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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Der Hauptvorwurf gegen meine sinnlichen Seiten war immer, dass sie nicht sinnlich wären. Natürlich ist solche Kritik völlig unerheblich: Wenn sie „sehpferd blödsinnige Seiten“ heißen, würden sich die Leute eben beklagen, dass sie nicht wirklich blödsinnig wären, und wenn sie „sehpferds scharfsinnige Seiten hießen“, würden ein Teil der Leser sagen, sie seien weder scharf noch sinnig.

So weit ist es Bloggerschicksal: Es gibt immer irgendwelche Hündinnen und Hunde, die einem in den Garten scheißen. Freilich komm eines hinzu: Man traut dem angeblichen „Sexschreiber“ weder eine gründliche Recherche noch ausreichende Sachkenntnisse zu, um andere Dinge beurteilen zu können.

Ich habe Ruhe, seit ich beweisen konnte, nicht nur besser recherchieren zu können, sondern auch ein weitaus gesünderes Urteilsvermögen als die meisten meiner Kritiker zu haben. Die Spreu vom Weizen trennen zu können ist eine elementare menschliche Eigenschaft und einer der Garanten für den Erfolg, der Zweite ist Qualität: gute Themen, gute Recherche, gute Schreibe. Ich behaupte nicht, es immer zu können.

Allerdings reicht mir das bei weitem nicht aus. Ein Zustand wie die Gegenwart existiert nur in unseren Köpfen, tatsächlich aber ist alles, was wir hier in diesem Moment treiben, schon Vergangenheit. Die Zukunft erscheint mir wichtiger, und dies habe ich in einem langen Leben gelernt: Eine gute Zukunft erwächst stets aus einem winzigen Moment, den man selbst als nicht sonderlich wichtig erkannte: dieser Anruf, der sie wie alle Anrufe anhörte, aber eine Lebenswende einleitete, jene kühne Idee, einfach so dahingesprochen und dann schnell in die Tat umgesetzt, ohne zu glauben, dass sie auf Jahre den Erfolg bringen würde. Warum ich das schreibe? Weil ich denke, dass ich gerade jetzt Zeichen setzen könnte.

Neu im Blog: die Geschichten meines Alter Ego, Johann Fürchtegott Gramse, „Jojo“ genannt. Es sind etwas modernisierte Geschichten aus alter Zeit, in denen sich stets eine lusthemmende Komponente wiederfindet, und ich nenne sie deshalb „unerotische Geschichten“. Ich denke, solche Geschichten können zeigen, dass die Welt nicht voller schöner Menschen mit erotischer Ausstrahlung ist, die nichts als die Geschlechtslust im Kopf haben. Das wirkliche Leben beinhaltet schwierige Gemütslagen, persönliche Rückschläge und auch gescheiterte Liebesakte.

Jüngst habe ich nach der Lektüre eines Fragments die Frage gestellt, wer den eigentlich die jungen Männer verführt – entfernte Tanten oder Cousinen, Ladenmädchen oder Kurtisanen, lebenshungrige gleichaltrige Schulkameradinnen oder triebhafte ältere Buchhalterinnen? Mir fällt auf, dass Frauen hier wesentlich schneller im Erzählen, bisweilen auch im Beschuldigen sind, und die Psychoanalytiker nehmen gar zumeist an, die Qualität des „ersten Mals“ habe namhafte Auswirkungen auf die weibliche Psyche. Sehen sie – und nun kann ich einfach nicht glauben, dass junge Männer so ganz frei von schlimmen Erlebnissen mit gewillkürten, ekligen und erniedrigenden „ersten Malen“ mit Frauen sind - es sei denn, die Welt wäre eine Scheibe.

Dennoch – eine schöne Woche.
 

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