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Offenbar schadet eine DDR-Vergangenheit manchmal doch. Der Weg hinaus aus der Ideologie ist nämlich nicht allein der Weg hindurch, er ist vielmehr ein Weg, auf dem sich eine freie und demokratische Geisteshaltung erst bilden muss. Leider hinkt dieser Prozess bei vielen Osdeutschen.

In dieses Land wandern viele Menschen ein. Keinesfalls sind sie alle Christen, und sie sind auch nicht alle Muslime. Als sie nach Deutschland kamen, bildeten sie alle, ob sie Italiener, Griechen oder Spanier waren, ihre „Parallelgesellschaften“ – aber damals war eine gewisse Angela Merkel ja in der DDR. Wäre sie in Stuttgart gewesen, sie wüsste es besser.

„Parallelgesellschaften“ entstehen zwangsläufig, wenn eine Gruppe von Menschen in einem anderen Land lebt, zu deren Wohnbevölkerung sie nicht gehört. In Budapest gibt es selbstverständlich eine deutschsprachige „Parallelgesellschaft“, die deswegen aber doch auf dem Boden der dortigen Gesetze steht, und in der deutschen Kirche wird selbstverständlich deutsch gepredigt. Dies alles ist im Ausland ganz normal, und niemand glaubt, dass man daran Schaden nimmt.

Das Problem der Deutschen (und auch Frau Merkels Problem) scheint zu sein, dass sie noch nicht in Europa angekommen sind, ja eigentlich noch nicht einmal in Deutschland. Wer einmal in England war, weiß, dass es dort ganze Straßenzüge gibt, in denen kein Wort Englisch gesprochen wird und in der die englische Kultur völlig unbekannt ist: Diese Straßenzüge werden von Indern und Pakistani beherrscht, während andere Stadtteile ganz in der Hand der Chinesen sind. Ob die Integration dieser „Einwanderer noch nicht gelungen“ ist, interessiert keinen Menschen: Die Stadt stellt Straßenschilder in indischer Sprache auf, damit sich niemand verläuft.

Vielleicht sollten Frau Merkel und ihresgleichen auch einmal nach Südafrika gehen. Ich gebe zu, das ist ein bisschen weit. Aber hier kann man sehen, wie Christen, Juden, Moslems und Hindus zusammenleben – und doch getrennt. Jeder in seiner Parallelgesellschaft und dennoch alle gemeinsam in einem Regenbogenstaat. Dieser Staat zeigt auch deutlich, dass Toleranz eben keine Einbahnstraße ist – wenn man die Kultur von vornherein mehrbahnig anlegt.

Und auch dies mutet merkwürdig an: Deutschsprachige Kultur ist zu einem großen Teil auch deutsch-jüdische Kultur. Früher hat die Christenunion immer noch von den christlich-jüdischen Wurzeln dieses Landes gesprochen: Jetzt sind davon gerade noch einmal die christlich-abendländischen übrig geblieben.

Man könnte auf die Idee kommen, dass es Frau Merkel und all den anderen gar nicht um Kultur geht, sondern darum, eine trutzige deutschchristliche Kampfhaltung an den Tag zu legen. Man wird als Bürger scharf beobachten müssen, was aus dieser Ideologie noch entsteht.
 

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