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Als ich mich vor über 43 Jahren für Jazz zu interessieren begann, da war ich ein Revolutionär in der brodelnden Masse einer unverstandenen Jugend, der mit ganz wenigen alten Knochen („Swingheinis“) eine Gruppe von Abweichlern bildete, die in einem denkwürdigen Buch als „Parasiten des Jazzkellers“ bezeichnet wurde.

Nachdem es revolutionär war, sich für Jazz zu interessieren, wurde es elitär, und schon etwa fünfzehn Jahre später war die Generation der ersten deutschen Nachkriegsjazzer schon über Vierzig und hockte mit Kind und Kegel beim Jazz im Cannstatter Kurgarten: man hatte sich das Leben eher konservativ eingerichtet.

Damals, also vor 43 Jahren und noch früher, war Jazz für junge Deutsche meist nur eine Ideologie, die zufälligerweise auch aus Musik bestand. Sehe ich mir heute bereinigt an, so bleibt der Klang der Sehnsucht, der sich mit der Stimme von Billie Holiday oder dem Saxofonspiel von John Coltrane tief in die Seele eingefressen hat.

Und auch der Schauer bleibt. Jener Schauer, der mir heute noch dort über den Rücken läuft, wo Jazz mehr als Musik ist – nämlich das Zeugnis einer bewegten Zeit.

From „Strange Fruit“ Abel Meeropol (1903-1986)

„Southern trees bear strange fruit,
Blood on the leaves and blood at the root,
Black bodies swinging in the southern breeze,
Strange fruit hanging from the poplar trees”


(Thanks to Lyrics Freak)
 

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