm und dreist, solch ein Buch alleine zu schreiben und zu verlegen. Man braucht einen Lektor und Co-Autoren. Das Geschehen im geteilten Deutschland, aus der Sicht vieler Zeitzeugen. Geschichte von unten. Das wäre schon etwas.

Neulich, als unvermittelt das Telefon klingelte, dessen Nummer eigentlich nur meine Bank und mein Steuerberater hat, wurde ich daran erinnert, dass ich einst doch diese Kurzgeschichten schrieb – die aus Afrika, du erinnerst dich? Ja, ich erinnere mich. In Deutschland werden viel zu wenig Kurzgeschichten geschrieben und viel zu viele Bücher. Die erotische Kurzgeschichte (nicht die Erzählung einer erotischen Befindlichkeit in kurzer Form) ist so gut wie ausgestorben. Könnte ich sie wiederbeleben? Vielleicht.

Ich für meinen Teil, könnte der Tradition folgen: Mein Urgroßvater schrieb für eine Zeitung, mein Großvater verfasste Kurzgeschichten für die regionale Zeitung und mein Vater Beschwerdebriefe an Unternehmen, deren Waren nach seiner Meinung qualitativ schlecht waren.

Ich darf ihnen verraten, dass ich tatsächlich professionell schreibe. Freilich weder Lebensbeichten noch Kurzgeschichten noch Tagebücher. Aber sehen sie, ich behalte gerne ein Geheimnis, und sage Ihnen deshalb nicht, was ich schreibe.

Aber die Sache mit den erotischen Kurzgeschichten, die bewege ich noch ein bisschen in meinem Kopf.

Der November hat Einzug in die Hirne gehalten. Die grauen Nebel legen sich tief in die verborgenen Falten der Gefühle. Verborgenes bricht wieder auf, ein Hauch von Melancholie. Die Tage sind zu dunkel, die Farben zu fahl, die Menschen zu blass.

Wehe denen, die sich dieser Tage getrennt haben – Novembertrennungen haben die Tendenz, endgültig zu sein. Wen es trifft, der tut gut daran, die Brücken hinter sich zu verbrennen, in sich zu gehen. Er hat einen Trost: Der nächste Frühling wird umso heftiger in sein Hirn hereindrängen und ihn vielleicht wieder auf die rosa Wölkchen heben, von denen der Herbst ihn verdrängt hat.

Diejenigen, deren Liebe ein weiteres Jahr hält, rücken enger zusammen, fassen sich oft still bei den Händen. Sie haben es geschafft. In Ländern, in denen es üblich ist, dass junge Menschen eigene Wohnungen haben, wird sich jetzt eingerichtet: Die Höhle für den Winter muss rechtzeitig fertig werden, um das Weihnachten zu zweit zu spielen. Wer in einem Land lebt, in dem man die Sommerliebe auf der Straße oder im Park gelebt hat, muss sich jetzt Schlupflöcher für die Liebe suchen.

Mancher, der sonst nur Nussmischungen kauft, setzt sich nun hin und knackt wahrhaftig Walnüsse. Nur, wer sie zerbricht, entdeckt, wie schön sie sind, innen und außen. Man zündet schon mal eine Kerze an, schält Mandarinen, spritz das Öl aus der Schale gegen die Flamme und genießt den Geruch. Sinnliches kann, wer es will, auch alleine erleben.

Es ist noch lang bis zu den Wihen Nachten, aber sie müssen erst einmal vorbei sein, bevor die Lust wieder in die Hirne dringt. Dessous schenken ist nicht alles – sie wollen auch getragen werden. Der Winter ist die Zeit der erotischen Fantasien, der verborgenen Liebesspiele. Die Geliebte könnte einen Pelz tragen und nur die Dessous darunter – das zu tun, würde ihr schwer fallen, wenn die Temperaturen hochsommerlich wären, denn der Pelz muss lange getragen werden, wenn das Spiel gelingen soll.

Manchmal machen auch Kerzen einfach sinnlich – vor allem zusammen mit einer Portion sorgfältig in anderen Getränken verborgenen guten Rums. Winterverführungen stehen immer in Verdacht, ein wenig willkürlich zu sein.

Irgendwann aber hört das Spiel mit der Lust wieder auf. Bis zum Frühling ist es zwar noch weit, aber gegen Februar kündigen die Topfpflanzen schon wieder an, dass sie wachsen werden. Erste Anzeichen dafür, dass bald auch in den Hirnen wieder Frühling wird. Dann enden die Spiele, und die Liebe wird wieder ans Begehren gekoppelt: Die animalische Urnatur nimmt wieder den Platz ein, der ihr gebührt.

 

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