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Blogs sind Schrift, und sie sind so wahr und so falsch, wie das geschriebene Wort eben ist. Ich habe schon vor Monaten davor gewarnt, Blogs als therapeutisches Instrument zu benutzen, und doch geschieht es immer wieder. Da finden Menschen vermeintliche Freunde, die in Wahrheit nicht einmal wissen, wie die Person aussieht, die sie bedauern, die ihr nie in die Augen sehen wollen, sie aber auch nie hinterfragen.

Schicke Online-Mitgefühle, unverbindlich in die Welt gesetzt, nicht zwei Schritte mit den Leidenden gemacht, aber innigliches Verständnis geheuchelt.

Die Leidenden? Sie wurden bereits irgendwo abgelehnt, verloren ihre Gefährtinnen und Gefährten. Nun sind sie hier. Gehen eine Strecke, wie sie sagen. Behaupten, hier Wegbegleiter gehabt zu haben. Sehen plötzlich Felsbrocken auf den Straßen liegen, auf diesen Straßen, jetzt und hier.

Na schön. Wenn das hier nicht Selbstzweck ist, dann gut. Dann haben sich die virtuellen Geister der Blogs vielleicht in Menschen verwandelt – nicht den begeisterten Kommunenstammtischlern, sondern denen, die große Augen haben und noch größere Ohren. Jene, die wenig sagen und viel wissen, und bei denen oft ein einziges Wort reicht, um das Leben eines anderen Menschen nachhaltig zu beeinflussen. Ich bezweifele, dass viele von jenen Menschen bloggen.

Doch all die anderen, die Masse der Wohnblogbevölkerung, das sind Kasper und Gretel, Großmütter und Krokodile. Sie agieren hier, solange das Theater aufgebaut ist, und wenn es ihnen gefällt, gastieren sie morgen in einer anderen Stadt: Der Kasper haut dann anderen Krokodilen eines über die Rübe, und das mitleidige Gretel hält einer anderen Großmutter die Hand. The Show must go on. Das Leben auch. Aber das eine ist auf der Bühne, und das andere findet jetzt statt. Wohl dem, der eine reale warme Hand zu fassen hat, wenn es kalt wird.
toomuch meinte am 28. Nov, 18:33:
vom gefühl ....
vergebens ist gefühles treiben
solang es virtuell geschieht.
- wer fühlt muß nachher öfter leiden -
auch wenn manch' mensch es nicht so sieht!

übrigens:
auch hier steht 'was zum gefühl - man muß nur lesen können. 
sehpferd antwortete am 28. Nov, 20:45:
Du ...
... bringst mich immer zum Lächeln. Das ist gut so. 
tilak meinte am 28. Nov, 19:04:
zuerst war die Schrift,
dann war das treffen, das sich beschnuppern, kennenlernen. Habe Freunde gefunden, Freunde zum plaudern, ins kino gehen, gemeinsam kochen usw. Jetzt ist es echt geworden, greifbar und am Anfang war die Schrift. 
sehpferd antwortete am 28. Nov, 20:43:
Ich habe eigentlich ...
... etwas anderes gemeint. Die Freunde zum plaudern, ins Kino gehen und gemeinsam kochen hätten sich auch anders finden lassen, und wenn es denn überhaupt virtuell funktioniert, dann nur in der großen Stadt.

Ich meinte Freunde in der Not. Menschen, die weisen Rat geben können. Und dann und wann vor allem Freunde, die zu widersprechen wagen. 
tilak antwortete am 28. Nov, 20:52:
solche freunde,
findet man nicht so leicht weder virtuell noch irl. Und sowas muss auch wachsen über viele Jahre. Solche Freunde sind sehr selten und viele Menschen, kennen sowas auch nicht. 
sehpferd antwortete am 28. Nov, 21:10:
Die Anregung nehme ich einmal auf für ein anderes „aufgegriffen“: „Solche Freunde findet man nicht leicht und sowas muss auch wachsen über viele Jahre“. Damit gibst du mir Recht. Aber damit sagst du auch: all die Beladenen, Verängstigten und Verwirrten sind hier eigentlich fehl am Platze – sie finden ja ohnehin keine echten Freunde. Mein Einwand wäre: Sie hoffen aber darauf - und werden nicht selten darin bestärkt. 
toomuch antwortete am 29. Nov, 00:02:
freunde
ein mensch noch jung an jahren
- man sagt: ist unerfahren;
unzählig ist der freunde schaar,
hält sich auch so manches jahr.
besagter mensch wird älter dann,
reift - wie man sagt - heran:
lernt unterscheiden, auszuwählen,
muß sich für neue freunde quälen.
hat er die fünfzig dann erreicht
merkt er: konversation wird seicht
- mit jenen, die ihn nur "hofieren",
er wird so kalt, man könnte frieren!
entsagt der masse dieser "freunde"
besinnt sich auf das hier und heute.
gut so, mensch, das nennt man reife!
tanz' nicht mehr nach der "freunde" pfeife. 
 

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